Musiksalon: Verbotene Schönheit.

Shownotes

Musik der Zwischenkriegszeit, die uns zuerst die Politik und dann die Kunsttheorie vorenthalten hat. Mit Musik von Julius Bittner, Wilhelm Kienzl, Joseph Marx und Karl Weigl,musiziert vom Thomas Christian Ensemble, gesungen von Angelika Kirchschlager, Fritz Wunderlich u. a.

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00:00:03: Wenn Sie schöne Musik hören möchten, interessante Musik, die Sie mit größter Wahrscheinlichkeit noch nie gehört haben, aber auch wenn Sie sich für Kulturpolitik interessieren, dann sind Sie hier genau richtig.

00:00:34: Ich muss vorausschicken.

00:00:35: Geduld, wenn ich sehr gerne Hörerinnen und Hörer, ist sicher nicht meine große Stärke.

00:00:41: Und trotzdem, manchmal freut man sich ja doch, Wenn Dinge deutlich zu spät kommen, hauptsach sie kommen, denkt man dann.

00:00:50: Zum Beispiel war das so bei einer der CD-Neuerscheinungen im Herbst.

00:00:57: Die Streichquartette Nummer eins und zwei, die beiden Streichquartette des Opernkomponisten Julius Bittner, sind da bei der rührigen Firma CPO erschienen, gespielt vom Thomas Christian Ensemble.

00:01:13: Warum ungeduld?

00:01:14: Naja, genau ein Jahr zuvor wäre der hundertfünfzigste Geburtstag von Julius Bitner zu feiern gewesen.

00:01:23: Einstmals war er ein viel gespielter Opernkomponist in der Zwischenkriegszeit, etwas so geachtet wie ein Franz Schräger oder Erich Wolfgang Korngold mittlerweile aber längst vergessen und zwar so vergessen, dass man eben im Jahr des hundertfünfzigsten Geburtstags nichts für Bitna getan hat.

00:01:44: Und das fand ich eben bei näherer Betrachtung der Stücke, die man auf CD nachhören kann.

00:01:50: Ein paar sind es ja doch sehr schade.

00:01:53: Und in einem Podcast, also an dieser Stelle habe ich das sehr beklagt.

00:01:59: Jetzt also diese Streichquartett-CD, auf der man wieder nachhören kann.

00:02:04: dass es wirklich an der Zeit wäre, sich mit dem Schaffen von Julius Bitner doch ein bisschen näher auseinanderzusetzen.

00:02:12: So weit hergeholt war es nicht, dass seine Musik zu Lebzeiten doch relativ viel gespielt worden ist.

00:02:21: Und mit der Auseinandersetzung mit dieser neuen CD landen wir eigentlich mitten in einer kulturpolitischen Diskussion, die man auch endlich führen sollte.

00:02:32: Wir haben nämlich aus verschiedenen Gründen den Blick über die Musikgeschichte gerade in Wien in der Ära zwischen nineteenhundert und neunzehnachtundreißig vollständig verloren.

00:02:46: Und das lag zum einen natürlich an den Restriktionen der totalitären Regime, die sich in den zwanziger und dreißiger Jahren in Europa ausgebreitet haben.

00:02:58: und nicht zuletzt an der Vertreibung der jüdischen Intelligenzie aus Mitteleuropa, aber darüber gelagert hat sich nach Militär-Ausgabe auch eine ästhetische Diskussion, die in Doktrinen und Vorschriften mündete, die es über Jahrzehnte hin unmöglich gemacht hat, dass wir unser kulturelles Erbe wirklich aufarbeiten konnten.

00:03:23: Und zwar im Sinne einer qualitativen Kontrolle dessen, was uns da in der Zwischenzeit verloren gegangen war.

00:03:31: Nach nineteenhundertfünfundvierzig durfte nämlich von Gnaden, der kulturphilosophischen Vordenker, nur eine ganz bestimmte Richtung von Kunst, Kultur und Musik in den Kanon wieder aufgenommen werden.

