Musiksalon. Frauenpower: "Fortissima" von Raphaela Gromes.
Shownotes
Ausschließlich Musik von Komponistinnen vereint die Cellistin Raphaela Gromes auf ihrer jüngsten CD – und stürmte zum zweiten Mal die Klassik-Charts. Vor dem einzigen "Fortissima"-Termin in Österreich – dem 8. November in Schloss Wartholz in Reichenau/Rax – sprachen wir mit der Künstlerin über "Frauen, die komponieren wie ein ganzer Mann" und darüber, wie man mit einem anspruchsvollen Klassik-Programm auf Platz 1 der Charts landet.Transkript anzeigen
00:00:03: der Musiksalon mit Wilhelm Senkowicz.
00:00:21: Fortissima heißt das neue Album der deutschen Cellistin Rafaela Gromes.
00:00:27: Und zum zweiten Mal in Folge ist es dieser Künstlerin gelungen, mit einem neuen CD-Album die Classic Charts in Deutschland anzuführen.
00:00:38: Und das mit Musik, die höchst anspruchsvoll ist.
00:00:43: Und zum zweiten Mal Wie schon beim ersten Erfolgsalbum fangen ausschließlich mit Musik, die von Frauen komponiert wurde.
00:00:52: Dann kann man natürlich sagen, das ist jetzt eine Modeerscheinung, man möchte immer wieder auch Musik von Komponistinnen präsentieren.
00:01:01: Aber Hand aufs Herz, was haben diese Bemühungen bis jetzt gebracht?
00:01:07: Wie alle kennen die Namen von Fanny Mendelssohn, von Clara Schumann.
00:01:12: die wirklich exzellente Musik komponiert haben.
00:01:15: Aber was wissen wir sonst von den komponierenden Frauen?
00:01:18: Rafaela Karomes ist es übrigens ähnlich gegangen.
00:01:21: Sie hat in ihrer Studienzeit kein einziges Werk von einer Komponistin aufgelegt bekommen und hat sich auch gedacht, naja wahrscheinlich sind die Frauen wirklich die schwächeren Komponisten.
00:01:34: Und dann hat sie begonnen zu recherchieren und ist darauf gekommen, dass das eine große musikalische Geschichtslüge ist.
00:01:43: Frucht der Forschungsarbeiten von Raffaela Gromes und ihres kongenial musikalischen Partners Julian Riem, waren nun nicht nur die beiden Alpen mit Frauenmusik, Fam und jetzt eben Fortissima, sondern auch ein Buch, das parallel zu arbeiten am zweiten Album entstanden ist.
00:02:06: Und das nun auf der zur Nähe der beiden Künstler parallel mit der CD präsentiert wird.
00:02:13: Fortissimo, wie gesagt, verkauft sich gut und die Konzerte von Gromis und Rehm finden reges Interesse in der Berliner Philharmonie oder in der Londoner Wigmarol.
00:02:26: Einziges Österreich-Gastspiel auf dieser Reise am acht November, im Schloss Wartholz in Reichenau-Andrax.
00:02:37: Vorfeld dieses Konzerts habe ich mit Rafaela Gromes gesprochen und sie befragt über ihre Entdeckungsreise, über diese Schatzkiste, die sie da geöffnet hat und aus der jetzt Musik höchster Qualität hervorgewählt geradezu, von der man einfach über Jahrzehnte und Jahrhunderte keine Kenntnis genommen hat oder keine Kenntnis nehmen wollte, wie man es nimmt.
00:03:05: Im Gespräch erläutert Raphaela Gromes, wie es zunächst zum Doppelalbum FAM und dann jetzt aktuell zum Album Fortissima gekommen ist.
00:03:17: Und gleich zu Beginn freut sie sich natürlich über den enormen Erfolg, den ihre Arbeit gleich nach der Präsentation des neuen Albums gezeitigt hat.
00:03:29: Als Uvertür gleich ein Beispiel für die akribische Arbeit.
00:03:35: die Herr Fräler-Gromes und Julian Riem geleistet haben im Vorfeld der Aufnahmen.
00:03:41: Da findet sich zum Beispiel eine Ballade für Cello und Orchester aus der Feder der deutsch-holländischen Komponistin Elisabeth Kreuper.
00:03:50: Jahrgang, eighteen, sieben und siebzig, Schülerin von Max Bruch und eine zeitlang auch Kompositionsprofessorin in Berlin.
00:03:59: Sie hat resigniert, einmal resimiert.
00:04:03: Was bedeutete in dieser Zeit das Schicksal einer Frau?
00:04:08: Aufgeführt immerhin von Orchestern wie den Berliner Philharmonikern hat auch Elisabeth Kreuper erfahren müssen, dass die Zeit für Komponistinnen und hätten die auch noch so qualitätvolle Arbeit geliefert, einfach noch nicht gekommen war.
00:05:44: Ich finde es wirklich völlig unfassbar, dass Fortissima jetzt auch auf Platz eins der Klassik-Taz ist.
00:05:50: Ich habe ja schon so viele Alben eingespielt für Sony und mit FAM war ich damals auf der eins und mit Fortissima jetzt wieder.
00:05:57: und ich hätte das nie für möglich gehalten, weil Fortissima ja wirklich auch große seriöse Stücke sind.
00:06:03: Das sind große Cello-Konzerte und große Sonaten.
00:06:06: und genau das ist es, was man uns Musikern eigentlich sagt, dass das kein Mensch mehr hören will, vor allem noch dazu von unbekannten Komponistinnen.
