Taktlos to go: Warum tobt die Königin der Nacht so?
Shownotes
Ihre Spitzentöne gehen ins Mark. Sie ist zornig, und zwar wie: Die Königin der Nacht verlangt in ihrer berühmten Arie „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ nichts weniger als einen Mord. Was die stechenden Soprankoloraturen aus Mozarts „Zauberflöte“ nicht davon abgehalten hat, eine beliebte Werbemusik zu werden. Und überhaupt der Inbegriff der Sopran-Arie. Wer hat noch nicht (vergeblich) versucht, die Melodie bis zum hohen F mitzuträllern?
Katrin Nussmayr und Wilhelm Sinkovicz, unser Taktlos-Podcast-Duo, erforschen in dieser Folge nicht nur die musikalischen Besonderheiten dieser berühmten Arie, sondern sie erzählen auch die „Origin Story“ der Königin der Nacht - und zeichnen ein Charakterporträt dieser gefürchteten, aber auch tief gekränkten und geschmähten Frau.
Mehr über die „Zauberflöte“, ihre Geschichte und Symbolik erzählen wir in dieser Folge von „Klassik für Taktlose“: Was geht in der „Zauberflöte“ ab?
Mit dieser Folge über „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus der „Zauberflöte“ geht unsere kleine Serie in eine weitere Runde: In „Taktlos to go“ widmen wir uns den berühmtesten Melodien der Klassikwelt und den Geschichten, die dahinter stecken. Als musikalischer Spritzer für zwischendurch!
Über den Podcast In „Klassik für Taktlose“ ergründen "Die Presse"-Feuilleton-Redakteurin Katrin Nussmayr und Klassikkritiker Wilhelm Sinkovicz gemeinsam die Welt der klassischen Musik: Braucht jedes Orchester einen Dirigenten? Warum verstört Richard Wagner so? Was war an Mozart eigentlich so toll? Wie viel Klassik steckt in „Bohemian Rhapsody“ oder Taylor Swift? Für musikalische Einsteiger und Klassik-Freunde, die’s ein wenig genauer wissen wollen.
Produktion: Wilhelm Sinkovicz / www.sinkothek.at Audio-Finish: Georg Gfrerer / www.audio-funnel.com.
Transkript anzeigen
00:00:04: Klassik für Taktlose.
00:00:10: Mit Kathrin Nussmeier und Wilhelm
00:00:12: Sinkowitsch.
00:01:18: Lieber Willi, war das das wütendste Musikstück, das du je gehört hast?
00:01:23: Wahrscheinlich, also zumindest aus der klassischen Periode.
00:01:27: Also, auf den freien Motz hat Beethoven, ist das sicher das wildeste und hasserfühlteste, was man sich überhaupt.
00:01:36: vorstellen kann.
00:01:36: Natürlich gab es später dann, also vor allem in der späteromantik und in der modernen gibt es noch wütendere Sachen, vielleicht kommt die Königin der Nacht nicht mit, aber davor war das sicher das wütendste.
00:01:47: Gut, weil was wir gehört haben, war ja eben die Königin der Nacht, die berühmte Racheare der Königin der Nacht.
00:01:52: Eigentlich heißt es doch, der Hölle-Rache kocht in meinem Herzen.
00:01:55: Damit sind wir jetzt auch schon mittendrin in einer neuen Folge unserer kleinen Reihe Taktlos to Go, wo wir in kleinen Snack-Bahn folgen, die berühmtesten Melodien der Klassikgeschichte näher betrachten wollen und auch die dramatischen und spannenden Geschichten dahinter erzählen wollen.
00:02:12: Ich muss immer an mich bemühen, mich kurz zu fasten.
00:02:14: Gelingt mir sehr selten.
00:02:16: Ich werde dich immer wieder zurückrufen und einholen.
00:02:19: Jeder kennt die Königin der Nacht-Arie und auch wenn man überhaupt nichts mit klassischer Musik am Hut hat, dann hat man diese hohen Töne doch bestimmt auch schon mal gehört oder sogar versucht, Nacht zu singen.
00:02:30: Also es handelt sich um eine Arie aus der Oper, die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart.
00:02:35: Also eine der berühmtesten Arien der klassischen Musik aus wahrscheinlich der berühmtesten aller Opern.
00:02:42: Genau.
00:02:43: Und damit haben wir auch wahrscheinlich die berühmteste Opernfigur in der Königin der Nacht.
00:02:48: Und da jetzt gleich meine Frage an dich.
00:02:50: Warum ist sie denn so rachsüchtig und zornig?
00:02:54: Was passiert denn da?
00:02:56: Wir müssen uns vorstellen, das ist eine gekränkte Frau, eine Frau, die ihrer Macht verlustig gegangen ist.
00:03:04: wie wir im Lauf der Geschichte erfahren.
00:03:07: deshalb, weil ihr Mann, der nicht der König der Nacht war, sondern überhaupt der König, der übertrag und Nacht geerst hat.
00:03:15: Wir haben ein ganz komplexes Märchen.
00:03:17: Für uns Märchen sind ja immer alles sehr komplex und Kinder verstehen sie sofort.
00:03:21: Und ohne Mühe und je älter man wird, umso weniger versteht man bis man gar nichts mehr versteckt.
00:03:25: Also Zauberflöte ist ein Stück, das man einem Kind sofort vorführen kann.
00:03:30: Der wird nie ein Problem haben damit.
00:03:32: Aber sobald man anfängt, das zu hinterfragen.
00:03:33: Das ist immer dort, wo wir schon mal waren, weil wir haben in einer Folge uns schon mal gefragt, warum ist die Zauberflöte so weird?
00:03:39: Ja, genau, für uns zumindest.
00:03:43: In dieser Geschichte ist es so, dass wir nach und nach darauf kommen, aha, deshalb, weil sie wird ja eingeführt als leidende Mutter, der man die Tochter entführt hat.