00:03:45: Alles, was sich nicht den avantgardistischen Prinzipien gefügt hat, wie man nach fünfundvierzig komponieren durfte und wie man nicht komponieren durfte, nämlich vor allem nicht in Anlehnung an die große spätromantische Tradition, viel unter den Tisch.

00:04:03: Davon waren jüdische Komponisten, die ins Exil gegangen waren, ebenso betroffen wie Komponisten, die zu Zeiten der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und dem damals ausgeschalteten Österreich geblieben waren und die nicht in den ästhetischen Raster der Vordenker Generationen um Theodor Adorno standen, die eigentlich grob gesprochen nichts gelten lassen wollte, was nicht in irgendeiner Form mit der sogenannten neuen Wienerschule um Arnold Schönberg in Verbindung zu bringen war.

00:04:37: Tauchen wir also ein in diese Welt, die da versunken war und versunken bleiben sollte, zum Beispiel die Klangwelt eines Julius Bitner.

00:06:32: Das war der Beginn des Zweiten Streichquartets in Ess-Dur von Julius Bitner.

00:06:39: Musik des Jahres nineteenhunderts siebzehn.

00:06:42: Also wenn es nach den Vordenkern der musikalischen Avant-Garde nach nineteenfünfundvierzig ging, dann war eine solche Musik schon nineteenhunderts siebzehn vollkommen unzulässig.

00:06:55: Da hatte Arnold Schönberg ja schon seinen Schritt in die Atonalität getan und einige Schüler waren ihm gefolgt.

00:07:05: Schon die Zeitgenossen von Bittner haben in dieser Musik das österreichische, das gemütliche herausgehört, sozusagen verspätetes Biedermeier.

00:07:19: und schon das erste der beiden Quartette von Bittner in der Neuaufnahme zu hören, gespielt vom Thomas Christian Ensemble, galt bei der Uraführung.

00:07:33: Pastoralquartett und die Nummer zwei, von der wir eben den Beginn gehört haben, stand diesem Werturteil in nichts nach.

00:07:43: Grundelseequartett hat Bitner das Stück selbst genannt, eine Art Weltflucht.

00:07:50: Wir hielten ja mitten im Ersten Weltkrieg.

00:07:54: Ob so etwas zulässig oder unzulässig sei, das kann nur jemand beantworten.

00:08:01: der die Frage der Schönheit in der Kunst nach politischen Kriterien bewertet, wie man so möchte.

00:08:09: Wie auch immer, Bitner, war ein damals viel gespielter Open-Komponist und diese Stücke, die damals unter der Leitung von Prominenten, Dirigenten wie Bruno Walter oder Clemens Kraus, Ur aufgeführt wurden und auch in vielen deutschen Häusern nachgespielt wurden, sind die Rote Grete, Bergsee, Der Musikant, das Feilchen, vor allem auch das nach einem alten Fastnachtspiel gestaltete Höllisch Gold, hatten in späteren Jahrzehnten keine Chance mehr auch deshalb, weil die Syges, die Zeitgenossen, dann eher an Vorabensserien ästhetik erinnert hat.

00:08:51: Auf der Strecke blieb dabei wunderbare Musik.

00:08:53: Wie gesagt, Kammermusik war nicht Bittners Domäne.

00:08:58: Er war ein Mann der Bühne, vor allem ein Mann des Gesangs.

00:09:02: Er hat auch für Emilia Bitner seine Frau, die eine wunderbare Metzelsopranistin gewesen ist.

00:09:08: Viele Lieder komponiert und wie in der Kammermusik so auch in diesen Liedern und in den Opern natürlich verwendet er durchaus.

00:09:17: Ausdrucksmittel der musikalischen Moderne seiner Generation, er war ja gleich alt wie Arnold Schönberg, aber auch gleich alt wie Franz Schmidt, der sich ja eher wie Bittner an die romantische Tradition gehalten hat.

00:09:31: Aber jedenfalls wird Bittner wie auch Schmidt und manch andere Zeitgenossen, von denen jetzt noch die Rede sein wird, niemals die Grundlagen der Dur-Moll-Tonalität verlassen.