00:06:14: Das kauft ja keiner.
00:06:17: Und jetzt ist es so, dass es von so vielen Menschen gehört wird und so viele Menschen offen sind und neugierig sind.
00:06:24: Und ich muss sagen, das berührt mich wirklich ganz ungemein.
00:06:28: Weil wenn ich mir die Classic Charts anschaue tatsächlich vom letzten halben Jahr, dann ist es so tatsächlich, wie wir von den Labels immer gesagt bekommen.
00:06:35: Das z.B.
00:06:36: Ludovico Inaudi eben oder auch Max Richter, diejenigen sind, die diese Tats dominieren.
00:06:43: Das ist einfach eigentlich das, was Neoclassik auch heute heißt.
00:06:49: Also Neoclassik ist einfach Musik, die sich leicht hören lässt, die man gut auch im Hintergrund hören kann.
00:06:57: Böse gesagt Fahrstuhlmusik und oft wird jetzt gerade an uns junge Künstlerinnen eben herangetragen.
00:07:02: Bitte spielt doch ein bisschen Neoclassik, weil das streamt besser, das verkauft sich besser, das kommt besser an.
00:07:08: Ja, dann ist es schon immer so ein Abwägen und ein Ringen und ein Diskutieren mit dem Label, wie viele Zugeständnisse macht man?
00:07:17: und gerade das jetzt eben dieses Album Fortesima mit den wirklich auch großen Werken.
00:07:22: Natürlich auch kleinen Stücken, aber von mir durchaus aus geliebten Popkünstlerinnen wie Adele oder Pink, die nichts mit Neoclassik zu tun haben.
00:07:30: Ich finde besser dann gute Popmusik als seichte Klassik, die nicht berührt und nicht anspricht.
00:07:37: Insofern freut es mich jetzt ganz besonders, dass dieses Album so einen großen Erfolg hat.
00:09:24: Teil des neuen Albums Fortissima, das sofort die Charts gestürmt hat.
00:09:29: Aber nicht deshalb, weil, wie Raphaela Gromes zuvor so schön gesagt hat, auch anspruchsvolle Popmusik.
00:09:37: Teil des Konzepts ist, sie macht einen kleinen Teil aus.
00:09:42: Im Wesentlichen ging es den Künstlern darum, Musik von Komponistinnen zu präsentieren, die sich auch an die große Form gewagt haben.
00:09:52: Cello sonaten.
00:09:53: Cello Konzerte.
00:09:55: Und da habe ich Raphael Agromes gebeten uns doch ein bisschen mitzunehmen auf ihre Reise zurück in die jüngere und fernere Vergangenheit der weiblichen Komponisten.
00:10:08: Und wie es dazu gekommen ist, dass sie da so reiche Ernte einfahren konnte.
00:10:15: Denn am Beginn ihrer Karriere hatte Raphael Agromes so viel oder so wenig Ahnung von dem enormen Potenzial, das da brachgelegen ist über die Jahrzehnte und Jahrhunderte, wie alle anderen Musikerinnen und Musiker auch.
00:10:33: Für neugierige Musikfreunde gibt es auch auf dem neuen Album Wunderbare Musik zu entdecken.
00:10:40: Haben wir zuvor ein paar Takte aus der Cello Sonate, der in Mecklenburg geborenen Komponistin Emilie Meyer.
00:10:49: Musik auf halben Weg zwischen.
00:10:52: wie in der Klassik und deutscher Romantik.
00:12:44: Während meines Cello-Studiums in München, Leipzig und Wien bin ich eigentlich nie über irgendeine Namen von Komponistinnen gestolpert und habe auch keines einstudiert.
00:12:53: Es gehört einfach nun mal nicht zum Standardrepertoire.
00:12:57: Ja, und natürlich, ich meine, ich bin in einem Musikerhaushalt groß geworden.
00:13:01: Meine beiden Eltern sind Chillisten.
00:13:03: Ich bin jedes Wochenende in Konzerte gegangen in Opern und nie standen Komponistinnen auf dem Programm.
00:13:09: Natürlich habe ich selber auch das Vorteil gehabt.
00:13:11: Wahrscheinlich können sie einfach nicht so gut komponieren, die Frauen.
00:13:15: Wahrscheinlich gibt es kaum Komponistinnen.
00:13:17: Warum sonst werden sie nicht gespielt?
00:13:19: Und das erste Mal bin ich eigentlich wirklich... Auf die Suche gegangen, aus dem ich da mein erstes Album für Sony Classical eingespielt habe.
00:13:30: Ich wollte nämlich italienische Komponisten vorstellen und habe den Tipp bekommen, vielleicht auch mal nach italienischen Komponistinnen zu suchen für mein erstes Album Serenata Italiana.
00:13:40: Und dann habe ich dort Kontakt aufgenommen zu dem Archivfrau und Musik in Frankfurt.
00:13:45: Und die haben mir einen riesigen Stapel an wirklich tollen Werken von italienischen Komponistinnen.
00:13:51: Nur italienische Komponistinnen.
00:13:52: zu geschickt.
00:13:53: Und da habe ich schon gemerkt, wow, da muss es so viel mehr geben, wenn es schon allein aus Italien so viel gibt, Original, Vitale und Klavier.
00:14:00: Was muss es dann alles noch geben?