00:03:52: Und da kommt ein junger Prinz und der soll die Tochter befreien und zu diesem Zweck kriegt er eben die Titelheldin, die Zauberflöte in die Hand.
00:04:02: die ihn aus der Not befreien kann, wenn es den notwendig sein sollte.
00:04:07: Da denkt man sich noch nichts an und denkt man sich die arme Frau, die hat nämlich, also diese rache Aree ist die zweite Aree der Königin der Nacht.
00:04:15: Zauberflöte hat zwei Akte und in jedem Akt hat die Königin der Nacht eine Bravour-Arie zu singen.
00:04:22: Hast du mal eine Auftritts-Arie?
00:04:24: Genau, die ist auch bravourös, aber da hat man auch Mitleid mit ihr, weil da stellt sie sich zuerst als leidende Mutter vor, der man die Tochter entführt hat und dann feuert sie den jungen Mann an, den jungen Prinzen, dass er doch gehen soll und die Tochter befreien aus der Hand der sogenannten Eingeweiten, die wiederum von einem Oberpriester namens Sarastro.
00:04:48: Und dieser Sarastro ist sozusagen der König des Tags?
00:04:51: Mehr oder weniger.
00:04:53: Man kommt im Lauf des zweiten Aktes drauf, dass der Sarastro nicht unbedingt der Böse ist, als derer eingeführt wird.
00:05:02: Und dass die Königin in der Nacht jedenfalls nicht die Gute ist, als die sie sich präsentiert, sondern im zweiten Akt.
00:05:10: Und das ist die unmittelbare Vorgeschichte der Aree, wo wir jetzt gerade den Ausschnitt gehört haben, also diese rache Aree, dringt die Königin der Nacht, weil sie draufkommt, dass dieser Prinz, der Prinz Tamino bereits eingedrungen ist in den Bereich der Eingeweihten und die Pamina, ihre Tochter, also auch schon aufgespürt hat, dass aber die beiden umgarnend sind von den Ränke spielen.
00:05:36: könnte man meinen, der Eingeweiten, die die beiden Prinz und Prinzessin auf ihre Seite ziehen wollen.
00:05:44: Und das will die Königin der Nacht nun nicht dulden.
00:05:46: und dann geht sie zu ihrer Tochter und sagt, der Prinz ist abdrünnig geworden, der liebt dich gar nicht und du musst jetzt sozusagen dafür sorgen.
00:05:56: Und jetzt die Frage, wofür muss sie denn eigentlich sorgen?
00:05:58: Und dann erfährt man es.
00:06:00: Der Vater am toten Bett hat den ... Siebenfachen Sonnenkreis.
00:06:07: Offenbar das magische Element des Tages, des Lichts, nicht ihr Vermacht, der König in der Nacht, die ist erst geworden, weil sie diesen siebenfachen Sonnenkreis nicht geerbt hat, sondern dem Sarastro und den Eingeweiten.
00:06:21: Das ist das Symbol der Macht.
00:06:24: Und das will sie jetzt zurück.
00:06:25: und daher gibt sie der Tochter ein Mess und sagt, du musst den Sarastro töten.
00:06:29: Also es ist sozusagen ... auch eine Neidgeschichte.
00:06:33: Absolut, eine absolute Macht, Machtverlustsgeschichte.
00:06:38: Sie will die Macht wieder an sich reißen.
00:06:42: Jetzt ist da ein interessanter Punkt.
00:06:47: Wir glauben am Anfang, die Königin der Nacht ist die gute und der böse.
00:06:50: Sarastro, als solche wird er bezeichnet, hat die Prinzessin geraubt.
00:06:56: Im Laufe der Geschichte scheint sich das umzudrehen, Und wir kommen drauf, wahrscheinlich ist das Sarastro der Gute und sie ist offensichtlich die Böse, was bei dieser Aree auch herauskommt, das ist heiß erfüllt, das ist ein Mordauftrag an die Tochter, also jedenfalls nichts Gutes.
00:07:12: Das können
00:07:12: wir vielleicht kurz auch zitieren.
00:07:14: Im Text kommt dann vor, Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen, so bist du meine Tochter nicht mehr mehr.
00:07:20: Genau,
00:07:21: das ist nämlich eine doppelte Drohung.
00:07:23: Jetzt habe ich dich noch nicht verstoßen.
00:07:25: Wenn du das jetzt, dann bist du verstoßen.
00:07:26: Dann bist du diesen Eingeweiten überlassen.
00:07:29: Die Geschichte ist ja sehr kompliziert.
00:07:31: Also es werden alle geprüft.
00:07:32: Also vor allem Tamino, der Prinz, so wird es immer erzählt.
00:07:37: Der Tamino muss mit Hilfe der Zauberflöte die Prüfungen bestehen und kann dann sozusagen gewonnen.
00:07:45: Und die Königin der Nacht geht mit ihrem ganzen Gefolge unter, weil eben das Gute gesiegt hat.
00:07:51: Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
00:07:54: Denn wenn das Arrastro der Gute ist und die Königin der Nacht die Böse und es durch die Prüfungen so weit kommt, dass die Welt des Negativen, die Welt der Nacht untergeht und ewig Tag ist sozusagen, dann würde er das Arrastro, die Macht behalten und es wäre alles in Ordnung.
00:08:13: Aber so ist es nicht.
00:08:15: Wir müssen ja überlegen, wenn der Vater der Pamina diesen Sonnenkreis übergeben hat.
00:08:21: wollte er offensichtlich nicht seiner Frau die ganze Macht überlassen.
00:08:26: Dadurch ist sie erst zur Königin der Nacht geworden.
00:08:30: Und jetzt muss man sich folgendes überlegen.
00:08:32: Wenn die Königin der Nacht ohne diesen siebenfachen Sonnenkreis nur halb ist und nur über die eine, die böse Region oder die finstere Region herrscht, Dann kann ja auch das Arrastro nicht ganz sein.