00:09:44: Den harmonischen Raum nur jeweils nach den nötigen Ausdruckswünschen hin und da geweitet.

00:09:52: So auch in einem originellen Liederzyklus, die sogenannten Lieder von der unglücklichen Liebe der edlen Dame Pankjiü für Gesang und Klavier existieren aber auch in einer Orchesterfassung.

00:10:08: In der Bitna.

00:10:09: normalerweise hat er immer selbst seine Texte gedichtet, so auch hier allerdings nur die Nummer zwei.

00:10:16: bis sechs, die Nummer eins basiert auf einem angeblichen chinesischen Original, das Bitner in einem Gedichtband von Klabund in einer Übersetzung von Klabund gefunden hat.

00:10:29: Und dieser Gesang handelt von einem weißen Fächer, den die unglücklich liebende edle Dame als Symbol für ihr Schicksal betrachtet.

00:10:39: Er wird weggeworfen, wenn man ihm nicht mehr braucht.

00:10:42: so wie eine Liebe offenbar leicht entsorgt werden kann.

00:10:46: Wir hören eine historische Aufnahme des österreichischen Hundfunks mit Elena Nikolaidi.

00:12:31: Mit Singstimmen hat Julius Bittner jedenfalls gut umzugehen, gewusst, er hat aber auch höhrenswerte Instrumentalmusik komponiert.

00:12:41: Zwei spannende Symphonien und die beiden Streichquartete nicht zuletzt, die jetzt endlich auf CD greifbar sind.

00:12:50: Und da kann man auch hören, wie Bitner, wie gesagt, auch moderne Kompositionstechniken in seine durchaus spätromantisch gruntierte Musik reingeholt hat.

00:13:04: Skerzo-Sätze in den Streichquartetten und übrigens auch in den Symphonien, die stehen in nichts den oft verzerrten Walzer- und Ländlerpartien in den Symphonien von Gustav Mahler, die man heute so viel spielt, nach.

00:13:21: Es stimmt schon, das sind Pastoralquartette, die Bitna da komponiert hat, also durchaus mit Bezug zur österreichischen Volksmusik, aber wie bei Mahler.

00:13:34: führt das Ausdrucksbedürfnis den Komponistenbittner des Öfteren in bizarre, groteske und harmonisch kühnfortschreitende Regionen.

00:13:46: Blenden wir uns ein ins Skerzo des ersten Streichquartets in Adua.

00:13:51: Im Mittelteil gibt es, wie sich das gehört, ein etwas sanfteres ruhigeres Trio, aber dann kehrt der Skerzo Teil mit all seinen bizarrennigen Wider.

00:17:15: Musik?

00:17:15: des Jahres, und wie gesagt, da war die Avant-Garde um Arnold Schönberg schon in ganz anderen Klangregionen unterwegs.

00:17:27: Und die Musikgeschichtsschreibung und die Ästhetik der Zeit nach, die hat eigentlich sehr schäl auf diese Art von nachheromantischer Musik geblickt.

00:17:41: Denn die Durmold-Tonalität und Assoziationen zu ländlicher Musik zum österreichischen Raum, das sollte ja bitte doch alles überwunden sein.

00:17:53: Dass das nur die halbe Wahrheit gewesen ist, das wussten vor allem die Verehrer von Richard Strauss zu schätzen, der irgendwann einmal bekannt hat, ja, ich bin in meinen Werken Salome und Elektra aufgrund der Handlung, die dazu charakterisieren war, sehr, sehr weit gegangen und habe die Harmonik bis in den sogenannten atonalen Raum erweitert.

00:18:18: Aber es gab da einen Punkt, an dem er erkannt hat, das kann nicht die ganze Zukunft der Musik sein.

00:18:27: Und wenn wir es auf ein paar Sekunden zusammendringen, dann ist aus den grellen Harmonien der Elektra am Ende doch der Rosenkabel die Walzer herausgewachsen.