00:14:02: Aber natürlich hatte ich überhaupt keine Zeit, mich näher zu beschäftigen, weil ich ja ja am Beginn meiner Karrierestand angefragt wurde für das Standards Repertoire für Beethoven, Brahms, Elgar Konzert, Dwarzer Konzert, Tchaikovsky und so weiter, was ich ja auch nach wie vor wahnsinnig gerne und oft spiele.
00:14:19: Aber eben, man ist am Anfang beschäftigt mit dem Aufbau seiner Eier.
00:14:23: Karriere.
00:14:24: und solange man selber nicht jemand ist, kann man auch nicht für andere kämpfen und sich einsetzen.
00:14:29: Und daher habe ich einfach gemerkt, okay, es gibt da wahnsinnig viel, aber ich habe jetzt gerade keine Zeit in die Tiefe zu gehen und mich zu kümmern und nachzuschauen.
00:14:37: Aber meine Neugier war schon mal geweckt.
00:14:40: Und dann eigentlich durch den Lockdown während der Corona-Pandemie, da hatte ich dann quasi zwangsmäßig erzwungenermaßen Zeit zu recherchieren.
00:14:52: Und ja, habe das dann eben auch getan.
00:14:55: Und wenn man recherchiert, wenn man mal anfängt, dann eröffnet sich ja eine riesige Welt.
00:14:59: Es ist ja nicht so, dass die Werke nicht zu finden sind.
00:15:02: Es gibt ganz viele Online-Portale, woüber Komponistinnen geschrieben wird, wo die Noten verfügbar sind.
00:15:08: Es gibt Verlage wie den Hildegard Publishing in den USA oder den Furore Verlag in Deutschland.
00:15:14: Diese Verlage widmet sich.
00:15:15: ausschließlich Komponistinnen.
00:15:17: Und natürlich hat auch das Archiv-Frauen-Musik mir wieder viel geholfen, denn viele der Werke sind noch nicht wirklich veröffentlicht und noch nicht wirklich verlegt.
00:15:24: Das heißt, es gibt noch sehr, sehr, sehr viel mehr zu entdecken.
00:15:27: Und damit habe ich eben in der Corona-Zeit begonnen, habe dann mein erstes Album FAM herausgegeben, und es wurde ja dann wirklich völlig überraschend, wirklich ein ganz, ganz großer Erfolg.
00:16:37: Mit FAM lief ich natürlich Gefahr, auch irgendwie die Vorurteile des neunzehnten Jahrhunderts zu bestätigen, weil es ist natürlich, Frauen können grundsätzlich nicht komponieren, aber wenn sie komponieren, dann, wenn dann so kleinere Stücke, so Klavierwerke oder Lieder, einfach Miniaturen, weil sie ja nicht im Stande sind, große Formen zu schaffen, sowas wie große Sonaten oder Kammermusik oder gar Orchesterwerke, was natürlich auch völliger Quatsch ist, viele Frauen, die Symphonien geschrieben haben und eben Klavierkonzerte.
00:17:07: Cello-Konzerte, Violin-Konzerte und Opern auch.
00:17:10: Also da gibt es noch sehr, sehr viel zu entdecken und zu spielen.
00:17:14: Aber genau, ich wollte mit FAM einfach auch eine große Vielzahl an Komponistinnen präsentieren.
00:17:19: Eine Quantität an Namen, dass man sich diese CD durchliest und denkt, wow, so viele Komponistinnen, da kannte ich ja kaum jemanden.
00:17:27: Es sind viel und zwanzig, eben, die ich vorstelle auf FAM.
00:17:29: Aber dadurch war klar, dass die Stücke auch sehr kurz werden würden.
00:17:33: Sind eben doch Miniaturen auf FAM.
00:17:35: Daher war mir ein schon damals klar, ich werde nachlegen.
00:17:38: Ich werde auch die großen Werke, die größeren Cello-Stücke von Komponistinnen auf einem Album einspielen.
00:17:45: Es ist wieder ein Doppelalbum geworden vor Tissima, wie das Buch.
00:17:50: Und dort spiele ich eben auf einer... CD mit Julian Riemmeinem jetzt mittlerweile schon seit dreizehn Jahren bestehenden Klavierpartner.
00:18:00: Unsere Lieblingssonaten sage ich jetzt mal von Komponistinnen.
00:18:03: Es gäbe noch so viele mehr.
00:18:05: Also wir könnten gerade fünfzig CDs noch aufnehmen, nur mit Cello-Sonaten von Komponistinnen.
00:18:09: Aber das waren jetzt die drei, die wir einfach am öftesten gespielt haben in den letzten Jahren und die uns sehr gut gefallen.
00:18:16: Und ja, von denen wir finden, dass sie auch dramaturgisch sehr gut zueinander passen und ineinander übergehen.
00:19:58: Eine absolut großartige Neuentdeckung für Julia und mich war Henriette Bossmanns.
00:20:04: Sie hat sozusagen das Cello in die Wiege gelegt bekommen.
00:20:08: Ihr Vater war Solo-Chillist beim Konzertgebau Amsterdam, ist aber kurz nach ihrem Tod gestorben.
00:20:15: Später war Henriette Bossmanns dann sieben Jahre lang mit einer sehr berühmten Chillistin und Dirigentin, zusammen nämlich mit Frieda Billinfante.
00:20:25: Sie beide sind übrigens Hype-Jüdinnen und mussten sich dann später verstecken, als die Nazis in Holland einmarschiert sind.
00:20:35: Und ja, Henriette Bossmanns ist untergetaucht, hat ihre Mutter befreien können aus einem Übergangslager Westerborg und Frieda Bellifante ist dann sogar in die USA geflohen und ausgewandert.