00:08:45: Den muss ja dann auch ein bisschen was fehlen.
00:08:47: Also der will auch seine Macht erweitern.
00:08:51: Der versucht ja zunächst einmal, warum ist denn die Pamina die Tochter entführt worden?
00:08:56: Ja, vielleicht als Löse, Geldmittel, sozusagen.
00:08:59: Also will er nicht von der Königin der Nacht ihre Reichshälfte erpressen?
00:09:03: Ja, möglicherweise.
00:09:04: Das würde aber noch viel leichter gehen, wenn er die Pamina heiratet.
00:09:10: Und das ist ja offensichtlich auch so.
00:09:12: Du meinst so die alte Habsburger Masche?
00:09:15: Ganz
00:09:15: genau, das ist es.
00:09:17: Nicht Kriege für uns an einen Heiraten?
00:09:18: Ganz genau, das ist es.
00:09:20: Tu-Felix-Austria-Nube.
00:09:22: Tu-Felix-Arastro-Nube.
00:09:24: Ja genau, und das hat er ja auch versucht.
00:09:26: Das kommt aus den Texten ganz klar heraus.
00:09:28: Zu Liebe will ich dich nicht zwingen, doch auch die Freiheit gebe ich dir nicht.
00:09:33: Ich meine, man kann es ja auch noch anders machen.
00:09:35: Das Interessante ist ja, das Prinzip der Königin danach, das haben wir ja erklärt, furiosa, hassausbruch, das ist Leidenschaft pur.
00:09:42: Und auf der anderen Seite steht der Sarastro, bei dem alles Ratio ist.
00:09:47: Überlegt, kühl, klar, den Gesetzen, wenn du dich den Gesetzen unterwirfst, dann ist alles gut und es geht allen gut.
00:09:55: Jetzt wissen wir aber aus der eigenen Praxis, Das geht genauso wenig gut wie wenn ich überall sofort mit einem Holzhammer drauf habe.
00:10:04: Und das Lustige an der Zauberflöte ist, und das haben wir in unserem Podcast ja schon besprochen, dass hier zwei Ebernen aufeinandertreffen.
00:10:10: Auf der einen Seite ist diese adelige Eberne die Königin, der hohe Priester, die Prinzessin, der Prinz.
00:10:18: Und auf der anderen Seite, und das ist ja ein Ausbund, das wienerischen Volkstücks ist, das muss jetzt kommen, gibt es einen Kasperl, nämlich den Papageno.
00:10:27: Und er findet seine Papagena.
00:10:29: Also es sind zwei Ebernen, die hohe Eberne und die tiefe Eberne.
00:10:34: Und ein entscheidender Moment in dieser Oper ist ein Duett zwischen der Prinzessin Pamina und dem Kasperl Papagena, dem Vogelhändler, die miteinander ein Duett singen.
00:10:46: Und das ist das eigentlich ein liebes Duett, zumindest das ideelle Liebesduett, das mündet in den Satz Mann und Weib und Weib und Mann reichen an die Gottheit an.
00:10:57: Das Entscheidende ist das Wort und.
00:10:59: Und das Gleiche ist auch mit den beiden Herrschern und Herrschern.
00:11:02: So ist es.
00:11:03: So ist es allein.
00:11:04: Genau das ist, du sagst es, genau das ist es.
00:11:07: Auch viel von diesem fernöstlichen Philosophämen ist da.
00:11:12: Und das ist auch der Schloss der Zauberflöte.
00:11:14: Die Königin der Nacht geht und damit großen Gedammer logischerweise.
00:11:19: Aber das Rastrum muss auch zurücktreten, vor denen die, und jetzt kommt Mann und Weib.
00:11:25: die gemeinsam die Prüfungen bestehen.
00:11:27: Nicht der Tamino besteht die Prüfungen, sondern die Pamina und der Tamino gehen gemeinsam mit der Zauberflöte durch.
00:11:36: Und das ist das Rätselslösung.
00:11:38: Und sie ziehen als neues Königspaar in den Weisheitstempel ein.
00:11:44: Und jetzt ist das alles wieder vereint.
00:11:46: Tag und Nacht.
00:11:47: Das ist so die große ganze Geschichte.
00:11:49: Aber in dem Moment, wo die Aria ertönt, wissen wir das alles ja noch nicht.
00:11:53: Das heißt, in dem Moment sind wir noch gebannt von diesem furiosen, niederschmetternden Zorn dieser Königin.
00:12:03: Hören wir doch noch mal rein.
00:13:15: Ich würde mich noch ein bisschen mehr für das Psychologische in dieser Figur interessieren.
00:13:20: Hast du eigentlich auch Sympathie für diese Königin?
00:13:26: Ich glaube... Jeder, der unvoreingenommen in dieses Stück hineingeht und es wieder von neuem anschaut, hat beim ersten Auftritt mit dieser Frau Sympathien.
00:13:38: Denn die dritt diesem jungen Mann entgegen und sagt, ich bin zum Leiden geboren, das ist alles entsetzlich, weil meine Tochter ist weg und die ist eine gebrochene Existenz.
00:13:48: Hat man das Gefühl?
00:13:50: Ich weiß nicht einmal, ob sie das spielt.
00:13:54: Vielleicht ist sie wirklich eine gebrochene Existenz, schon deswegen, das wissen wir noch nicht, weil sie quasi enterbt worden ist.
00:14:02: Sie macht und die Tochter verloren.
00:14:04: Die Tochter ist das Einzige, was sie noch als Pfand hat, weil wenn sie die Tochter mit dem Sarastrofer heiraten würde sie nämlich, dann würde das ganz offiziell und dann wäre sie als Queen-Mam, sozusagen könnte sie ein gutes Leben führen, ist aber verboten schon deswegen, weil sie ... für sich genommen personifiziert.