00:19:00: Diesen Weizerklängen war die Moderne sozusagen von der späteromantik entgültig abgekoppelt, die zeitgenössischen Musikschriftsteller in der Zwischenkriegszeit, die sprachen auch bei der Musik von Richard Strauss und auch bei der Musik eines Julius Bitner und einiger anderer Komponisten, von denen wir jetzt noch sprechen werden von der Moderne.

00:19:23: Wie immer wir es nennen wollen, es sind die Phänomene in den zwanziger und dreißiger Jahren erstaunlich bunt und vielgestaltig nebeneinander hergelaufen und haben sich nebeneinander entwickelt und sich zum Teil doch auch gegenseitig befruchtet.

00:19:40: Das wollen die Kulturtheoretiker nicht wahrhaben, aber das wäre doch den Blick auf diese Zeit und die Noten dieser Zeit.

00:19:49: hin und wieder mal zu studieren und auch einmal wissenschaftlich zu hinterfragen.

00:19:53: Ist bis jetzt leider nicht passiert.

00:19:56: Wir bleiben bei den großen Opernkomponisten.

00:19:59: Der Zwischenkriegszeit-Einnahme darf dann nicht fehlen.

00:20:03: Und das ist der von Wilhelm Kinseln.

00:20:06: Und wenn wir schon bei der Aufnahme der Bitner Streichquartette durch das Thomas Christian Ensemble waren, Inspiration zu diesem Podcasts bot mir der Blick auf die Aufnahmeliste dieses Ensembles.

00:20:20: Es hat nämlich unter anderem auch Kamermusik von Kinzel, Josef Marx und dem Schönbergzeitgenossen Karol Weige eingespielt.

00:20:31: Alles Namen, die für den in der Romantik verwurzelten Teil.

00:20:35: der jüngeren Musikgeschichte stehen.

00:20:38: Fangen wir also mit Kinsel an, der bevor er seine Bestimmung als Musiktheatermeister gefunden hat, sich auch an der Kammermusik versucht hat.

00:20:50: Zum Beispiel an einem Streichquartett, klassischen Zuschnitts, dessen beschwingtes Finale im Mittelteil doch hören lässt, dass da ein Musikdramatiker heranwuchs.

00:23:23: Musik eines jungen Komponisten, der gerade einmal kein Teenager mehr gewesen ist und der in seinen Lebenserinnerungen über jene Zeit meint, noch war mein Weg, den ich als Komponist zu gehen hatte, nicht ganz klar.

00:23:39: So hatte ich mich den auf verschiedenen Gebieten versucht, unter anderem auch mit einem Streichquartett und einem Klaviertrio.

00:23:47: Wie wohl ich fühlte, dass dies nicht meine eigensste Welt ist und dass ich in dieser Kunstgattung mein Inneres nicht erschöpfend kundgeben konnte.

00:23:59: Später hat Kinsel dann gemeint, es gebe bei ihm für sein Schaffen nur eine Richtschnur und das sei die Melodie.

00:24:09: Die Melodie sei die Seele der Musik.

00:24:13: Und ein guter Melodienerfinder ist Kinsel Zeitlebens gewesen.

00:24:19: Eine seiner Opern Der Evangeliman ist so populär geworden, dass er sogar nach dem Zweiten Weltkrieg doch auch immer wieder in den Spielplänen aufgedaucht ist.

00:24:30: Die Wiener Volksober zum Beispiel hatte den Evangeliman viele Jahre lang im Repertoire.

00:24:35: Kinsel war populär genug, dass man ihn in der ersten Republik Österreich beauftragt hat, doch eine neue Nationalhymne zu komponieren.

00:24:44: Und die berühmteste Nummer aus dem Evangeliman Die hat es in die Hit-Beraden geschafft, als man diese Hit-Beraden noch Wunschkonzert genannt hat.

00:25:03: Der Evangeliman, gesungen von Fritz Wunderlich, einstmals eine wirklich populäre Oper.

00:25:26: Achtzehntundundfünfundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.

00:27:36: Die Kammermusikwerke sind früher entstanden, wie gesagt, als sich der Komponist noch nicht ganz sicher füllte.