00:20:48: Henriette Bossmann war also immer inspiriert von der Liebe.
00:20:51: Sie hat sehr, sehr viele Cello-Werke geschrieben für Frieda Billinfante und später für ihren Verlobten einen Geiger.
00:20:59: Dadurch sind dann auch tolle Geigenstücke von ihr entstanden und dann nach dem Zweiten Weltkrieg war sie noch mal mit einer Sängerin liert und hat wirklich großartige Lieder für sie komponiert.
00:21:12: Und was Julien und ich natürlich jetzt besonders schätzen, ist die Cello-Sonate von Henriette Bossmann.
00:21:17: Sie hat übrigens auch zwei Cello-Konzerte und ein... sehr, sehr poetisches Poem für Cello und Orchester geschrieben.
00:21:23: Und diese Cello-Sonate, finde ich, gehört aber wirklich einfach ins Standardrepertor aufgenommen.
00:21:26: Sie kann sich absolut fraglos behaupten, neben den Sonaten von Brahms und Gerig und Mendelssohn und Rachmaninov und Schoppe, einfach den großen romantischen Sonaten, die wir so spielen am Cello.
00:21:40: Und ich freue mich sehr, dass wir sie natürlich jetzt auch öfter in unseren Konzerten spielen.
00:21:44: Es hat einfach eine unglaubliche.
00:21:47: Es ist so ein schicksalshaftes Stück, das sofort mitreißt, das dann auch immer wieder französisch impressionistische, sehr sehnsuchtsvolle Momente hat.
00:21:56: Es ist ein Ringen, es werden ganze Szenarien entworfen.
00:22:00: Man wird mitgenommen in die wirklich schönsten... Düfte und Farben und Fantasiewelten, bevor am Ende das Schicksal dann wieder zuschlägt, das Thema vom Anfang kommt zurück und es ist einfach klar, alle Hoffnung war umsonst, man hat einfach doch als Mensch alleine keine Chance gegen den göttlichen Willen.
00:23:48: Eine Sonate, die Julian und ich ganz besonders lieben, ist die von Luise.
00:23:52: Adolf LeBose hat ihre Karriere als Pianistin gestartet, hat bei Clara Schumann auch Unterricht gehabt, bevor sie dann gedacht hat, sie will doch lieber komponieren.
00:24:01: Und Hans von Bülow, der Hans von Bülow, der gesagt hat, ich glaube nicht an das Femininum des Begriffes, Schöpfer, in den Tod warst, ist mir ferner alles, was nach Frauen-Immensipationen schmeckt.
00:24:12: Dieser Hans von Bülow war so begeistert von Luisa Adolphelebo, dass er sie sogar dem Münchner Kompositionsprofessor Josef Reinberger empfohlen hat, der wiederum auch eigentlich keine Frauen unterrichten wollte.
00:24:23: Reinberger war dann auch erst mal kritisch und hat sie zu dem Assistenten gegeben.
00:24:28: Hat gesagt, jetzt schauen wir mal, wie sich dieses Mädchen da schlägt.
00:24:31: Und die hat sich.
00:24:31: Luisa Dolfer-Libó hat sich so gut geschlagen, dass innerhalb eines Jahres Rheinberger sie dann doch selbst haben wollte.
00:24:37: Die Violinsonate von Libó fand er so toll, dass er gesagt hat, sie ist männlich und nicht wie von einer Dame komponiert.
00:24:44: Er hat sie dann Herr Kollege genannt, in die eigene Klasse aufgenommen und sie hat dann auch ganz schnell Wettbewerbe gewonnen, große Karriere gemacht.
00:24:51: Ihre Stücke wurden dann eigentlich öfter gespielt als die von ihrem Lehrer Rheinberger.
00:26:56: Ein Attribut, was übrigens nicht nur im Zusammenhang mit Luise Adolphe Le Beau, sondern auch mit anderen erfolgreichen Komponistinnen, sehr oft viel von Kritikern auch in Zeitungen, das war immer das Attribut männlich.
00:27:09: Also wenn eine Frau gut komponiert hat, dann hieß es, sie komponiert sehr männlich oder gar sie komponiert wie ein ganzer Mann.
00:27:19: Sind keine Klischees aus heutiger Sicht von wegen, dass Männer irgendwie kräftiger und pompösere Werke schreiben und Frauen irgendwie zart und einfühlsam, sondern in dem Fall meint das Attribut männlich tatsächlich einfach Fake.
00:27:33: Also wenn ein Kritiker schrieb, dass eine Frau wie ein ganzer Mann komponieren würde, hieß das einfach, dass aus seiner Sicht die künstlerische Qualität.
00:27:40: überzeugend war.
00:27:42: Also, dass der Begriff Mann als größtes Kompliment für eine Künstlerin damals galt, das zeigt ja schon wirklich einiges über das Geschlechterverhältnis Mann, Frau im neunzehnten Jahrhundert und den quasi spiegelt, den traurigen Zeitgeist, der damals wirklich irgendwie misoginen, frauenfeindlichen Einstellungen wieder.
00:30:05: Der zweite Teil von meiner Doppel-CD ist ja dann mit dem Deutschen Symphonie-Ochester Berlin eingespielt.
00:30:10: Dieses Orchester hatte übrigens schon vor ein paar Jahren den Hashtag kein Konzert ohne Komponistin.
00:30:16: Dann war es ja klar, dass wir uns dann zusammentun zu diesem Projekt.