00:14:21: Und das hören wir in dieser Wilken-Arie.
00:14:23: Einfach den Hass und die Gehe und das unbedingte Machtsträben.
00:14:29: Und das kann zunächst gutem führen, führt im Ernstfall in den Tod.
00:14:34: Und ihr Leiden und ihre Vorgeschichte, die sind ja trotzdem wahr.
00:14:36: Also auch im Sinne dieses Yin-Yang, dieses böse und gut vereint in einer Figur.
00:14:42: Auch wenn sie hier Mord gelüstert hat und ihre Tochter erpresst, dass sie einen Mord ausüben soll.
00:14:49: Ihre Kränkung ist ja trotzdem real.
00:14:51: Natürlich ist die Kränkung real, absolut.
00:14:53: Und
00:14:53: ist nicht gewissermaßen ihre Rache auch eine Reaktion auf seine Art Täter-Opferumkehr.
00:14:59: Im ersten Teil der Geschichte ist sie die Gute, sie ist auch die Geschädigte, weil ihre Tochter wurde vom Bösen Sarastro entführt.
00:15:07: Und dann auf einmal ist Sarastro der Gute und wollte die Pamina vor der bösen Mutter beschützen.
00:15:12: Das heißt, sie wird ja auch umgedeutet zu Bösen.
00:15:17: Da würde ich ja vielleicht auch durchdrehen.
00:15:20: Ja, wir haben ja mehrere Schnittpunkte.
00:15:23: Es gibt eine Schnittpunkt, das können wir vielleicht kurz hinein hören, ist am Ende des ersten Akts, wo Sarastro ganz klar legt seine Absichten.
00:15:32: Er sagt, ich will dich nicht zur Liebe zwingen, aber ich geb dir die Freiheit nicht.
00:15:36: Du hast dich offenbar verliebt in den Prinzen, der noch gar nicht vor ihm erschienen ist, aber der wird gleich erscheinen.
00:15:43: Ich lass dich frei, aber nicht frei, in dem Sinn, dass du jetzt mit dem davonziehen kannst, sondern du müsst in den Tempel einziehen und müsst Prüfungen über euch ergehen lassen.
00:17:01: Und weil offensichtlich die Erbin der Königin der Nacht ins Spiel eingebunden werden muss, irgendwie, jetzt sagen wir es einmal, sprechen wir es aus, das weibliche Prinzip muss eingebunden werden, die Männer allein.
00:17:14: Und das ist nämlich ganz interessant.
00:17:16: Bei allen Besprechungen der Zauberflöte heißt es immer, das ist der Männerbund und die Freie Maurerei.
00:17:20: Und natürlich spielt das alles da rein, nur in einem Vorstadttheater.
00:17:24: Das ist ja nicht fürs Hofburgtheater komponiert worden, sondern fürs Vorstadttheater auf der Wieden, wo heute die Technische Universität steht, Freihaus auf der Wieden.
00:17:34: Das war eine Bühne, die von allen bevölkert worden ist.
00:17:36: Da sind auch die Adeligen hingegangen, aber das war eine Bühne fürs Volk, daher auch das Kasparl Theater und der Papagena und der große Maschinenzauber.
00:17:43: Und das war ein Riesenspektakel, aber mit einem Hintergrund.
00:17:47: Und da wurden auch die damals sehr modischen Freimarrer-Assoziationen, die wurden da eingebunden und alle haben gedacht, ja, da erfordern wir jetzt, was da hinter den Kulissen wirklich vor sich geht in diesen Loschen.
00:18:00: Und jetzt trinkt da das weibliche Prinzip ein.
00:18:04: Und wir lernen aber am Schluss, das ist keine Männerbünde, leider sozusagen die Frauen werden vernichtet und die Männer übernehmen die Herrschaft.
00:18:13: Stimmt ja nicht, die Herrschaft übernehmen Mann und Weib gemeinsam.
00:18:16: Das heißt, der Prinz und die Prinzessin, die werden dann gemeinsam die neuen Herrscher dieses Gesamtreichers... Genau, die ziehen Seite
00:18:23: an Seite ein.
00:18:24: Ja, damit kann die Königin der Nacht dann doch seine Art Queenmarm werden.
00:18:28: Die ist immer gerade vorher untergegangen.
00:18:31: Die lebt ja gar nicht mehr.
00:18:32: Ah, das Schicksal der Königin der Nacht haben wir verschwiegen noch.
00:18:36: Die
00:18:36: erlebt das so nicht, also zumindest geht sie unter mit Mann und Maus sozusagen.
00:18:40: Also
00:18:40: für sie geht es nicht gut aus.
00:18:41: Du eine Frage noch, warum hat sie eigentlich die Macht verloren?
00:18:44: Also warum hat ihr Mann ihr dieses ... Wie heißt das Signi?
00:18:50: Das Sonnensegel.
00:18:53: Das
00:18:54: Siebenfache Sonnenkreis.
00:18:56: Warum hat sie den nicht bekommen?
00:18:58: Wahrscheinlich hat er sie gut gekannt.
00:18:59: Sie waren immerhin verheiratet und haben ein Kind miteinander gehabt.
00:19:02: Er wird wahrscheinlich gewusst haben, dass auch die zweite Aria in ihr steckt.
00:19:08: Nicht nur die leidende Mama, sondern auch die hasserfüllte Mörderin letztendlich.
00:19:12: Oder die, die jemanden anstiftet zum Mord.
00:19:14: Und so jemanden kann man doch nicht, den Siebenfacher schon.
00:20:04: Da kann man natürlich sagen, da ist jeder Ton ein Dolchstoß.
00:20:08: Und man muss sagen, das ist natürlich wird.
00:20:10: von den Sobranistinnen, die das überhaupt singen können, sind immer nur ganz wenige in jeder Generation, die das wirklich perfekt singen können, wird genützt.