00:27:49: Und da hat er in Wien auch einmal Johannes Brahms aufgesucht.

00:27:54: Einen strengen und wie man weiß immer sehr grießgremigen Meister, den er befragt hat, wie weiter denn in seiner Lust modulieren in einem sonaten Hauptsatz gehen könnte.

00:28:07: Und das fand Brahms gar nicht lustig.

00:28:10: und meinte nur mir risch, modulieren sie doch wohin sie wollen, was geht das mich an?

00:28:17: Aber befragt ob das den einzige Ratschlag wäre, den er der reife meister einem jungen komponisten geben könnte, hat sich Brahms dann doch besämpftigen lassen und hat Kinsel gesagt, also bringen sie mir ihr Klavierdreh auf dabei.

00:28:33: Ob Kinsel das dann gemacht hat, ist nicht ganz klar, jedenfalls kann man in dem sehr originellen Stück eines seiner gesellen Stücke auf dem Weg zum Musiktheater durchaus hören, was Kinsel damit gemeint hat, mit dem Modulieren.

00:28:50: Hören wir einen Ausschnitt aus dem Klaviertrio ebenfalls in einer Aufnahme mit dem Thomas Christian Ensemble, wo der erfröhliche Seitensatz des ersten Satzes Tatsächlich in weit entfernte Tonarten modulierter Stück steht eigentlich in F-Mol und plötzlich berühren wir A-Dur und D-Dur.

00:29:11: Das sind so Terzverwandtschaften, die jedenfalls ein Einvorbild von Kinsel erinnern.

00:29:18: Wenn wir schon beim Komponieren für die Singstimme sind, natürlich hat das viel mit dem Erbe von Franz Schubert zu tun.

00:32:17: Ein Ausschnitt aus dem Klavier Trio aus dem Jahr ein Werk, mit dem der junge Wilhelm Grinssel, der Jahre, seine Studie beendet hat, ein Gesellenstück, sozusagen, entstanden zu einem Zeitpunkt, als natürlich noch kein Mensch von der sogenannten Moderne gesprochen hat.

00:32:40: Das war ein Phänomen, zwei oder drei Jahrzehnte später, da war der Begriff schon in aller Munde.

00:32:47: Und wie gesagt, ein Teil dieser sogenannten Moderne auch in Wien basierte auf genau dieser Musik.

00:32:56: Spätromantik, Reins und Wassers.

00:32:59: In jenem Stamm der musikalischen Entwicklung, der sich von der Totalität nie ganz losgelöst hat, haben sich dann allerlei Einflüsse, avantgardistische Tendenzen angereichert, was im Falle des steirischen Komponisten Josef Marx zu einer Art österreichischem Impressionismus geführt hat.

00:33:23: Zu Lebzeiten des Komponisten viel beachtet, heute nahezu vergessen, wie fast alles, was wir im Rahmen dieses Podcasts zu hören bekommen.

00:33:33: Mit Oper hatte Josef Marx nichts am Hut.

00:33:36: Dafür hat er in seiner Instrumentalmusik auf raffinierteste Weise amal gamiert, was er von ringsum stilistisch empfangen konnte.

00:33:47: Seine Herbstsymphonie mit Abstand, das größt angelegte Werk, das er komponiert hat, weit über eine Stunde dauerfiergroße ineinander übergehende Sätze für ein riesiges Orchester instrumentiert, entfesselt eine Farbenpracht und einen harmonischen Reichtum durchaus typisch für jene Ära.

00:34:09: Arnold Schönberg hatte in seiner frühen Phase Ähnliche Musik komponiert.

00:34:15: Franz Schräger tat es noch zu Marxas Zeiten und es entfaltet sich vor dem Hörer da ein akustischer Naturbilderbogen, sondern gleich.

00:34:27: Von diesem bedeutenden symphonischen Werk gab es bis vor kurzem nur die Partitur zu kaufen.

00:34:34: Gespielt wurde es nie.

00:34:36: Erst in den vergangenen Jahren sind immerhin zwei Aufnahmen des Stücks entstanden.