00:30:20: Wir haben noch die Dirigentin Anna Rakitina an Bord geholt.
00:30:24: Und ja, auch da war die Programmgestaltung nicht ganz einfach, weil es so viele tolle Telekonzerte gibt.
00:30:31: Zum Beispiel noch von Victoria Jagling oder von Regina Badewitsch, auch modernere Telekonzerte wie von N-Klein und aus Asien und so weiter.
00:30:40: Also ich habe so viele Noten gesichtet.
00:30:43: Was für mich ganz klar war, war, ich will mit Marijael's Telekonzert beginnen, weil das das erste Telekonzert ist, was jemals von einer Frau geschrieben wurde.
00:30:52: Marie-Gélle hat ihre Karriere als Pianistin gestartet.
00:30:55: Sie ist als Wunderkind damals schon durch ganz Europa gereist, hat dann ihren späteren Mann, Alfred Gélle, kennengelernt, mit dem sie auch ein Klavier-Duo hatte.
00:31:04: Sie haben sehr viel auch in Frankreich gespielt.
00:31:07: Marie-Gélle war zum Beispiel die Erste, die in Frankreich alle Beethoven-Sonaten aufgeführt hat und hat dafür auch sehr, sehr viel Anerkennung bekommen.
00:31:16: Sie selbst hatte zum Beispiel über Sesson, dann auch Komposition.
00:31:21: Studiert hat allerdings für ihre Kompositionen nie so viel Anerkennung bekommen wie als Pianistin und ist eigentlich heute vielleicht noch als Pädagogin bekannt, als Klavierpädagogin, weil sie mich darüber, vor allem über die Klaviertechnik von Franz List, auch Bücher geschrieben hat.
00:31:36: Aber als Komponistin ist sie eben ja auch heute eigentlich überhaupt keine mehr einen Begriff auch in Frankreich nicht.
00:31:42: Ich spreche immer mal wieder mit französischen Listen auch oder Veranstaltern, die sagen, Marijael kennen sie, aber nicht.
00:31:50: Als Komponistin.
00:31:52: Franz Liszt hat das schon damals treffend zusammengefasst.
00:31:55: Er hat sie sehr geschätzt.
00:31:56: Er hat ihr sogar teilweise ihre Werke übergeben.
00:32:00: zum Fertigschreiben.
00:32:00: Er hat gesagt, hier ist die Idee, bitte schreibt so die Partitur fertig.
00:32:03: Du weißt, was ich will.
00:32:04: Und wenn nicht, du wirst es gut machen.
00:32:06: Und er hat damals gesagt, wenn ein Männername über ihren Werken stehen würde, dann würden sie auf der ganzen Welt gespielt werden.
00:32:15: Also auch er hat damals erkannt, was das Problem war, warum sie nicht erfolgreich wurde.
00:32:21: Sie hat dennoch einfach sich nichts abbringen lassen vom Komponieren und hat eben zum Beispiel als erste Frau die Idee gehabt, auch ein Telekonzert zu komponieren, was sie ja durchaus nicht naheliegend ist, weil es gab ja auch damals solche Kategorien für passende Instrumente für Frauen.
00:32:36: Zum Beispiel Klavier und Gesang oder Harfe, das waren Instrumente, die durchaus geduldet waren oder so geschätzt wurden, wenn Frauen das schön spielen konnten, vor allem zur Unterhaltung ihrer Männer oder von Gesellschaften, dann konnte man immer vorzeigen, hier schau mal.
00:32:50: das Mädchen spielt auch ganz schön Klavier.
00:32:52: Aber Cello, besonders weil man das ja auch zwischen den Beinen hält, galt als absolutes Männerinstrument und vollkommen unpassend schöne Frau.
00:33:01: Daher glaube ich liegt es so lange, daran glaube ich liegt es, dass so lange keine Frau auf die Idee kam überhaupt für eine Stellung zu komponieren, weil ja wahrscheinlich auch keine Männer die Werke von einer Frau gespielt haben und wenn dann musste die Frau auch noch eine Götelistin finden, die dann ihre Werke spielt.
00:33:20: Das gab es natürlich.
00:33:21: Lise Christiani war zum Beispiel die erste Trilistin, die auf Tour war, bereits in den letzten Jahren.
00:33:27: Da war der Skandal natürlich dann gleich perfekt.
00:33:29: Eine Frau am Tello, das hat uns ja gerade noch gefehlt, haben da alle Zeitungen getitelt.
00:33:34: Und, naja, bis das erste Tello-Konzert dann entstand, sollte es noch etwas dauern.
00:33:38: Marisa als Tello-Konzert wurde dann in den letzten Jahren in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren, in den letzten Jahren.
00:33:46: direkt nach dem Tod ihres sehr geliebten Mannes und auch ihrer Mutter.
00:33:49: Also Marie-Jael wurde sehr unterstützt, ihr Leben lang von Mann und Mutter, was gar nicht üblich war, wenn ich mir so diese ganzen Komponistinnenbiografien durchlese und auch, als ich die geschrieben habe für mein Buch Fotosima, ist mir aufgefallen, wie viele Frauen eigentlich von ihren Männern unterdrückt wurden oder auch von den Eltern überhaupt nicht gefördert, weil Eltern dachten, Musik ist nicht das Richtige für mein Kind.
00:34:13: kommen dann mein Mädchen in die falsche Ecke gerückt, wenn es Musik macht.