00:20:20: Ein Showstopper, was es ja auch ist, weil wenn die alle Töne erwischt, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Aarie, dann ist nachher brandet langer Applaus auf.
00:20:30: Das ist auch eine Virtuosität, das hat ja auch zu Opa gehört, das Virtuose Sänger-Tum.
00:20:37: Und das geht es hier nicht.
00:20:39: Diese Kolleraturen sind nicht dazu da, dass eine Frau XY beweist, dass sie das singen kann, sondern sie muss...
00:20:46: Auch wenn es so genutzt wird, oder auch wenn das passiert?
00:20:48: Genau
00:20:48: das ist es.
00:20:48: Auch wenn es so genutzt wird, aber eine wirklich gute Königin der Nacht, die lädt das auch noch.
00:20:55: Wie bei uns am Beispiel ist es Edamosa, die fand ich immer... großartig, denn die hatte so eine fleischige, starke, eigentlich lyrische, dramatische Stimme und konnte auch noch diese Koloraturen singen.
00:21:07: Und nicht so.
00:21:08: manchmal sind diese Koloraturen so Pipseln, die können überhaupt diesen Ausdruck nicht drüberbringen.
00:21:13: Aber hier ist ja wirklich jeder Ton ein Tolstus.
00:21:17: Also da hört man, die Frau ist gefährlich.
00:21:19: Und deswegen ahnt man auch die Antwort auf deine Frage.
00:21:24: Der will schon gewusst haben, warum er den siebenfachen Sonnenkreis nicht gibt.
00:21:29: Ich finde es lustig, dass du die Dolstöße erwähnt hast, weil diese hohen Töne, die da so stakatoartig kommen, die haben natürlich was Stechenes.
00:21:37: Aber könnte man darin nicht auch noch etwas anderes raushören?
00:21:42: Nämlich, dass die Melodie diese rasende Wut auch insofern vorgibt, dass da jemand so ausser sich ist, dass sie nicht mal mehr Luft holen kann, dass sie in so eine Art Schnappatmung schon verfällt.
00:21:55: Und die Wut will raus, aber sie kann gar nicht in dieser Internet... Es ist wie ein Flaschenhals, wo es rausschwallen soll, aber es kommt nur staccatoartig daher, weil der Körper diese Wut gar nicht mehr fassen kann.
00:22:09: Ja, das ist es auch.
00:22:10: Ich glaube auch, das ist genau das, was Mozart wollte und das muss auch irgendwie drüber kommen.
00:22:15: Also nicht einfach nur die hohen Töne bis zum F.
00:22:18: Ja, da haben wir es jetzt auch mal benannt.
00:22:19: Das hohe F ist sozusagen wie...
00:22:22: Steht über der höchste Ton, der je komponiert worden ist für eine Frauenstimme, stimmt nicht.
00:22:27: Also Mozart hat eine Konzerteihe, namens Populitisai, ihr komponiert die etwas hohe und gehe, also noch ein Ton höher, aber lächerlich.
00:22:34: Natürlich in der Ober ist das ein extremen Ton, der so gut wie nicht.
00:22:39: Also außer in der zeitgenössischen Musik jetzt gibt es Sachen, das geht dann noch höher.
00:22:43: Im Wesentlichen ist das, dass die Extremvia, das Arrastur auf der anderen Seite ganz tief runtergeht.
00:22:51: Also das ist die profunde Weisheit, auf der alles ruht.
00:22:57: Aber das ist auch nur die halbe Miete.
00:22:59: Es ist
00:22:59: auch interessant, dass die helle Seite da macht die tiefen Töne hat und die dunkle Seite da macht die hohen Töne.
00:23:04: Ja, ja, wobei, wie gesagt, Sie können ohne einander nicht
00:23:08: in Wirklichkeit.
00:23:11: Ja und du hast gesagt, dass diese Figur in der Oper ja eigentlich da keine so große Rolle spielt.
00:23:16: Also sie hat zwei Arjen und das war's.
00:23:19: Und der Schlussansabel, wo sie untergeht mit dem Abtrünnigen.
00:23:23: Also es ist keine große Rolle.
00:23:26: Es ist keine große Rolle, aber eine höchsteffektive.
00:23:29: Also es gibt kaum... So berühmte, ganz wichtige Partien im Opernrepertoire.
00:23:36: Das
00:23:37: ist praktisch, man kann glänzen, ohne sich viel Text merken zu müssen.
00:23:40: Das auf jeden Fall.
00:23:41: Wenn man die Töne erwischt, kann man es auch auf La La singen.
00:23:44: Wenn der Ausdruck stimmt, dann geht es auch.
00:23:47: Und wer hat die Rolle eigentlich erfunden?
00:23:48: Weil die Zauberflöte ist komponiert worden von Wolfgang Amadeus Mozart.
00:23:53: Das Libretto stammt von dem Herrn Schikanera, der ja auch den Papageno... selbst gesungen hat.
00:24:00: Und wer steckt jetzt hinter dieser Figur?
00:24:03: Wer hat die erfunden?
00:24:05: Naja, das basiert auf verschiedenen Vorlagen, die damals am Wog waren, zum Teil auch von Schickerneder in seinem Theater auf der Wieden im Freihaus Theater gespielt worden sind.
00:24:22: Das war damals ganz normal.
00:24:23: Wir müssen ja vorstellen, heute hat man sofort in jedem Platz einen Plagiarz-Prozess am Hals.
00:24:27: Das ist ja damals nicht gewesen.
00:24:29: Man hat sich bedient, der Elemente aus anderen Stücken.
00:24:31: Das ist eigentlich eine gute Idee und hat das neu definiert und neu aufgeführt und war schon ein neues Stück.
00:24:37: Also da gab es Lulu oder die Zauberzitter oder Crashball, der Fagotist.
00:24:43: Von überall ist ein bisschen was herein und dann irgendwelche ... aktuellen Meldungen über irgendwelche maurische Aktivitäten und so weiter.