00:34:42: Eine in Österreich, eine in Amerika.

00:36:49: Das ist also der Klangfarbenmeister Josef Marx, der, wie gesagt, mit der Oper nicht viel anfangen konnte, aber singstimmen wie kein zweiter behandelt hat in seiner Generation vielleicht.

00:37:03: Einige der schönsten Lieder stammen aus seiner Feder.

00:37:07: Einige davon lassen hören, dass er sich von den französischen Impressionisten beeinflussen ließ.

00:37:13: Einige sind ganz klar.

00:37:15: zeitgenössische Kompositionen der Lieder von Richard Strauss und das berühmteste hat dich die Liebe berührt, ist von kundigen Sängerinnen und Sängern noch lange nach dem Tod von Josef Warks im Jahrnzehn sechszig immer wieder gesungen wurden.

00:37:34: Angelika Kirschlager begleitet von Anthony Speary.

00:39:36: Hier komponiert wohl ganz klar ein Mann, der eine Gegenposition zur ästhetischen Position der Wienerschule, der neuen Wienerschule Arnold Schönbergs bezogen hat.

00:39:50: Und diese Position, die hat Josef Marx nach allen Regeln der Kunst verteidigt.

00:39:56: Nicht zuletzt als einer der wichtigsten Lehrer, die Wien in den Jahren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg hatte.

00:40:06: Marx wurde sozusagen zum Nachfolger von Franz Schmidt als einer der wichtigsten.

00:40:12: Komponisten ausbildener dieser Generation und er hat, wie man gerade hören konnte, die Tradition der Romantik hochgehalten.

00:40:22: Hat aber, wie wir im ersten Stück gehört haben, auch zeitgenössische Einflüsse aus aller Herren Länder einbezogen in seine Klangwelt.

00:40:32: Das hören wir auch in seinen Streichquartetten, die er seinen Studenten angelegentlich zum Studium empfohlen hat.

00:40:41: Denn er hat es da verstanden, die klassischen Formen in der damals aktuellen Sprache, der weithin doch sogenannten Moderne, das war eben bevor die Avant-Garde-Vordenker ihren Alleinherrsch-Anspruch angemeldet hatten.

00:41:00: Er hat das also mit der österreichischen Tradition verschmolzen.

00:41:04: Und das hat zum Teil anrührende, bewegende Ergebnisse gezeitigt.

00:41:11: Das Thomas Christian Ensemble hat wie gesagt auch die Streichquartette von Josef Marx für CPO eingespielt.

00:41:18: Da findet sich zum Beispiel im sogenannten Quartetto Chromatico ein langsamer Satz von berückender Schönheit.

00:41:27: Er vereint die melodische Gabe des Vokalkomponisten Marx mit den harmonischen Abenteuern des Klang-Experimentators.

00:47:32: Kammermusik von Josef Marx.

00:47:35: Wie soll man diese nun ästhetisch einordnen?

00:47:39: Es kommt uns der und exilierte Musikforscher Mosko Karner zu Hilfe, der in einem Vortrag über die Wiener Musik vor und natürlich von Arnold Schönberg und seinen Schülern Weber und Berg gesprochen hat, aber ausdrücklich auch von Josef Marx und seinem Zeitgenossen.

00:48:04: Carl Weigl, der mit den Mitgliedern der Schönbergschule befreundet war, aber wie Marx einen anderen Weg gegangen ist, der mehr von den Verwurzelungen in der Spätromantik hören ließ.

00:48:20: Diese beiden Komponisten hat Karnan nun moderne Romantiker genannt.

00:48:27: Das trifft es vielleicht ganz gut.

00:48:29: Und es trifft sich auch gut, dass das Thomas Christian Ensemble auch Musik von Carle Weigel aufgenommen hat.

00:48:37: Und anderem die beiden letzten Streichquartette Nummer sieben und acht, die bereits im amerikanischen Exil entstanden sind, wo sich Weigel zwar mit Unterrichtstätigkeit über Wasser halten konnte, aber nie auch nur annähernd an seine frühen Erfolge als Komponist anknüpfen konnte.

