Dieser Pop-Hit klingt nach Vivaldi und mehr: Wir analysieren Rosalías „Berghain“

Shownotes

Das Lied hat eingeschlagen wie kein anderes in diesem Pop-Jahr: „Berghain“ von der spanischen Sängerin Rosalía begeistert weltweit mit seiner orchestralen Wucht - inklusive Chor, Ariengesang, einigen Tempowechseln und treibenden Beats. „Das ist nicht einfach ein Popsong, das ist eine Komposition!“, sagt auch Wilhelm Sinkovicz. Also analysieren er und Katrin Nussmayr gemeinsam, was hinter diesem aufwendigen Lied - was für ein Hilfsausdruck! - steckt. Vivaldi zum Beispiel, aber auch Anklänge an den Barock-Komponisten Purcell, an die „Königin der Nacht“, die „Lustige Witwe“ und Gustav Holsts „Planeten“ kann der Musikkritiker darin erkennen. Und bald spricht das Taktlos-Duo gar nicht mehr über Rosalías Song, sondern über ganz grundsätzliche Fragen: Wer hat die gängigen Pop-Akkordfolgen erfunden? Und wie löst man musikalisch Euphorie aus?

>> Hier ist Rosalías „Berghain“ im Ganzen nachzuhören.

Über den Podcast In „Klassik für Taktlose“ ergründen „Die Presse"-Feuilleton-Redakteurin Katrin Nussmayr und Klassikkritiker Wilhelm Sinkovicz gemeinsam die Welt der klassischen Musik: Braucht jedes Orchester einen Dirigenten? Warum verstört Richard Wagner so? Was war an Mozart eigentlich so toll? Wie viel Klassik steckt in „Bohemian Rhapsody“ oder Taylor Swift? Für musikalische Einsteiger und Klassik-Freunde, die’s ein wenig genauer wissen wollen.

Produktion: Wilhelm Sinkovicz / www.sinkothek.at Audio-Finish: Georg Gfrerer / www.audio-funnel.com

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Transkript anzeigen

00:00:04: Klassik für Taktlose.

00:00:10: Mit Katrin Nussmaier und Wilhelm

00:00:12: Sinkowitsch.

00:00:21: Lieber Willi, ich muss dir ein Lied vorspielen, das gerade Furore macht.

00:00:25: Bist du bereit?

00:00:25: Ja, ich bin

00:00:26: mir immer neugierig.

00:01:26: Man mag es kaum glauben, aber das ist ein aktueller Pop-Hit.

00:01:30: Berghein von der spanischen Sängerin Rosalía.

00:01:33: Jetzt meine Frage an dich, Willi.

00:01:34: Ist das Klassik, die im Jahr zwanzig, zwanzig komponiert wurde?

00:01:39: So kann man es wahrscheinlich nicht sagen.

00:01:41: Es hat von Anfang an schon etwas Poppiges durch die Art und Weise, wie das gespielt wird.

00:01:47: Allerdings muss man sagen, in den ersten Sekunden glaubt man, es ist ein Vivaldi-Konzerto.

00:01:53: Denn das ist genau die Methode, mit der Vivaldi auch die Dinge weiterbringt, nicht?

00:01:58: Was heißt das konkret?

00:02:00: Ich spiel dir mal ein Stückchen von Vivaldi vor.

00:02:28: Wenn man in dem Stück, das hat ungefähr diesen Drive, diese Art zu musizieren, wenn man in dem Stück eine kurze Passage allein herausnimmt.

00:02:40: Da hört man schon die Ähnlichkeit.

00:02:41: Also vielleicht hat sich Rosalie ja auch von Vivaldi hier direkt inspirieren lassen.

00:02:45: Ich

00:02:45: glaube schon.

00:02:46: Also es ist die Art und Weise, wie Vivaldi sozusagen die Türkelinke in die Hand nimmt.

00:02:52: Das ist hier, glaube ich, hundertprozentig.

00:02:54: Also ich meine, die Takte, die Einleitungstakte zu diesem Song könnten eins zu eins aus einem Vivaldi-Koncherto stammen.

00:03:02: und das Fragment, was wir jetzt noch einmal herausgespielt hatten, diese vier Takte, die sind harmonisch genauso wie das, was die Rosaliae verwendet.

00:03:12: Also das ist in Stufenfolgen, harmonischen Stufenfolgen in Du und Morg, es sagt dieses eins, vier, fünf, eins.

00:03:20: Das ist die klassische Kartenz.

00:03:23: Also wenn du fragst, ist das klassisch, es baut auf einem klassischen Urgrund, auf einem Urtopos, auf einem Urkompositionsprinzip auf, dass eigentlich der ganzen tonalen Musik zugrunde liegt.

00:03:38: Also wenn wir so wollen, könnten wir sagen, eine Symphonie von Beethoven ist eine sehr ausufernde Variation dieses Prinzipes, eins, vier, fünf, eins.

00:03:49: Das ist das, was man gradenzt.

00:03:53: Wenn wir diese drei Stufen so definieren, als genügt sogar vier fünf eins, wissen wir, in welcher Ton ab, das Stück steht, wir haben den Grundton gefunden.

00:04:05: Ja, und im Pop sagt man auch Akkordfolge dazu.

00:04:07: Und da gibt es uns die berühmten Four-Cord-Songs, die aus den typischen Akkordfolgen bestehen, die sich immer wieder wiederholen, wo man sehr viele Lieder auf die gleichen Akkorde singen kann.

00:04:16: Das ist ja eigentlich jetzt nichts Außergewöhnliches im Pop.

00:04:18: Aber das hier, dieses Lied, das klingt einfach nicht nach einem typischen Pop-Song, sondern das klingt orchestral, das klingt fast sakral, das hat einen Wucht.

00:04:28: Und das Lied hat auch eingeschlagen wie kaum eines sonst.

00:04:31: Also das Internet ist gerade aus dem Häuschen.

00:04:34: Das freut mich, weil es beginnt eigentlich genau genommen mit Vivaldi.

00:04:37: Es beginnt eigentlich mit Vivaldi.

00:04:39: Ich würde sagen, wir schauen uns oder wir hören uns dieses Lied, dass das so eingeschlagen hat und überschwängliche Reaktionen aus aller Welt vorgerufen hat.

00:04:47: Wir schauen uns das ein bisschen genauer an und versuchen zu analysieren, was macht dieser spanische Popstar gerade und wie viel Klassik steckt eigentlich in diesem Hit.

00:04:56: Wir haben ja begonnen, es beginnt mit dieser Vivaldi-Alenz, sagen wir es ruhig so.