00:24:53: Das war natürlich sehr geheimnisumwidert.
00:24:54: Und das alles auf der Bühne war eine wunderbare Melange, dass alle hingehauen sind, was die schon gesehen haben.
00:25:00: Das ist jetzt weiter gespürt in der Freymarulose und so weiter.
00:25:03: Also, das ist Unterhaltung auf der höchsten Ebene gewesen.
00:25:08: Wollten alle sehen, war auch sofort ein Riesenerfolg, nur der Mozart konnte den nicht mehr ... finanziell ausloten, weil er gestorben ist, relativ bald.
00:25:17: Nach der Urlaub während der Schikanäde hat sich von dem Erfolg der Zauberflöte das Theater an der Wien bauen lassen, kurz nach eighteenhundert.
00:25:25: Stimmt das, dass Mozart das quasi am Sterberbett geschrieben
00:25:28: hat?
00:25:28: Mehr oder weniger, ja.
00:25:30: Das war schon knapp.
00:25:31: Es war knapp, ja.
00:25:33: Aber man konnte ja dann von der nächsten folgenden Oper, die quasi gleichzeitig komponiert worden ist.
00:25:38: Titus, also La Clemenza di Tito, Krönungsoper für Leopold II.
00:25:42: in Prag, hat dann auch Urauf geführt, da hat ihm aber der Schüler Süßmeier, der dann auch das Rekwirm im Übrigen vollendet hat, schon die Rezitative komponiert.
00:25:50: Die Zauberflöte ist reiner Mozart.
00:25:53: Also das ist das letzte Oper, die er allein vollenden konnte.
00:25:57: Beim Titus hat ihm schon der Süßmeier geholfen und wenige Wochen nach der Uraufführung der Zauberflöte ist er gestorben.
00:26:04: im Mitten in der Arbeit am Requiem, das ist eher eine berühmte Geschichte.
00:26:07: Es war das letzte große Werk, das er vollenden konnte.
00:26:11: Er hat den Erfolg noch erlebt.
00:26:13: Die ersten Aufführungen, sogar sein Konkurrenzsalieri, ist gegangen in eine Aufführung und Mozart hat erlebt, wie der noch jeder noch mal gesagt hat, wunderbar, bravo, das ist der Tor.
00:26:23: Konnte er in Ruhe sterben, verstehen?
00:26:25: Das
00:26:26: glaube ich nicht.
00:26:28: Aber zu mir, dass das hat er erlebt, diese Geschichten mit Mozart und Salieri sind ja überhaupt...
00:26:32: Da machen wir vielleicht mal eine eigene Folge.
00:26:34: Und stimmt es, dass Mozart diese Ariya der Königin der Nacht quasi seiner Schwegerin auf den Leib geschrieben hat?
00:26:44: Da stimmt auf jeden Fall, weil er immer die Ur-erführungs... Partien, den Uraufführungssängern auf den Leib geschnitert hat.
00:26:52: Er hat gesagt, in die Gurre gekomponiert.
00:26:55: Das war schon in den frühen Aufträgen, die er bekommen hat.
00:26:57: Für Mailand, diese Jugendopern, da war er ein ganz junger Pursch.
00:27:00: War das schon so und ein reifer Komponist.
00:27:02: Er wusste immer, wer die Uraufführung entsingen wird.
00:27:06: Und deswegen sind manche Partien auch so unglaublich schwer.
00:27:11: Ja, das ist alles zugeschneidert auf diese Sänger.
00:27:14: Und ich meine, er hat ja dann auch, wenn was umbesetzt worden ist, zum Beispiel legendär, im Don Giovanni ist die Tenor-Party umgearbeitet worden nach der Prager-Uhrerführung, die eine Sensation war, für den Wiener Tenor, der die eine Ari, die drin war.
00:27:31: für sich als unattraktiv empfunden hat und hat eine andere Aree dafür gekriegt, die vollkommen andere ein Charakter ist, die auch an einer anderen Stelle in der Oper steht.
00:27:39: Also das war ihm schon wichtig, dass die Musik jeweils zur dramaturgischen Situation passt.
00:27:44: Das war ganz wichtig.
00:27:45: Aber wie das dann ist, das hängt von dem ab der... singen wird.
00:27:50: Das heißt,
00:27:50: wir verdanken die Spitzentöne, die in der Königin der Nacht Adel vorkommen, der Frau Josefa Hofer, Schwägerin von Mozart, also die Schwester seiner Frau-Konstanze Weber, die zu diesen sängerischen Leistungen in der Lage war.
00:28:04: Ja, offensichtlich.
00:28:05: So wie viele Dinge, die einfach, wo man beim Hinschauen sagt, ja und Gottes Willen, warum muss denn das so schwierig sein?
00:28:11: Das ist ja gerade leicht gefallen.
00:28:13: Dafür sind andere Dinge nicht drinnen, die sie wahrscheinlich nicht so gut
00:28:16: kommen.
00:29:09: Du hast ja schon kurz angesprochen, dass die Rache-Arie ein beliebtes Werbes-Sushet ist.
00:29:15: Es ist ganz lustig, es gibt tatsächlich einige Werbespots.
00:29:18: Einer, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist von BVG, also das sind sozusagen die Berliner Linien, die Berliner Verkehrsgesellschaft.
00:29:27: Da sinkt ein Beschwerdekor, kann man sagen, in der U-Bahn, darüber, dass die U-Bahn zu schmutzig ist, zu laut, umpünktlich.
00:29:35: Die Sitze haben ein schiefes Muster und dann kommt daraus, wir beschweren uns halt so gerne.
00:29:39: Und was wären wir denn ohne diese Macken?
00:29:42: Weil dann könnte man uns ja gar nicht mehr beschweren.
00:29:44: Keine Liebe ohne Drama ist dann die Quintessenser.
00:29:48: Ja, da ist natürlich ein Sport.