00:34:17: Und viele haben dann wirklich eigentlich sowohl den Text dann als auch den Ehefrauen für die musikalische Karriere nur Steinen in den Weg gelegt.
00:34:25: Daher haben übrigens sehr viele Frauen dann auch ... entschlossen, wirklich bewusst beschlossen, nicht zu heiraten.
00:34:32: Weil sie gesagt haben, sie sind einfach viel selbstständiger, wenn kein Mann in der Nähe ist, der ihnen irgendetwas vorschreibt.
00:34:39: Weil sobald Frauen etwas verdient haben, mussten sie ja das Geld an den Mann abgeben.
00:34:42: Der Mann durfte jetzt auch bestimmen, ob sie komponieren, ob sie arbeiten und so weiter und so fort.
00:34:47: Zum Beispiel Emilie Meyer hat dann beschlossen, Sie wird nie heiraten, wie viele andere Komponistinnen auch, um frei bleiben zu können.
00:34:56: Es gab dann eben andere Beispiele wie Amy Beach oder Wiesermainter Faire, die von ihren Männern unglaublich gegängelt wurden und teilweise nicht mehr öffentlich auftreten durften oder nicht mit anderen Männern zusammenarbeiten durften und so weiter.
00:35:08: Und sofort ist es wirklich traurige Geschichten.
00:35:11: Und beide diese Frauen übrigens Amy Beach und Schermainter Faire sind dann jeweils nach den Scheidungen bzw.
00:35:16: nach dem Tod.
00:35:17: Das Ehemann ist wirklich aufgeblüht und haben dann eben den Großteil der Werke danach komponiert.
00:35:23: Und Marie-Jael war aber eben ein anderer Fall.
00:35:25: Bei Marie-Jael waren sowohl Mutter als auch Ehemann immer liebevoll unterstützend und fördernd.
00:35:33: Und daher war der Tod von den beiden ein großer Einschnitt in ihrem Leben.
00:35:38: Und ich finde, man hört die Trauer und den Schmerz um den Tod dieser beiden geliebten Personen in dem Cello-Konzert, vor allem im zweiten Satz.
00:35:48: Und ja, dass wir diesen Satz überhaupt einspielen konnten, ist eine große Freude für mich, weil tatsächlich wir da die Noten in der Bibliothek Straßburg entdeckt haben, Julian Riem und ich.
00:36:00: Dieser Satz wurde noch gar nie herausgegeben.
00:36:02: Wir haben ihn jetzt rekonstruiert und beim Vorrohrverlag herausgegeben.
00:36:06: Und ich hoffe, dass dieses Cello-Konzert, inklusive dieses wirklich tief berührenden, traurigen, schmerzvollen, aber auch sehnsuchtsvollen, lichtvollen in der Mitte, zweiten Satz ist jetzt... ganz oft auch von vielen anderen Musikerinnen und Musikern gespielt werden kann.
00:41:50: Ja, und es gibt ein Stück, das nicht ich gefunden habe und das nicht Julian und ich irgendwie rekonstruiert haben oder herausgegeben haben beim Verlag, wie zum Beispiel die Ballade von Elisabeth Kulper.
00:42:00: Da waren die Noten völlig verschollen, die Orchesterstimmen völlig verschollen.
00:42:04: Das hat Julian dann neu orchestriert, zum Beispiel vom Klavierauszug oder diese Naht von Henriette Bossmanns, die jetzt mit unseren Fingersetz- und Strichmann-Heine-Verlag herausgeben.
00:42:13: Und es gab tatsächlich auch Werke.
00:42:16: die den Weg zu mir gefunden haben.
00:42:19: Zum Beispiel das Cello-Konzert von Maria
00:42:21: Herz.
00:42:23: Da war ich gerade bei der finalen Abstimmung mit dem DSO und Sony über das Fortesima-Programm und habe gesagt, das ist mein Vorschlag, aber ich habe das Gefühl, irgendwas fehlt noch.
00:42:35: Bitte sagt mir Bescheid, wenn ihr etwas Besseres findet.
00:42:38: Und genau in diesem Moment ist eine Mail herein geflattert in meinen Posteingang von Albert Herz mit dem Betreff... Cello-Konzert meiner Oma Maria Herz.
00:42:47: Der hat mir dann die Partitur angehängt, gesagt, es lief gerade im Schweizer Radio eine Sendung mit FAM und dass ich ein großes Herz für Komponistinnen hätte und ob ich nicht mal Lust hätte, dieses Werk zu spielen von seiner Oma.
00:43:00: Und ich habe mir sofort die Noten angeschaut und war wie elektrisiert, was für ein tolles Stück.
00:43:06: Ein bisschen im Stil von Chostekovich oder Bloch, dass Cello ist in der Rolle eines Erzählers.
00:43:12: Drei großartige, auch sehr virtuose Cello-Kadenzen.
00:43:16: Das Stück ist durchkomponiert und immer wieder sehr düster, fordernd, fragend.
00:43:23: In engem Dialog bin ich als Solucilistin mit clarinette Querflüte, Vergott und Konzertmeister.
00:43:29: Es gibt absolut bizarre Elemente in diesem Cello-Konzert, aber dann auch total witzige.
00:43:36: Es ist am Ende dann wirklich ein Freiheitstanzfast.
00:43:42: aus dieser ganzen Düstern ist heraus, befreit sich das Cello und hat dann mit dem Orchester gemeinsam, da gibt es diesen Freilichsfröhlich, diesen jüdischen Tanz, auch an den mich eben diese Partitur dieser Tanz sofort erinnert hat und der dann wirklich ein großartiges, fulminantes Finale auch dieses Cello-Konzertes darstellt.