00:04:59: Es beginnt

00:04:59: ja eigentlich wie ein Höhepunkt.

00:05:01: Absolut, das ist ja sowieso.

00:05:03: Das ist natürlich das Wesen eines Pop-Songs, das ist ein Höhepunkt.

00:05:09: Wir haben jetzt, haben wir gerade von der Beethoven-Symphonie gesprochen, die Beethoven-Symphonie beginnt.

00:05:14: baut auf, erreicht einen Höhepunkt und vielleicht auch mit dem Schluss, dass ich dann bleiben kann, gehen wir zum Monatsnest an und baut wieder ab.

00:05:20: Das ist ein klassischer, formaler Prozess.

00:05:21: Das dauert aber eine Stunde in so einer Symphonie.

00:05:22: Eine Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde,

00:05:27: eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine

00:05:28: halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde, eine halbe Stunde,

00:05:39: eine halbe Stunde, eine halbe

00:05:40: Stunde, Das gibt's ja alles.

00:05:41: Es gibt ja auch klassische Miniaturen und im Wesentlichen bauen sie alle auf dem, dass hier das konzentriert präsentiert wird, eins, vier, fünf, eins, eins, vier, fünf, eins, also was ich gehört habe, kommt das ja mehrmals dann wieder.

00:05:54: Und dann kommt nach dem, kommt da mal ein Coa, ein aufgeregter Coa, kann man gleich dann noch noch was dazu sagen.

00:06:00: und dann beginnt, aber da haben wir ja jetzt aufgehört, wir müssen ja weiter hören jetzt, und dann beginnt ein Sobran zu singen.

00:06:06: Genau.

00:06:06: Also, gut, wir hatten das Orchester-Intro, das sehr vivalliatisch ist, dann kommt der Chor, hören wir uns doch den Chor noch mal.

00:06:11: Ja, wir haben das nochmal auch, ja.

00:06:48: Ein Chor, ein Mittelteil, den die Solistin bestreitet, die singt da eine kleine Aria sozusagen, und dann kommt der Chor noch einmal.

00:06:55: Da haben wir jetzt ausgeblendet, also wir wissen nicht, wie es ausgeht.

00:06:58: Aber, also, das ist eine dreiteilige Form, das ist auch ganz klassisch eigentlich, ja.

00:07:02: Wir haben A, B, A. Heißt dann in den größeren Ausbring einer der dümmsten Formenbegriffe in der üblichen Formenlehre, heißt die dreiteilige Liedform.

00:07:14: Das ist oft keine Lied.

00:07:16: Es ist halt drei, warum das Liedform heißt, was kein Mensch.

00:07:18: Es ist A, B, A. Das ist eine Brückenform eigentlich.

00:07:20: Ich habe einen Teil, der genauso wie er war wie ein Refrain oder etwas verändert wiederkommt.

00:07:26: Das ist der Rahmen.

00:07:27: Und in der Mitte habe ich quasi, dann kann man dann sagen, das ist das Hauptstück oder ... Die eigentliche Ahre, wie immer man das nennen will, das kann man ja so und so machen.

00:07:36: Also die dreiteiligen Formen sind meistens, also viele, die schon einmal in eine Symphonie gehört haben, da kommt dann oft als dritter Satz ein Menuet, das ist ein Tanz, dann kommt ein sogenanntes Trio, das kommt daher im Barock, das wirklich nur zwei O-Bohnen und Vergotten gespielt haben, das war dann wirklich ein Trio, das ist ein anderes Menuet, sagen wir mal so, Menuet zwei und dann wird Menuet eins wiederholt.

00:08:01: Das klassische Drehteiler.

00:08:04: Und hier, das gibt's aber auch, bei den Liedern haben wir's, und das kennt man ja bisher auf, Freite einen Referent.

00:08:11: Und wir beginnen mit dem Refrain, den können alle mitsingen, den kennen sie schon.

00:08:15: Oder wenn es nah ist, wenn es eine Urlaufführung ist, so zu sagen, hör ich das, dann erzählt uns die Sobranistin, was sie zu erzählen hat.

00:08:22: Und dann kommt der Refrain wieder und wenn wir uns gemerkt haben, können wir gleich mitsingen.

00:08:25: Das wäre so das klassische Miteinander-Singen.

00:08:28: Ja, das würde man in einem Pop-Song ja auch erwarten, weil die klassische Pop-Song-Struktur wäre Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, dann kommt eine Bridge.

00:08:36: oft und dann noch ein finaler Refrain.

00:08:38: Nur hier in diesem Lied haben wir das eigentlich gar nicht, weil was wir da jetzt gehört haben, war nur der erste Teil von einem, ich weiß gar nicht, wie ich da zu sagen soll, einer Symphonie in mehreren Sätzen vielleicht.

00:08:48: Also das wird nachher noch ganz anders, da komme ich noch hin.

00:08:51: Aber ich zu noch ganz kurz zu diesem Chore-Teil mit der Adie drüber, wo da noch einmal der Chore-Teil kommt.

00:08:58: Die singen ja auf Deutsch hier.

00:08:59: Was noch einmal... Unöblich ist, dass eine spanische Sängerin, die weltweit erfolgreich ist, dann auf Deutsch singt.

00:09:07: Ich sage dir kurz, was dieser Text ist.

00:09:08: Ich möchte gern wissen, ob du da irgendwelche Assoziationen dazu hast.

00:09:12: Also der Chor singt, seine Angst ist meine Angst, seine Wut ist meine Wut, seine Liebe ist meine Liebe, sein Blut ist mein Blut.

00:09:21: Ja, dann habe ich keine Assoziation, direkt.

00:09:23: Und was singt sie dann?

00:09:24: Sie singt dann, die Flamme dringt in meinen Gehirn ein, wie ein Blei Teddybär, eine Zeile, die im Übrigen im Internet sehr wohlwollend aufgenommen wird.

00:09:34: Also das finden die Leute sehr cool.

00:09:35: Ja,

00:09:36: Blei Teddybär.

00:09:37: Ich bewahre viele Dinge in meinem Herzen auf, deshalb ist mein Herz so schwer.

00:09:43: Gut, aber das ist jetzt klassische Quasi-Liebeslürik oder Verzweiflungslürik.

00:09:48: Das passt schon auch irgendwie zusammen.

00:09:50: Und es wird halt geraumt durch diesen Chor.

00:09:51: Und der Chor sagt beim zweiten Mal dann dasselbe.

00:09:54: Ja, genau.

00:09:54: Das singt ja noch mal diese Seineangst, das meine Angst.