00:29:51: Für Drama, Drama Queen, sagt man ja, also die Drama Königin, die Drama Königin.
00:29:56: in der Nacht, das ist natürlich, ich glaube auch eben, dass diese Musik so gesprechend ist, dass niemand eine falsche Assoziation haben wird dabei.
00:30:06: Ja, weil eigentlich sie spricht dafür, dass das ein Zornstück ist, aber auch dafür, dass das die Opernharie schlechthin ist.
00:30:14: Operngesang, klirrende Fensterscheiben, Virtuose, Sopran, all das verbindet man mit der Königin der Nacht
00:30:21: an.
00:30:21: Ja, und totaler Ausdruck.
00:30:24: Das ist ein höchstes Espressivo und das ist etwas, wofür ist denn die Oper erfunden worden, wenn nicht für den Ausdruck menschlicher Leidenschaft.
00:30:32: Also Liebe, Hass und das ist die besten Opern, bringen das pur auf die Bühne und in die Musik.
00:30:40: Und dann ist noch dazu die Könige in der Nacht auch so eine Art Archetyp.
00:30:44: Und ich weiß nicht, ob sie das geworden ist oder ob sie aus dem selben Material geschnitzt ist, aus dem auch die bösen Hexen in den Märchen geschnitzt sind und auch in der Popkultur die böse Wichtinnen sozusagen.
00:30:56: Ich finde es auch interessant, es gibt tatsächlich, ich weiß nicht ob dir das manchmal auffällt, in Disneyfilmen zum Beispiel, immer wieder böse Figuren, die auch optisch... daran erinnern, wie die Königin danach den gewissen Inszenierungen aussieht.
00:31:09: Und da frage ich mich, hat Disney das von der Opa geholt, oder sind die Opa-Inszenierungen schon inspiriert von modernen Märchenerzählungen und holen sich das?
00:31:20: Das gibt es auch, aber ich bin überzeugt, dass Disney sich geholt hat, weiß ich, für die böse Stiefmutter.
00:31:26: Genau, also zum Beispiel in ... Das
00:31:27: ist die Königin danach, ganz sicher.
00:31:29: Oder
00:31:30: die böse Stiefmutter oder auch die Hexer aus Cinderella.
00:31:33: Zum Beispiel.
00:31:34: Und da gibt es die Figur Maleficent, eine Disney-Figur, die eben auch so die missverstandene Mutterfigur ist.
00:31:43: Das ist quasi die Hexe aus Dornröschen.
00:31:46: Und dann gibt es die Mehrhexe Ursula aus dem Film Ariel, die Mehringfrau.
00:31:52: Die hat auch diese opernhafte Bösartigkeit.
00:31:56: Die hat auch so eine schwarz-lila Gestalt, die auch erinnert an so sehr charakteristische Zauberflöteinszenierungen.
00:32:07: Wir haben alle natürlich Schinkel.
00:32:09: Der große Architekt hat ja einen Bühnenbildentwurf für die Zauberflöte gemacht.
00:32:13: Und diesen Sternenhimmel, wo die Königin danach das erste Mal auftaucht, auf dem Mond sozusagen, was natürlich auch eine biblische Assoziation ist.
00:32:23: Ein Weib umkleidet mit der Sonne den Mond zu ihren Füßen.
00:32:26: Also die hat eben der Feld, dieser Sonnenkreis und der Mond zu ihren Füßen, so hat der Schinkel sie gezeigt.
00:32:31: Und das ist auch diese Figur.
00:32:34: Also das Wurzelt alles ganz, ganz, ganz tief in unserer mythischen Bildung im tiefsten Sinn des Wortes.
00:32:40: Weil du ja auch erzählt hast, dass die Inspiration für diese Opa Geschichten aus dem Volk waren, Märchen und weniger ein reales Vorbild.
00:32:49: Also ganz sicher, das reale Vorbild, wie so ein Wutausbruch einer Ehefrau.
00:32:55: Das ist ja auch so, wird es ja auch gebraucht als Karikatur des Öfteren.
00:33:00: Im Amadeus-Film kommt das ganz gut raus, dass die eine, die da unglaublich keppelt und die dann letztendlich mündet in die Inspiration zu diesen Zauberflöten.
00:33:10: Karikaturen.
00:33:12: Dabei haben wir ja heute schon festgestellt, die Karrikatur ist nur eine sehr kleine beschränkte Sichtweise auf diese große Figur.
00:33:19: Und weißt du, was mich interessieren wird?
00:33:20: Ich würde eigentlich gerne die Origin Story dieser Figur sehen und hören und ausgearbeitet bekommen.
00:33:27: Also zu sagen, was steckt dahinter?
00:33:29: Was ist alles passiert, bevor sie... zu diesem Racheakt oder zu diesem Wutausbruch fähig war,
00:33:36: zu dieser Mordlust.
00:33:37: Da müssten wir das Vorspiel zur Zauberflöte dicht dichten.
00:33:41: Das ist ja das Interessante, das Götte war ja wahnsinnig charmiert von diesem Stück und hat gesagt, das ist ganz leicht da, die sozusagen die Bruchstellen und die Fehler zu finden.
00:33:53: Viel schwieriger ist es, dieses Stück wirklich hochzuschätzen.
00:33:56: Und er hat ja versucht, einen zweiten Teil der Zauberflöte zu dichten, eine Fortsetzung.
00:34:01: Aber die Fortsetzung ist gar nicht so interessant wie die Vorgeschichte.
00:34:04: Siehst du, das wäre es gewesen, das hätte man dem Goethe sagen müssen.
00:34:06: Ja, er hat sich auf die falsche Zeit gestürzt.
00:34:11: Kennst du Vorgeschichten, hat das schon mal jemand versucht eines Wissens?
00:34:14: Ich glaube nicht.
00:34:16: Die Vorgeschichte ist noch nicht erzählt worden.