00:46:11: Maria Herz war übrigens eine Deutsche Komponistin, die in Köln groß geworden ist und auch in Köln große Anerkennung genossen hat.
00:46:20: Adorno zum Beispiel hat hier einen ganzen Vortrag gewidmet und viele Kritiker waren absolut angetan von ihr als Komponistin.
00:46:28: Allerdings war sie Jüdin und musste dann nach der Machtergreifung der Nazis eben fliehen.
00:46:35: Ihre Werke wurden natürlich nicht mehr aufgeführt und ihr Leben war bedroht.
00:46:38: Sie ist dann erst nach England und später in die USA emigriert.
00:46:43: und hat dort leider komplett aufgehört zu komponieren, weil sie einfach sehr realistisch war und wollte, dass ihre Werke auch gespielt werden und wusste, sie hat jetzt in England und USA überhaupt keine Kontakte zu musikern und sie wird keinen finden, der ihre Werke spielt und herausgibt und daher hat sie ja eigentlich tatsächlich aufgegeben.
00:47:04: Man kann sagen, die Nazis haben sie verstummen lassen und vielleicht fühle ich mich auch daher besonders Ja, auserwählt, ihr diese Stimme zurückzugeben oder fühle eine besondere Verantwortung, als Deutsche Maria Herz wieder auf unsere Spielpläne zurückzubringen, ihr Cello-Konzert oft zu spielen, aber nicht nur, weil sie Jüdin war und weil sie verboten wurde, sondern auch vor allem, weil die Qualität ihre Werke einfach großartig ist, auch ihre anderen Stücke.
00:47:33: Schaut unbedingt alle Stücke an, auch die Orchester-Lieder und die Streich-Quartette.
00:47:38: Es gibt so viel zu entdecken von Maria Herz.
00:49:18: Irgendwann habe ich dann eben nicht nur begonnen, die Werke zu spielen, sondern mich auch mit den Lebensgeschichten dieser Frauen zu beschäftigen.
00:49:25: Ich habe eine ganze Regalwand freigeräumt, um sie mit Komponistenbiografien wieder vollzustellen.
00:49:31: Ich habe alles bestellt und gekauft und gelesen, was ich finden konnte.
00:49:34: Und es gibt einiges.
00:49:35: Gerade die Musikfrauenbewegung aus den Siebziger, Achtziger Jahren hat da wirklich sehr, sehr viele Geschichten wieder ans Tageslicht gebracht.
00:49:43: Frauen, die damals weltberühmt waren, wie zum Beispiel Emilia Meier oder Louis-Fronk oder Barbara Strozzi.
00:49:53: Und natürlich, heute kennt man zum Beispiel Nathalie Boulanger sehr gut, aber eher als Pädagogin, als wirklich legendäre Pädagogin, die ja wirklich im zwanzigsten Jahrhundert, also Generationen von Komponisten und Komponistinnen geprägt und ausgebildet hat.
00:50:08: Aber eben, es gibt Tausende von Namen.
00:50:11: auf der ganzen Welt zu jeder Zeit, also beginnend im Mittelalter, auch in den USA.
00:50:21: Überall habe ich begonnen zu recherchieren und begonnen zu finden und war überall beeindruckt von ja auch den berührenden, schockierenden Lebensgeschichten.
00:50:33: Weil oft hatten die Frauen es eben wirklich schwer.
00:50:35: Es wurden ihnen große Steine in den Weg gelegt.
00:50:38: Sie konnten eben durften oft nicht studieren, durften kein Geld verdienen selbst als Frauen, durften dann natürlich nicht irgendwie oder wurden nicht verlegt von den Verlegern, weil ihnen riesige Vorurteile entgegenstanden von wegen.
00:50:52: Zum Beispiel war damals ein großer Spruch, der Mann gebiert das Kunstwerk, die Frau gebiert den Menschen.
00:50:59: Damit war klar, das erste Geschlecht ist der Mann, das zweite Geschlecht ist die Frau, das stand sogar so im Lexikon.
00:51:04: Und die Frau ist natürlich den Mann untertan und braucht sich überhaupt nicht einbilden, dass sie jemals künstlerisch etwas leisten wird oder dass sie jemals genial sein könnte.
00:51:14: Das war eben auch ein riesiger Geniekult, der um die Männer herum aufgebaut wurde.
00:51:19: Aber der wirklich ganz klar war, Frauen und Genie, das passt überhaupt nicht zusammen.
00:51:25: Und ich habe diese ganzen Lebensgeschichten gelesen, habe mir dann die Noten angeschaut, habe den Musik gehört, die zugegebenermaßen groß, halt auch noch nicht so gut eingespielt ist, dass man einen wirklichen Eindruck davon bekommt.
00:51:36: Also oft ist es dann, wenn man die Aufnahmen anhört, leider sehr leihenhaft gespielt.
00:51:40: und natürlich braucht auch diese Musik.
00:51:42: Für Streiter, Mitstreiter, die die großartigen Orchester und Interpreten unserer Zeit eigentlich, die das eben so aufnehmen und so live spielen, dass eben die Qualität dieser Werke auch wirklich gehört werden kann.
00:51:57: Aber ich habe das dann gelesen und gehört und mich beschäftigt und es war mir fürchterlich peinlich, dass ich von all diesen Komponisten noch nie was gehört hatte.