00:09:56: Ich muss dazu jetzt vielleicht auch ein bisschen was erzählen über dieses Lied und seinen Kontext.

00:10:01: Also, ich hab schon gesagt, Rosalía, eine spanische Sängerin, die eine musikalische Ausbildung genossen hat, die hat eine Flamenco-Ausbildung gemacht, sie hat auch am Anfang ihrer Karriere Flamenco mit Pop, mit elektronischer Musik vermischt und damit begonnen und hat sozusagen ihre Karriere darauf aufgebaut, hat dann aber bei jedem Album, das sie gemacht hat, eigentlich immer etwas komplett anderes gemacht.

00:10:23: Also es gibt ein Album, das ist eher so Latino-Rhythmen, Reggaeton, also so tanzbare Latino-Musik.

00:10:31: Andere Alben sind eher Pop-Experimente.

00:10:35: Und jetzt hat sie ein neues, das nennt sich Lux.

00:10:37: Und da ist eben dieses Lied Bergheim.

00:10:40: auch noch nach einem Berliner Techno-Club benannt ist.

00:10:44: Was so viele Rätsel aufwirft, die könnten wir wahrscheinlich auch gar nicht alle beantworten.

00:10:48: Aber von Techno war da jetzt gar keine

00:10:51: Rätsel.

00:10:53: Ja, und was noch spannend ist, an diesem Album ist, dass sie da insgesamt auf dreizehn Sprachen singt.

00:10:58: Also die hat sich das sozusagen phonetisch angelernt.

00:11:01: Singt der Latein-Arabisch-Deutsch-Ukrainisch-Spanisch alles möglichen?

00:11:08: Nein, auf dem ganzen Album.

00:11:10: In dieser Nummer

00:11:11: kommen zumindest drei Sprachen vor.

00:11:15: Was man da hört, ist übrigens das London Symphony Orchestra.

00:11:18: Natürlich werden alle die Assoziationen wie Walde gehabt, dann bin ich mir ganz sicher bei den ersten Takten dann nicht.

00:11:24: Also ich meine, es ist ja schon so, dass das, hat aber bei mir auch jetzt dieser Chor zum Beispiel, es beschwört bei mir Assoziationen wieder zu einem anderen Barockmeister herauf, lustigerweise einem englischen... dem Orphais Britannicus.

00:11:37: Henry Purcell, der letzte Strittel des siebzehnten Jahrhunderts, der hat ganz spezielle ... Abarten von Opern-Komponier, die sehr britisch sind und sehr Shakespearean sind.

00:11:55: Und da gibt es auch so kurze Chorstellen, z.B.

00:11:58: in Tito und in Neers.

00:12:00: Da kommen die Hexen und die singen Destruction is our delight.

00:12:03: Also kann man sich gut, passt doch gut ins Kinderzimmer.

00:12:06: Und das hat auch so diesen... Das passt zum Blei-Teddy-Bär.

00:12:08: Absoluter Blei-Teddy-Bär.

00:12:09: auf Purcell heißt

00:12:10: also dann so... This branch and dark in light, the light our greatest Holo, and listen, guide tonight, and guard it, claim tomorrow.

00:12:47: Ist auch schon wieder vorbei, das ist eine ganz kurze Nummer, die jetzt in diesem Fall formal, wenn man schon bei den Formen lese.

00:12:55: Ganz ähnliches, nur ist hier A und B und A und B, nicht?

00:12:59: Also das erste Distraction ist auch die Leitenden, dann ist es dieses Gelächter, also das kommt, beides kommt zweimal, nicht?

00:13:05: Aber sozusagen dieses, dieses rhythmisierte Singen, das wird sie wahrscheinlich ... nicht gekannt haben, denn Vivaldi offensichtlich, weil das ist so ein offenkundiges eine Art Zitat, aber da sieht man sozusagen die Mittel, weil du gesagt hast, das gibt es klassisch, hat das was Klassisches, also das hat was, sagen wir eher Barockes in diesem Fall, bis jetzt, dass wir sozusagen ein Vivaldi und etwas anderes, was im Barock auch war, diese stark rhythmisierten Körre.

00:13:35: Das ist nicht so wie bei Bach, dass die Körre über zehn Minuten dauern.

00:13:39: Das ist gut, was

00:13:41: das ist.

00:13:42: Wir hatten jetzt in diesem Lied Bergheim zuerst dieses Vivaldi-Intro.

00:13:46: Dann hatten wir die A, B, A, Core, Form, den Hexencore.

00:13:51: Dann bin ich gespannt, was da jetzt als nächstes kommt.

00:13:55: Wir haben ja schon ein Stückl Kehrt von dieser Sobran-Arie, wie wir es genannt haben.

00:13:59: Und das hat natürlich etwas von einer ... Zumindest in der Tonhöhe hat es etwas von der Königin der Nacht, aber da fehlen allerdings die Kolleraturen.

00:14:07: Das kann schon, in der Opa könnte das Teil einer Sobran-Arie sein, nicht so einem großen melodischen Bogen, noch dazu, wo sie also klagend sinkt, dass ihr Herz schwer ist und der Blei Teddybär in ihrem Magen liegt.

00:14:23: Der Blei Teddybär, der so ganz unschuldig dahergekommen ist, offenbar und sich in ihr Herz gedrängt hat.

00:14:29: Gut, weiter geht es dann auf Spanisch.

00:14:32: Ja, vielleicht noch ganz kurz, dass man sich das vorstellen kann.

00:14:35: Ich habe gesagt, das London Symphony Orchestra spielt da im Hintergrund und man sieht auch Orchester, Musiker und Chor im Musikvideo, wo die Sängerin Rosalia zu Hause ist.

00:14:46: Man sieht sich bei der Hausarbeit, beim Bügeln und so weiter.

00:14:49: Und sie ist immer umgeben von diesem Orchester.

00:14:51: Und dann geht sie hinaus.

00:14:53: Man sieht sie in der Straßenbahn, beim Arzt, im Geschäft.

00:14:56: Dieses Orchester folgt dir auf Schritt und Schritt.

00:14:59: Das ist immer, das umgibt sie die ganze Zeit.

00:15:00: Und sie wirkt so wie eine trauernde Witwe, die von deren Herz sehr schwer ist und die von einem Orchester verfolgt wird.

00:15:14: die Passagen, die ich mir bis jetzt gerne bitte, das Video dann sozusagen ein bisschen eine Aufklärung, dass das sozusagen die fixe Idee ist, die sie verfolgt.