00:34:19: Ist ja auch nicht so interessant, weil offensichtlich war ja da die Vereinigung der Gegensätze gegeben.
00:34:25: Und durch den Tod des Königs ist das auseinandergebrochen.
00:34:30: Und er hat gewusst, diese Frau kann es nicht weitermachen.
00:34:34: Man muss ja auch sich denken, das ist im Wien des Jahres, die Maria Theresia, für die mal die pragmatische Sanktion gemacht wurde, war gerade erst einmal elf Jahre tot.
00:34:46: Das heißt, alle wussten, dass der Vater von der Maria Theresia, die für uns da im Begriff der gültigen Kaiserin ist und da alles Überschauenden und Wissenden Kaiserin, hat sehr, sehr schwer gehabt, Kall der Sechste, das überhaupt durchzusetzen, dass diese Frau, seine Tochter, das alles erben.
00:35:06: Darf?
00:35:07: Das war ja gar nicht so selbstverständlich.
00:35:09: Sie hätte ja ein Mann erben müssen.
00:35:11: Das ist ja auch dann ein Krieg ausgebraunt.
00:35:13: Aber ich meine, das haben ja alle gewusst.
00:35:15: Das ist auch eine Komponente.
00:35:17: Sie hat auch deswegen die Macht verloren, weil sie eine Frau war.
00:35:20: Ganz genau.
00:35:21: Also es gab keine pragmatische Sanktion zu Gunsten der Königin der Nacht.
00:35:25: Und es hätte eine geben müssen zu Gunsten der Pamina sozusagen, der Prinzessin.
00:35:31: Gab's aber nicht.
00:35:32: Ich glaube schon, dass bei den Zeitgenossen das im Hinterkopf schon mitgeschwogen hat.
00:35:36: Also die Habsburger haben ihre Herrschaft retten können auf diese Weise durch kluge Verträge.
00:35:42: Und der Königin danach ist es nicht gelungen.
00:35:46: Auch das ist wichtig.
00:35:47: Es handelt sich hier um eine post-revolutionäre Oper.
00:35:52: Die französische Revolution war schon vorbei.
00:36:03: Und wie kann ich unter Einbindung aller Stände sozusagen wieder herstellen, ein funktionierendes Ganzes?
00:36:15: Das wird auch nie beachtet.
00:36:16: Wir halten zwei Jahre nach der Revolution, die dank der klugen Politik von Josef II.
00:36:21: in Wien nicht angekommen ist, erst viel, viel später.
00:36:25: Es sind dann die Reformen zum Teil schon zurückgenommen gewesen, aber irgendwie steckte das allen noch in den Knochen und das jetzt eine wahnsinnig gefährliche Zeit ist.
00:36:35: Und dann kommt ein Stück auf die Bühne, wo man sagt, es ist alles total rätselhaft.
00:36:39: Keiner weiß, wo oben und unten ist.
00:36:41: War ja auch wirklich so.
00:36:43: Und da kommt etwas, es ist ein Mysterium.
00:36:46: Und es kann gehen, wenn ich Ying und Yang vereine.
00:36:51: Das ist das eigentlich, was dahinter steht.
00:36:53: Diese Königin der Nacht eben, wie du richtig sagst, das ist nicht die Personifikation des Bösen.
00:36:59: So geht es gar nicht.
00:37:00: So wird es, wenn die Zeiten alles umwälzen und wenn sozusagen jemand nicht stark genug ist, zu sehen, dass es nicht um ihn geht.
00:37:13: Es geht nicht um die Person der Königin der Nacht.
00:37:15: Es geht aber auch nicht um die Person des Sarastro.
00:37:18: Sondern es geht um die Prüfung, die die Menschheit zu absolvieren hat.
00:37:23: Wie ist es?
00:37:24: Und das ist ja genau das, was der Wagner dann ein halbes Jahrhundert oder mehr als ein halbes Jahrhundert später im Ring des Nibelungen wiederdichtet.
00:37:31: Hauts das zusammen alles, das funktioniert nicht, macht das neu, überlegt es euch, wie es gehen kann.
00:37:39: Nur die Liebe kann uns retten.
00:37:41: Das ist der Schluss.
00:37:43: Das Ring des Nibelungen.
00:37:44: Und das ist auch der Schluss der Zauberflöte.
00:37:47: Die Liebe zwischen Mann und Frau und die Vereinigung von Ing und Herang.
00:37:52: Ja, es geht immer nur darum.
00:37:54: Die Königin der Nacht erlebt das nicht mehr?
00:37:56: Nein, er liebt es nicht mehr.
00:37:59: Und damit sind wir am Ende unserer Folge über die Königin der Nacht und ihre Rachearie.
00:38:04: Bevor wir ganz fertig sind, kommt hier noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache.
00:38:09: Wenn Sie nämlich noch mehr aber klassische Musik und die Geschichten dahinter erfahren wollen, dann könnten Ihnen vielleicht die drei Presse-Geschichte-Magazine die im Onlineshop der Presse gerade als Kollektion angeboten werden, gefallen.
00:38:23: Da gibt es ein Magazin über Johann Strauss, eines über Anton Bruckner und ein weiteres über hundertfünfzig Jahre Wiener Staatsoper, geschrieben von der Redaktion der Presse und natürlich auch als Geschenk, durchaus passend.
00:38:36: Die Geschichte Magazinkollektion Musikalische Zeitreise gibt es für Neunzehn Euro, neunundneunzig auf shopdepresse.com.
00:38:45: Danke fürs Zuhören.
00:38:47: Und wenn es Ihnen gefallen hat, geben Sie uns bitte fünf Sterne in der App, wo Sie uns hören.
00:38:51: Dann werden wir noch mehr gehört, als je zuvor.
00:38:53: Und schreiben Sie uns auch gerne auf podcastatdepresse.com.
00:38:58: Wiederhören.
00:39:17: Ciao.
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