00:52:04: Ich dachte, ich bin völlig allein auf der Welt.
00:52:06: Ich dachte, ich hatte riesige Schreuklappen auf und habe völlig Durch meinen Tonleblick einfach links und rechts nichts gesehen und einen riesigen Teil der Musikgeschichte einfach rausgeklammert.
00:52:16: Bis mir dann irgendwann aufgefallen ist, dass nicht nur ich diese Scheulklappen auf habe, sondern dass sie irgendwie alle aufhaben.
00:52:23: Und ich habe dann eben mit meinen Lehrern gesprochen, mit meinen ehemaligen Professoren, mit Musikerinnen und Musikern, mit Intendanten von Orchestern und Dirigenten.
00:52:33: Und es ging eigentlich allen so.
00:52:34: Alle waren total erstaunt und haben gesagt, was gibt es denn?
00:52:39: Wirklich Komponistinnen, so viele.
00:52:41: Und ist die Musik dengut?
00:52:43: Und ich hab gesagt, ja, ja, die Musik ist großartig.
00:52:46: Schaut sie euch an.
00:52:49: Aber mir wurde da eben klar, dass ich nicht alleine bin mit meinem Unwissen und das ... eigentlich viel mehr noch getan werden muss, damit eben dieses Wissen mehr ankommt.
00:52:59: Weil, wenn man nicht weiß, also diese Komponistin gibt, dann spielt man sie ja auch nicht.
00:53:02: Und dann ist es ja kein Wunder, dass sie nicht in unseren Konzernen ankommen.
00:53:05: Und daher dachte ich mir, ich schreibe jetzt auch noch ein Buch, eben das Buch Fortissima gemeinsam mit einer Musikwissenschaftlerin, die sie seit zwanzig Jahren schon mit Komponistinnen beschäftigt, nämlich mit Susanne Wosnitzka.
00:53:18: Susanne Wosnitzka hat sehr viel recherchiert für das Buch.
00:53:20: Sie hat sehr viele Daten zu den Komponistinnen.
00:53:23: getragen.
00:53:24: Wir stellen ja wirklich Komponistinnen von der Antike bis in die Moderne vor von verschiedenen.
00:53:30: Erdteilen, wir vergleichen die Frauenrechte, zum Beispiel die Zustände, die herrschten in verschiedenen Ländern miteinander.
00:53:38: England, Frankreich, Deutschland, wie war es in Österreich und wie war es eigentlich in den USA und in Russland?
00:53:43: Weil das ist ja das Spannende für mich gewesen, unter welchen Umständen haben diese Frauen eigentlich komponiert und wo gab es mal bessere Zeiten, wo war es mal schwieriger?
00:53:53: und ja diese ganze Entdeckungsreise, die ich quasi selber gemacht hat.
00:53:58: Diese ganze Entdeckungsrate, die ich quasi selber gemacht habe.
00:54:02: An der lasse ich meinen Publikum teilnehmen und dadurch ist das Buch natürlich auch sehr persönlich.
00:54:06: Es sind viele Anekdoten darin.
00:54:08: Es sind viele persönliche Geschichten darin, was mich jetzt an den Komponisten besonders berührt oder mich persönlich beeindruckt auch an ihrem Stil, an ihrer Musik.
00:54:18: Und daher war ganz klar, ich muss das Buch natürlich auch selber schreiben, weil es mein Ton sein muss, weil es meine Geschichten sind.
00:54:23: Also Susanne Wosnitzke hat eher den Rechercheteil übernommen und mir das aufbereitet.
00:54:29: Und einige Komponisten habe ich aber auch... Komponistinnen habe ich aber auch selber gefunden und über die habe ich komplett selber geschrieben und gelesen.
00:54:38: Einige haben wir sogar quasi in diesem Buch zum ersten Mal vorgestellt, weil ich Nachfahren kannte von den Komponistinnen, zum Beispiel Victoria Jagling oder Mathilde Carpus.
00:54:51: Das sind Komponistinnen oder auch Maria Herz, die in diesem Buch eigentlich relativ zum ersten Mal so vorgestellt wurden, wie sie jetzt vorgestellt sind.
00:55:01: weil wir da eben tatsächlich uns selber auf die Suche begeben haben und selber recherchiert haben und wirklich selber wahnsinnig spannende schöne und berührende Geschichten rausfinden konnten.
00:58:36: The Lost Composers Fortissima heißt dieses Stück von Rebecca Dale, das extra für dieses neue Album komponiert worden ist.
00:58:47: Und zwar nach ausführlichen Gesprächen, die die Interpretin mit der geführt hat.
00:58:55: So spannt sich also auf diesem neuen Album der Bogen von der deutschen Frühromantik bis hin zur zeitgenössischen Musik.
00:59:05: Und es ist, wie gesagt, eine außergewöhnliche Entdeckungsreise geworden.
00:59:12: Das Gespräch für diesen Podcast hatte ich im Vorfeld des Konzerts von Raphael Agaromes und Julian Riem in Schloss Wartholz in Reichenau an der Rax führen, einzigen österreichischen Station auf der Präsentationstour der beiden Künstler.
00:59:31: Julian Riem hat auf der neuen CD den Klavierpart übernommen, den Orchesterpart in den Konzertanten setzen, das Deutsche Symphonieorchester Berlin unter der Leitung der Dirigentin Anna Rakitina.
00:59:47: Damit danke fürs Zuhören und noch viel Freude.
00:59:50: mit Musik von Komponistinnen.
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