00:15:23: Und das wäre ja auch ganz witzig, dass dieses Orchester quasi Klassisches oder Barockes zitiert.

00:15:29: Die kennen ja nichts anderes.

00:15:30: Die kennen ja kein Pop-Song spielen oder können schon, aber tun sie normalerweise nicht.

00:15:35: dass das sozusagen das ist, was ihre Gedanken benebelt oder so.

00:15:39: Ich weiß nicht, das ist jetzt eine kühne Improvisation.

00:15:42: Aber immer so was Nebliges hat es schon.

00:15:45: Und ich finde, es hat so, es wirkt so spirituell irgendwie.

00:15:49: Es hat so eine sagrale Wirkung.

00:15:52: Aber hörst du das auch raus?

00:15:53: oder ist das einfach meine Assoziation mit diesen Klängen, dass ich das irgendwie in einen höheren Kontext stelle?

00:16:01: kann sein, weil man natürlich gewöhnt ist, dass diese Barockmusik, also auch, wie Walde, nicht nur Konchert ist, sondern auch geistliche Musik komponiert hat in demselben Stil.

00:16:11: Oder so wie wir es von Bach kennen, der ja auch seinen Unterhaltungsstil, das war ja nicht getrennt.

00:16:17: Die haben meine Sprache gesprochen und die hat man dem lieben Gott gewidmet oder auch beim Bier trinken dazu als Unterhaltungsmusik gespielt.

00:16:24: Oder wie du zuerst schon gesagt hast, zum Tanzen.

00:16:26: Das gehört in Wirklichkeit alles zusammen.

00:16:29: Und bei Bach ist es halt alles Omnium und Majorum Degloria.

00:16:34: Also alles zu hören.

00:16:35: Ere Gottes steht über jeder Partitur von ihm drüber.

00:16:39: Vorstopp, geistlich oder weltlich.

00:16:41: Das ist natürlich eine Spiritualität, die wir uns heute überhaupt nicht vorstellen können.

00:16:44: Die aber da vielleicht irgendwie nachwirkt, sozusagen, dass da irgendwas ist, unglücklich und trägt ein Pinkel mit sich herum.

00:16:52: Und das ist vielleicht dieses Orchester und diese Klänge, die dieses Orchester produziert.

00:16:56: Bei dir da jetzt immer irgendwas, aber

00:16:58: vielleicht ist es...

00:17:03: Vielleicht ist

00:17:08: es offen für eine Interpretation.

00:17:19: Schauen wir doch, oder hören

00:17:30: wir mal Linie's Gag.

00:17:34: Genau, wie geht's jetzt weiter, genau.

00:18:03: Der Schluss.

00:18:04: Das ist noch immer nicht ausser.

00:18:05: Das ist nicht der Schluss.

00:18:06: Nein, noch immer nicht.

00:18:08: Das Lustige ist, dass der Chor immer in ein unglaubliches Ritattando mündet.

00:18:12: Ritattando, das heißt, er wird langsamer.

00:18:14: Es wird langsamer und es kommt fast zum Stehen oder kommt ja eigentlich zum Stehen.

00:18:19: Ritattando ist natürlich bei Baroque, vor allem in der Klassik und in der Romantik immer da, in der sogenannten klassischen Musik, allerdings nicht in einer so ostentativen Form, weil die werden ja wirklich bam, bam, bam, bam,

00:18:32: bam.

00:18:33: Das gibt's, aber eher selten.

00:18:36: Gibt dem Ganzen irgendwas so psychisch krankes?

00:18:42: So was sehr insistierendes.

00:18:47: Da wird man auch gezwungen, in seinen Bewegungen langsamer zu werden.

00:18:52: Also meine Gedanken, die ich habe, während ich dieses Lied höre, oder meine Schritte, die ich habe, während ich gehe, die Musik zwingt mich dazu, als wäre die Musik irgendwie ein stärkerer Muskel als meine Beine.

00:19:04: Der

00:19:05: zwingt mich dazu, langsam zu werden.

00:19:06: Also das hat schon so eine... Hinten zieht

00:19:09: am Gürtel.

00:19:10: Kann

00:19:13: man dazu tanzen, oder wird dazu getanzen?

00:19:16: Das wird sich zeigen, wenn es vielleicht dann Konzerte gibt.

00:19:19: Ich glaube, es wird eventuell getanzt im nächsten Teil herkommt.

00:19:23: Ganz kurz wollte ich nur noch sagen, was hier gesungen wird in dieser spanischen Strophe.

00:19:27: Wir haben ja dann einen Sprachwechsel.

00:19:30: Das singt sie unter anderem.

00:19:31: Ich bin nur ein Zuckerwürfel.

00:19:32: Ich weiß, dass die Hitze mich schmelzen lässt.

00:19:36: Und dann wird der Chor langsamer.

00:19:37: Also es ist auch so, als würde jetzt dieser Zucker nur verschmelzen.

00:19:41: Ja, ja, ja.

00:19:42: Sie versinkt.

00:19:43: Eines ist ja interessant.

00:19:44: Also man hat ja während des Gesangs, des Solo-Gesangs, da das Gefühl, also jetzt ist das Orchester da und begleitet auch mit so typischen ... Begleitfiguren.

00:19:54: Es setzt eine Momentlang aus.

00:19:57: Sie sinkt eine Momentlang allein.

00:19:59: Das ist wie wenn sie dich jetzt los würde und dann fangen sie wieder ein.

00:20:03: Und dann sehen Sie, und dann kommt wieder der Chor an, wird es ganz insistierend langsam.

00:20:07: Da muss man jetzt sagen, das ist natürlich, wie immer man das jetzt einordnen möchte, das ist eine Komposition.

00:20:14: Nichts, aber wir haben unsere legendäre Folge über Bohemian Rhapsody, wo man sagt, das ist jetzt nicht einfach eine Pop-Song, sondern das ist komponierte Musik.

00:20:21: Das ist ein, insofern was sich klassisches Werk, wie man sagt, wenn man Klassik jetzt als sozusagen die komponierte Musik, wo nicht einfach so eine Melodie einfällt und da tut man ein bisschen was vorher und ein bisschen was nachher, denn der Mitte ist eben diese Melodie ausgeladen.

00:20:34: Interessant.

00:20:35: Das heißt, du würdest schon für dieses Lied auch sagen, das ist eine Komposition.

00:20:38: Das

00:20:39: ist absolut.

00:20:39: Und würdest du das über ein, ich sag jetzt mal, einen Ed Sheeran-Pop-Song ab... auch sagen, oder über ein typisches Radio-Lied?