00:48:58: Im Quartett Nummer acht hören wir durchaus auch Musik die sich quasi auf halbem Weg zwischen Dmitry Shostakovich und Weigels Lehrer Alexander von Zemlinsky bewegt.

00:49:12: Also die wienerische Tradition, wie es bei Josef Marx geschehen war, mit ausländischen Einflüssen einer gemäßigten, moderne Verknüpft.

00:53:12: Erl Weigel hat in Wien zusammen mit seinem Lehrer Zemlinsky und mit Arnold Schönberg den Verein Schaffen der Tonkünstler gegründet.

00:53:21: hat außerdem aber auch Musikwissenschaft studiert und anderen bei Guido Adler, der wiederum ein Jugendfreund von Gustav Mahler gewesen ist.

00:53:29: Und auf Empfehlung von Adler hat Mahler den jungen Komponisten und Pianisten zum Korrepititor an der Wiener Hofoppa gemacht.

00:53:39: Und das war, wie Weigel selbst bekannt hat, die wichtigste Studienzeit seines Lebens.

00:53:45: Weigel hat mehrere Symphonien und Streichquartette komponiert, die Ersten davon sind mit viel Erfolg aufgeführt worden und dann musste Weigel, wie so viele andere auch, in und dreißig emigrieren.

00:54:01: In Amerika hat er sich, wie gesagt, nie recht zurechtgefunden, hat noch seine fünfte und letzte Symphonie die Apokalyptische komponiert, die erst neunzehn Jahre nach Weigels Tod aber immerhin von Leopold Stokowski uraufgeführt wurde.

00:54:19: Zu einer großen Weigelschwemme hat das allerdings nicht geführt.

00:54:22: Wie viele andere Meister jener Ära auch, ist er über lange Jahre und Jahrzehnte vergessen worden.

00:54:30: Auch seine letzten beiden Streichquartete sind im Exil entstanden und nie zur Lebzeit von Weigl aufgeführt worden.

00:54:39: Die apokalyptische Symphonie mündet im letzten Satz, der den vier apokalyptischen Reitern gewidmet ist.

00:54:47: in eine hymnische Schlussapotheose, die nach einmal hat man das Gefühl, ein hohe Lied der österreichischen Spätromantik singt.

00:55:33: Symphonie Nr.

00:56:34: V Dieser Musik zunächst der nationalsozialistische Terror und dann der ästhetische Terror der Kunst und Kultur Vordenker der Ehrer Nacht, Nr.

00:56:47: Vierzig, jeglichen Boden unter den Füßen weggezogen.

00:56:52: Wir kommen zurück zur Kammermusik und zum Thomas Christian Ensemble und hören noch einen Ausschnitt aus dem siebenden Streichquartett von Karl Weigl.

00:57:02: Da findet sich wie bei Kinsel oder Bitner und natürlich bei seinem Förderer Gustav Mahler.

00:57:09: ein stilisierter Dorftanz.

00:57:12: Allerdings weniger leicht als solcher zu deschiffrieren.

00:57:16: Weigl stilisiert die aus der Heimat mitgebrachten Klangerinnerungen weitaus radikaler.

00:57:24: Aber zwischendurch schien man dann doch die vertrauten Tanzrhythmen durch.

00:59:09: Rettende, abschließende Gründen, auf denen hat auch Gleigel nie verzichtet.

00:59:16: Und so hat denn auch er in der Ära der avantgardistischen Doktrinen und Vorschriften in der Fachwelt kein Gehör finden können.

00:59:27: Es hat erst des Befreiungsschlags der sogenannten Postmoderne bedürft, dass alle diese Komponisten wieder schreiben durften, was sie selbst hören wollten.

00:59:38: Und dass von Stückender gemäßigten Moderne zumindest dann Studiaaufnahmen gemacht wurden.

00:59:45: Einige davon haben wir heute gehört.

00:59:48: Vielleicht eine Anregung zu weiterer Beschäftigung, womit ich sage, danke fürs Zuhören.

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