00:20:48: Na

00:20:48: ganz sicher nicht.

00:20:49: Das sind die neue Ausformungen des normalen Lieds.

00:20:53: Natürlich gibt es kompliziertere, einfache und sehr einfache Lieder.

00:20:57: Nicht so viel, wie gesagt, da ist ein hübscher Refrain und dann singt da halt irgendwas dazwischen und dann kommt der Refrain nach und wir alle können mitsingen.

00:21:05: Das ist jetzt kein Qualitätsurteil, sondern es ist einfach gestrickt.

00:21:11: Hast nicht schlecht.

00:21:14: Es gibt sehr komplexe klassische Kompositionen, die Urfahrt sind.

00:21:17: Aber es ist komplex kurz.

00:21:20: Eine Komposition ist etwas, sobald es eine gewisse Komplexität ist.

00:21:24: Sobald es eine gewisse Architektur hat, auch ein einfaches Lied ist eine Komposition.

00:21:28: Es muss irgendwann einmal beim Eingefallen sein.

00:21:30: Wie komm lieber Mai und Mache, die Bäume wie der Grün, glauben wir alle, sein Volkslied hat aber Mozart komponieren.

00:21:36: Es gibt Dinge, die so simpel ... Das heißt,

00:21:42: wenn ein Mozart etwas schreibt, ist es immer eine Komposition, auch wenn es eigentlich ein Lied

00:21:45: ist.

00:21:45: Nein, jedes Lied ist eine Komposition.

00:21:48: Auch wenn dir jetzt was einfällt, eine hübsche Melodie, hast du sie letztlich komponiert, du hast sie zusammengestellt aus Elementen, die du halt im Kopf hast, nicht?

00:21:56: Komponere heißt sie zusammenschreit.

00:21:58: Ja, aber dann brauchen wir einen anderen Begriff für einen Pop-Song dieser Art, der sich abhebt von den Konventionen.

00:22:03: Genau,

00:22:04: abhebt von den Konventionen, insofern als du also ein normaler Pop-Song ist in Liedform.

00:22:08: Mit einer Frage mehr oder weniger komplex, du kannst das vierteilig machen, fünfteilig oder nur einteilig, egal, aber das ist sozusagen diese Abfolge mit, letztlich sagen wir, mit einem Refrain.

00:22:21: Dann ist es auch eine Komposition, aber es ist nicht eine komplexe Konstruktion.

00:22:28: In dem Fall haben wir ja aber jetzt schon bis jetzt, wo du sagst, das ist noch nicht aus, das könnte ja so aus sein.

00:22:34: Wer es auch schon eine Komposition höheren gerade ist, insofern ist das viel ein ganz anderes Doktorit, weil wir haben den Vivaldi-Teil, wir haben den Hexen-Teil, wir haben die Ariel, wir haben den wiederkehrenden Chor.

00:22:48: Dieses retardierende Moment des Symphonierorchesters, das plötzlich, ich meine, in einem normalen Lied hast du eine Begleitung, das geht unter, unter, unter, da singst du deine Melodie drüber.

00:22:58: Aber hier haben wir da plötzlich einen Teil, wo das Orchester mit ihr begleitet mitgeht und plötzlich aufhört.

00:23:05: Das muss ja einer anordnen.

00:23:06: Das ist der Komponist, der sagt also, bis hierher und jetzt, aus welchen Gründen auch immer.

00:23:11: Das kann man sich ja dann ausrechnen.

00:23:12: Also wie gesagt, wir haben ja schon die künstlichen Beutungen dieser Texte und der Melodie gemacht.

00:23:18: jetzt da.

00:23:18: Das kann stimmen oder auch nicht.

00:23:20: Ist ja auch ganz wurscht.

00:23:21: Es beschäftigt uns auf den Sichtblick.

00:23:22: Und wir sehen noch nicht einmal bei Minute zwei.

00:23:25: Also bei zwei Minuten.

00:23:28: sind sie noch gar nicht angelagt.

00:23:30: Es kommt dann ein weiterer Teil.

00:23:32: Nach einer Pop-Song-Logik könnte man Bridge dazu sagen, aber ich glaube, das passt hier gar nicht, weil es ist einfach ein weiterer Akt.

00:23:38: Die

00:23:38: Bridge ist da.

00:23:39: Übergang zum Schluss.

00:23:40: Ja, genau.

00:23:40: Die Bridge ist normalerweise vor dem finalen Refrain so ein Moment, in dem entweder ein Innerhalten passiert oder eine kleine Wendung passieren kann.

00:23:50: Also irgendetwas, was da noch einmal die Intensität des letzten Refrains noch mal steigt.

00:23:54: Ja, das ist sozusagen das Innerhalten vor dem

00:23:58: Genau.

00:23:58: Und wird dann noch einmal eine neue Melodie eingeführt oder ein anderes Tempo eingeführt.

00:24:03: Und es ist schon ein narratives Element.

00:24:05: Und hier ist das anders

00:24:07: eigentlich.

00:24:07: Ja, das verstehe ich.

00:24:10: Und ist das Schluss dann eigentlich prinzipiell, zum Beispiel bei den einfachen Frauen, ist das dann der Refrain?

00:24:16: Oder kann da was anderes sein?

00:24:17: Es gibt natürlich auch Pop-Songs, die anders enden, aber so die... Diese schematische Pop-Song-Struktur.

00:24:24: Hat die Bridge und dann den Refrain auch?

00:24:25: Hat

00:24:25: dann einen meisten seinen finalen Refrain.

00:24:27: Also

00:24:27: es ändert sich nix?

00:24:28: Nein, es ändert sich nur die Intensität vielleicht.

00:24:32: Okay, das ist dann die einfache Struktur.

00:24:35: Wenn wir jetzt noch einmal sehen, was heißt komponiert.

00:24:37: Also es ist auch komponiert, die einfache Struktur.

00:24:39: Aber wenn wir eine Bridge hätten und die dann eine andere Konklusio zieht, eine andere Schlussfolgerung und vielleicht der andere Musik bringt oder ein stark veränderten Refrain, dann ist das ja auch schon wieder komponiert.

00:24:50: Ja, ja.

00:24:50: Und dann würde man wahrscheinlich auch so sagen, oha, ein erstaunliches Pop-Lied.

00:24:57: Ja, ja, ja.

00:24:58: Und hier kommt jetzt eben ein ... Teil, wo man eine weitere Sängerin hört, nämlich die isländische Sängerin Björk, die da auch noch mitgesungen

00:25:07: hat.

00:25:07: Ja, die absolviert hier ein Gastspiel, oder wie

00:25:09: ist das?

00:25:09: Ja, so kann man das sagen.

00:25:11: Gastspiel sagt in der Popmusik auch niemand.

00:25:13: Featuring

00:25:14: Björk.

00:25:14: Featuring

00:25:15: Björk,

00:25:18: aber ist das üblich eigentlich, denn Björk ist eigentlich viel berühmter als die Rosalie, oder?

00:25:22: Ich würde sagen, es kommt auf die Generation an, die das heißt.

00:25:26: Sie sind

00:25:27: meiner Generation, jetzt sind Sie berühmter, gut.

00:25:33: The

00:25:58: only way I will be saved is through divine intervention.

00:26:02: Also man ruft nach einer göttlichen Intervention für.

00:26:05: das Problem, das wir da haben.

00:26:07: Und das macht jetzt Björk, also der Enkel vom Himmel oder so irgendwas, kommt irgendwie, ja ich weiss das ja nicht.

00:26:11: Ja, ich weiss das ja nicht.

00:26:13: Ja, insgesamt ist es total schwer diesen... Text zu analysieren.

00:26:17: Der ist sehr symbolisch aufgeladen.

00:26:19: Mit dem Zuckerwürfel, der schmilzt und den Blei teddybären.

00:26:22: Na gut, jetzt ist der Zuckerwürfel geschmolzen.

00:26:24: Also jetzt liegt es ja als Pfütze vor uns sozusagen.

00:26:27: Das kommt die andere Sängerin, das ist schon interessant.

00:26:30: Du brauchst jetzt gut die Herrlösung.

00:26:34: Und dann heißt dieses Lied aber Berghein, was für diesen Berliner Techno-Club steht.

00:26:40: Was man international gar nicht überall versteht.

00:26:43: Und was du vielleicht über diesen Techno-Club wissen solltest, ist, dass es angeblich sehr, sehr schwer ist, dort hineinzukommen.

00:26:50: Also die haben eine sehr strikte Türpolitik.

00:26:55: Da gibt es sogar so Geschichten, dass zum Beispiel Elon Musk angeblich abgewiesen wurde.

00:27:00: Auch darüber gibt es ein eigenes Lied, nämlich von der Band von Wegen Lisbeth.

00:27:04: Das heißt Elon.

00:27:27: Und der Text von Rosalias Berg enthält keine klaren Anspielungen auf weder Techno, also musikalisch vielleicht, aber im Text gar nicht und auch auf den Club nicht.

00:27:39: Man könnte vielleicht diesen Sehnsuchtsort darin suchen, also so eine Art Nachtclub als mystischer Tempel, wo Exzase erwartet wird und vielleicht auch eingelöst wird.

00:27:53: Ja, das ist natürlich möglich.

00:27:55: Ja, vor allem bei einer Klientel, die weiß, was Bergheim ist.

00:27:59: Ja, genau.

00:28:00: Also, ja, es ist interessant.

00:28:02: Eines ist interessant.

00:28:04: Die Nummer, also die Nummer sag ich schon, dieses Intermezzo, das Björk hier singt, das Englischauftritt.

00:28:11: Weiß nicht, ob du aufgepasst hast, was da die Begleitung dazu ist.

00:28:16: Ich müsste lügen.

00:28:17: Hören wir uns nochmal kurz an.

00:28:26: Genau, die Harmonien, die am Anfang beim Vivaldi sind.

00:28:29: Eins, vier, fünf, eins.

00:28:31: Ich glaube, wir müssen es dann noch einmal hören.

00:28:33: Ich habe jetzt nicht so genau bei allen Teilen aufgemacht.

00:28:35: Ich glaube überhaupt, dass ich das durchziehe durch die ganze Nummer.

00:28:38: Ich glaube, das gibt dem halt.

00:28:40: Womit das, wenn wir bei den klassischen Formen wäre, eine Passakalia wäre oder eine Chaconne.

00:28:45: Immer gleichbleibende Bass in der Regel oder jedenfalls eine Melodie.

00:28:50: die ununterbarum wiederholt wird, seine Variationsform in Wirklichkeit.

00:28:55: Das lagen sich immer andere Sachen darüber.

00:28:57: Wie gesagt, wir müssten uns jetzt noch einmal hören, ob es wirklich sich ganz durchzieht.

00:29:00: Das kann ich nicht sagen.

00:29:01: Aber hier ist es mir ganz deutlich aufgefallen.

00:29:04: Das wäre dann auch schon wieder interessant, weil das ist dann schon wieder eine Anleihe bei einer im Barock häufig genützten Form, die dann später noch vorkommt bei Brands und überall.

00:29:16: Aber Chaconne, Passakaya ist etwas, das gibt es bei allen Barock-Komponisten.

00:29:22: Das ist noch eine Anleihe.

00:29:24: Entweder die Rosalie kannte ihre Barock-Komponisten oder es handelt sich hier um etwas, das im Pop überhaupt nachwirkt, ohne dass wir das so klar den Barock aufzuschreiben.

00:29:34: Ja, natürlich.

00:29:37: Eine Frage noch zum Berghain.

00:29:38: Wäre das für dich das erste Mal, dass mit orchestralen Klängen ein Nachtclub gewürdigt wird?

00:29:45: Verschrecklich.

00:29:47: Oder gibt es kassische Kompolisten, die über

00:29:50: Nacht-Etablismans

00:29:51: geschrieben haben?

00:29:52: Natürlich.

00:29:53: Da gehe ich ins Maxim.

00:29:54: Dort bin ich sehr intim.

00:29:55: Ich tut sie alle Damen.

00:29:57: Nennt sie beim Bosenam.

00:29:58: Lustige Witwe von Franz Le.

00:30:01: Und natürlich auch, ich meine, wir haben schon gehabt Offenbach den Kankan.

00:30:05: Da geht es ja auch um...

00:30:07: Da wird quasi das

00:30:08: Moulin

00:30:08: Rouge wieder in eine Operette gehylt

00:30:13: sozusagen.

00:30:14: Das wäre, wenn es nur darum geht, dass es noch nicht nachdenkt, dass es nicht nachdenkt.

00:30:17: Ja gut, also das ist Nachtclub, das waren immer schon Sehnsuchtsorte.

00:30:21: Und vielleicht waren sie auch in der Vergangenheit schon von Türstehern flankiert, die nicht jeden reingelassen haben.

00:30:30: Womit dann dieser Nachtclub vielleicht auch ein Code für den Himmel ist, alle wollen rein, aber nicht alle dürfen.

00:30:35: Nicht

00:30:36: alle kommen, ja.

00:30:37: Na gut, hören wir weiter, oder?

00:31:25: Und damit ist es dann aus.

00:31:27: Das ist jetzt der Schluss?

00:31:27: Ja.

00:31:28: Das löst sich ja total auf.

00:31:32: Im Übrigen wiederum über diesen... Eins, vier, fünf, eins über die, wie weit ich, über die, wie weit ich.

00:31:38: Wie gesagt, eher nicht von wie weit ich, sondern die liegt da ganz nahmplädischen Musik zugrunde.

00:31:43: Das ist jetzt, ist ja wieder ein vollkommen anderes Element.

00:31:46: Was, was sagt er da mit Love Me?

00:31:50: Was vielleicht dann auch etwas über die Sehnsüchte der Feierenden im Berg ein Aussagen könnte oder einfach über die menschliche Sehnsucht, Sehnsuchtrennerin?

00:31:59: Oder wie man Liebe erzwingt, so ja eher wahrscheinlich nicht.

00:32:02: Also gut, das ist... Das ist die langsame Variante des zugrunde liegenden Kartenz, aber aufgelöst sozusagen.

00:32:13: Und ein Element ist noch drinnen, das ist mir auch aufgefallen, dass vorne bei der Begleitung des Solo-Gesangs vom Orchester gespielt, da sind diese Glissande hin auf die ... Das kommt vorne auch

00:32:25: vor.

00:32:25: Ja, das klingt ja fast wie Messerstiche.

00:32:27: Das erinnert mich schon ein bisschen so an Hitchcock-Syco.

00:32:33: Ganz interessant, das löst sich... Alles auf.

00:32:36: Also, es sind Elemente, die wir vorne im Zusammenhang gehört haben, die dann hinten zitiert werden.

00:32:43: Wenn man jetzt sehr hochgestochen daherkommt und sagt, wir können das mit klassischem Formprinzip hineinkeilen, dann würde diese Nummer mit der Durchführung aufhören, sozusagen, dass Elemente verarbeitet werden oder Elemente isoliert werden, isoliert, hingestellt werden, nicht?

00:32:59: Also, da könnt ihr jetzt ein Hundert Beispiele nehmen, das ist ja wurscht.

00:33:01: So ein

00:33:01: bisschen dekonstruiert, so ein

00:33:04: Teil für sich.

00:33:05: genau der Eindruck, den ich habe in der Komposition jetzt, also das ist ja offensichtlich wirklich etwas ganz speziell und einzigartig komponiertes, weil eine Song dieser Form, dieses Aufbaus gibt es nicht bis jetzt, nehm ich mal an, ich glaube nicht, dass es da einen Vergleich gibt, dafür dann, ich weiß es nicht.

00:33:22: Also

00:33:24: genau so in dieser Form fällt mir nichts ein, natürlich gibt es schon Pop-Songs, die eben weggehen von diesem... typischen Schema und Bohemian Wraps, das macht das ja auch, aber macht es mit anderen Mitteln und macht es dann mit einer anderen Struktur.

00:33:36: Also vielleicht ist das doch recht einmalig hier.

00:33:39: Das widerspricht ja allen Erwartungen auch, die man im Berghain an einem Song stellt, nicht?

00:33:45: Aber eigentlich nicht, weil letztendlich geht es bei Beidem um Überhöhung und Extase.

00:33:52: Also beim Techno zum Beispiel führt dieses Wiederkehrende, dieser Beat, der einen fast in einer Trans versetzt, führt dazu, dass man, ich sage es mal, höhere Bewusstseinsebenen reicht.

00:34:05: Und dieses orchestrale Wuchtige tut das ja gewissermaßen auch mit anderen Mitteln.

00:34:12: Also vielleicht ist das ja das Geniale an diesem Lied, dass hier das euphorische Erlebnis von beiden Genres erfüllt wird.

00:34:23: Da fällt mir jetzt ein Stück dazu ein, das ist... Teil einer, es ist halt komisch, weil es sagt immer, in England gibt es keine guten Komponisten.

00:34:33: Sagt nur das.

00:34:34: England ist ein Land ohne Musik.

00:34:36: Nein, aber im

00:34:38: Hop-Kontext ist das ganz anders, weil es England das Land der Großen ist.

00:34:43: Führende

00:34:43: Nationen, da brauchen wir nicht reden, aber davor.

00:34:46: War sehr dünn gesehen.

00:34:48: Da war nur dieser Herr Persell.

00:34:50: Der Persell, und dann war lang nix.

00:34:53: Und dann kamen am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts etwa mit der Richard Strauß Zeit in Deutschland.

00:35:00: Kamme-Komponisten waren etwas elger, gar nicht populär.

00:35:05: Und dann in der moderne, in der gemäßigten, moderne Benjamin Britten ist natürlich einer der wichtigsten Komponisten der ernsten Musik des zwanzigsten Jahrhunderts, wenn man es jetzt so nennen will.

00:35:15: Also da hat sich das geändert, in den zwanzigsten Jahrhunderts sehr geändert.

00:35:18: Und ich meine, von Bob, da brauchen wir gar nicht reden.

00:35:20: Das ist natürlich die London zu Hause.

00:35:23: Genau.

00:35:23: Aber Moment, warum reden wir jetzt von blitzerischer Musik?

00:35:26: Was ist ja Spanien?

00:35:27: Ja, nein, nein, nein.

00:35:29: Ich habe zuerst schon ein Beispiel gebracht mit Purcell.

00:35:33: Wenn wir von Barockmusik reden, reden wir von Bach und Handel und Vivaldi und vielleicht von den Franzosen, aber sicher nicht von einem Englern.

00:35:39: Und da kam jetzt der Purcell.

00:35:41: In Spielen, der ein wichtiger Komponist war, aber ein Solitär.

00:35:44: Es gab sonst, dass die englische Musiker so nicht zu Hause bedeuten, auch in Barock nicht.

00:35:50: Und jetzt kommt noch was, also ein Zeitgenosse, der schon genannten Briten und Elger war ein gewisser Gustav Holst, der ein Erfolgstück geschrieben hat, das heißt die Planeten.

00:35:59: Alle damals benannten Planeten, beginnend mit dem Mars.

00:36:05: Und der Mars ist ein kriegerisches, ich würde sagen, für klassische Verhältnisse Heavy Metal Stück.

00:36:10: Kann

00:36:11: sein, dass wir darüber mal gesprochen haben in einer Folge über Star Wars.

00:36:15: Ja, ganz bestimmt.

00:36:16: Ganz bestehend

00:36:17: haben wir da getroffen.

00:36:17: Ja, das ist der Klinikz, nämlich jetzt.

00:36:19: Das ist schon eine Weile her.

00:36:20: Ja, ja, bitte, meine Damen und Herren, nach Hörung.

00:36:22: Bitte hören Sie es ab.

00:36:23: Genau.

00:36:24: Genau.

00:36:25: Jetzt zur Erinnerung, zur Aufrichtung.

00:36:28: Hör mal den Schluss von Mars.

00:36:31: Weil du zuerst von Techno gesprochen hast.

00:36:34: Und diese insistierenden repetitiven Strukturen, die uns irgendwie so in Exzase versetzen.

00:36:41: Und weil wir vorher auch geredet haben, von diesen seltsamen übertriebenen Ritadan, also dass das immer so langsamer wird.

00:36:49: Der Schluss von Mars in Holstsplaneten, das kreiert absolut in diese Kategorie, finde ich.

00:36:54: Das ist auch, man muss sich vorstellen, der Mars beginnt ganz leise mit einem durchgezogenen Rhythmus, der nie aufhört.

00:37:01: Und da kommt also wirklich der Krieg.

00:37:03: Und der Welt wird immer lauter, immer intensiver und wälzt alles nieder.

00:37:10: Und das endet also mit so einem totalen Zusammenbruch.

00:37:38: Ich glaube, das könnte man jetzt, weil wir hier auch hinten dranhängen, das wäre nicht unlogisch als Schluss.

00:37:42: Es ist das selbe Prinzip, oder?

00:37:44: Ja, das macht es auch irgendwie spannend, dass es dann so langsam wird und man wartet auf den Schlusston.

00:37:49: Geht es noch einmal oder nicht?

00:37:50: Und eigentlich hat das etwas wahnsinnig bedrohlich.

00:37:52: Ja, man hat eine innere Anspannung und man kann sie noch nicht loslassen.

00:37:56: Ja, genau.

00:37:57: Hier ist der Schluss eben so.

00:37:59: Das ist auch etwas, was wir haben.

00:38:01: über Karl-Orff, auch haben wir gesprochen, ich kam in einer Burana, die ganze Schlagzeugestätik, die da drinnen steckt und das ist auch mit den insistierenden Wiederholungen aus Travinske hat das natürlich ganz stark.

00:38:13: Los sagt ja die Paren d'Anne, das ist gerade die nahe Stücke der musikalischen Moderne.

00:38:19: Da weiß man auch nicht.

00:38:21: Kommt das noch einmal?

00:38:22: Kommst du noch zweimal?

00:38:23: Oder nicht mehr?

00:38:24: Das ist quälend, oder?

00:38:25: Ja,

00:38:25: kann quälend sein.

00:38:26: Es ist ja auch gewissermaßen Musik hier eine Art körperliches Erlebnis.

00:38:30: Ja klar.

00:38:31: Und da passt jetzt vielleicht auch etwas dazu, dass Rosalie in einem Interview gesagt hat, nämlich sie möchte Musik schaffen, die ein Gesamterlebnis ist.

00:38:41: Kultursprache Klang sollen verschmelzen, das ist so ihr Anspruch.

00:38:46: Und das erinnert mich jetzt ein bisschen an Wagner, oder nicht?

00:38:49: Ich wollte

00:38:49: gleich sagen, Schiezofreund Richard Wagner gibt den Komponisten, die ziehen sich durch unsere Podcasts durch, das eine ist Mozart, ist halt auch schon vorgekommen und Wagner.

00:38:59: Na klar, das ist das Gesamtkunstwerk.

00:39:01: Das ist das, was ich zuerst gemeint habe mit Komponiert.

00:39:04: Da kommt eine Welt zusammen, weil alle möglichen Dinge, die vielleicht gar nichts miteinander zu tun haben, auf den ersten Blick zusammen verschmolzen werden.

00:39:12: zu einem Kunstwerk, das eine ganz bestimmte Aussage darstellt.

00:39:17: Und das ist eben das Gegenteil von dem, wo wir angefangen haben.

00:39:20: Es ist nämlich auch interessant, dass mit Vivaldi von dem Stravinsky gesagt hat, er hat sechs Wochen mal dasselbe Konzert komponiert, was natürlich eine Gemeinheit ist.

00:39:28: Formal stimmt es auch nicht wirklich, aber... bis zu einem gewissen Grad, also das dreisitzige Konzert, schnell in ersten Satz, langsam in zweiten Satz, schnell in dritten Satz, ist immer ungefähr in derselben Form.

00:39:39: Aber heute, das muss ja nicht immer eine neue Melodie einfahren, jetzt grob gesprochen, nicht?

00:39:43: Begehnt also mit diesen quasi formalistischen, eben, eins, vier, fünf, eins, die Welt ist völlig in Ordnung, das ist die klassische Kartenz.

00:39:52: Und das wird schrittweise ausgehebelt.

00:39:57: Man müsste jetzt fast wirklich nachher mal untersuchen, wenn man es jetzt nachher mal hört, ob nicht dieses Eins, Vier, Fünf, Eins sich bis zum Schluss, bis es eben vollkommen dekonstruiert ist, doch durch dieses ganze Stück, durch diese ganze Komposition durchsieht und immer neu definiert wird, bis es am Schluss zusammenberichtet, weil es geht eben nicht mehr.

00:40:14: Weil vielleicht die Björk als Engel versagt.

00:40:18: Ich werde darauf achten, wenn ich mir das dann später noch einmal im Ganzen anhören werde, das es sieht.

00:40:23: Liebe Hörerinnen und liebe Hörer.

00:40:25: aber vielen Dank fürs dabei sein, wenn Sie auch Pop-Lieder kennen, die es wert wären, auf diese Art analysiert und dekonstruiert zu werden, dann schicken Sie uns das bitte.

00:40:36: Wir suchen immer wieder gerne nach den Verbindungsstellen zwischen Pop und sogenannte Klassik.

00:40:42: Ja, ich habe das jetzt wirklich so kennengelernt und staunt eigentlich von Sekunde zu Sekunde, was da passiert, nämlich immer das, was man nicht erwartet.

00:40:51: Und mit dem, was ich jetzt von dir alles so gelernt habe, werde ich mir das ganze Album mal anhören.

00:40:56: Ja, absolut.

00:40:58: In diesem Sinne.

00:40:59: Danke fürs Zuhören.

00:41:00: Ciao.

00:41:01: Bis zum nächsten

00:41:18: Mal.

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