Mit Barbies Hilfe erkennen wir Mozart, Schubert und alle anderen!

Shownotes

Was ist typisch Mozart, Beethoven oder Chopin? Woran kann man sofort erkennen, welcher Komponist hinter einer Melodie steckt? Das will Katrin Nussmayr diesmal von Wilhelm Sinkovicz wissen. Also begeben sich die beiden auf eine Spritztour entlang der Stilmittel und Eigenheiten großer Komponisten. Helfen lassen sie sich dabei von einem Pianisten, der in einem genialen YouTube-Video den typischen Stil diverser Komponisten einander gegenübergestellt hat - und zwar mithilfe der Melodie von "Barbie Girl", jenem fröhlich-trashigen Eurodance-Hit aus den 1990ern…

Welches Bass-Muster deutet auf einen Mozart hin, wie erkennt man ein Beethoven'sches Erdbeben oder einen Schubert'schen Jodler? Und was ist unverkennbar Strauss, Debussy oder Ravel?

Zum erwähnten Video von Josep Castanyer Alonso geht es hier!

Über den Podcast In „Klassik für Taktlose“ ergründen "Die Presse"-Feuilleton-Redakteurin Katrin Nussmayr und Klassikkritiker Wilhelm Sinkovicz gemeinsam die Welt der klassischen Musik: Braucht jedes Orchester einen Dirigenten? Warum verstört Richard Wagner so? Was war an Mozart eigentlich so toll? Wie viel Klassik steckt in „Bohemian Rhapsody“ oder Taylor Swift? Für musikalische Einsteiger und Klassik-Freunde, die’s ein wenig genauer wissen wollen.

Produktion: Wilhelm Sinkovicz / www.sinkothek.at Audio-Finish: Georg Gfrerer / www.audio-funnel.com

Transkript anzeigen

00:00:04: Klassik für Taktlose.

00:00:10: Mit Kathrin Nussmeier und Wilhelm

00:00:12: Sinkowitsch.

00:00:19: Lieber Willi, wie gut bist du eigentlich im Komponistenraten?

00:00:24: Das kommt drauf ab.

00:00:25: Manchmal geht's gut, manchmal geht's schlecht.

00:00:28: Es gibt Dinge, die erkennt man sofort.

00:00:31: Es hat ja jemand gesagt, wirklich einen großen Komponisten muss man daran erkennen, wie er die Türklinke runterdrückt.

00:00:39: Stimmt die manchen Fällen, vielen Fällen stimmt es natürlich auch nicht, weil es gibt eine Linguafranca sozusagen, eine Weltsprache, Heiden und Mozart sprechen dieselbe Sprache, aber mit unterschiedlichen Dialekten.

00:00:55: und wenn man länger rein hört.

00:00:57: kann man Unterschiede hören wahrscheinlich.

00:01:00: Viele Komponisten haben versucht Beethoven nachzuahmen.

00:01:03: Also es kann schon was wie Beethoven gelegen, aber nicht von Beethoven sein.

00:01:08: Also man kann das sehr leicht auf die Nase fallen.

00:01:11: Andererseits gibt es Dinge, wo man sagen kann, ja.

00:01:14: wenn es so klingt und von einem anderen ist, dann hat der das von dem anderen abgeschaut.

00:01:19: Und genau das interessiert mich heute, weil etwas, was ich schon lange besser verstehen will ist, woran erkennt man einen Komponisten.

00:01:25: Was ist typisch Beethoven?

00:01:27: Was ist typisch Mozart?

00:01:30: Können wir die feinen und die groben Unterschiede herausarbeiten, die typischen Stilmittel, die uns erkennen lassen?

00:01:37: Naja, das klingt nach... Komponist A, Komponist B, Komponist C, die großen Namen eben.

00:01:43: Und deswegen haben wir uns gedacht, das machen wir heute.

00:01:46: Und wir lassen uns dabei helfen, von einem Musiker dessen Video ich auf YouTube gefunden habe und dem Willi schon vor abgezeigt habe.

00:01:54: Joseph Castanier Alonso.

00:01:57: Der ist Cellist beim Royal Stockholm Philharmonik Orchestra und auf seinem YouTube-Account schreibt er, dass er auch ein bisschen Klavier spielt, was eine grenzenlose Untertreibung ist.

00:02:07: Er

00:02:07: spielt sehr gut, ja.

00:02:08: Er spielt sehr gut und er hat ein Video gemacht, wo er am Klavier wirklich wunderbar vorführt, wie die Stile verschiedener bedeutender Komponisten klingen, wie sie sich unterscheiden.

00:02:17: Er macht das mit einem Augenzwinkern, aber auch mit einem, ich würde sagen, recht beachtlichen analytischen Verständnis.

00:02:22: Ja, das ist ganz erstaunlich.

00:02:23: Also ich bin bei sowas immer sehr, sehr skeptisch.

00:02:26: Aber eigentlich muss man sagen, ja, das hat schon... Natürlich arbeitet er, raffiniert auch zum Teil mit leicht veränderten, manchmal gar nicht veränderten Zitaten und rollt sich so bestimmte Passagen aus, Stücken der Klassiker und Romantiker, um die es dann geht heraus, um die herum ertrabiert, aber er trifft den Tonfall doch in den meisten Fällen wirklich gut.

00:02:51: Wir werden das Video auch in den Schonorts verlinken für alle, die sich das Original anschauen wollen.

00:02:54: Es ist wirklich sehr gut gemacht.

00:02:56: und um es noch lustiger zu machen.

00:02:58: Er nimmt ja ein Stück her, das mit Klassik eigentlich sehr, sehr wenig.

00:03:02: Man könnte sagen, gar nichts zu tun hat, nämlich Barbie Girl von Aqua.

00:03:07: Ein Eurodance-Hit von aber die Blütezeit des Trash, die Blütezeit des Techno über das Leben der Barbie-Puppe.

00:03:14: Das war ein sehr erfolgreicher und ist bis heute sehr erfolgreicher Hit.

00:03:17: Kennst du es?

00:03:18: Nein, wir sollten es jetzt gleich anspielen.

00:03:58: Das ist dieser Pop-Song, den der gelisten Pianist jetzt variiert, im Stil von ABC.

00:04:06: Das muss man sagen, hat Tradition.

00:04:08: Es gab ein wunderbares Orchesterstück, ich weiß noch nicht, wer es komponiert hat, aber das waren Variationen über, was machst du mit dem Knie, lieber Hans?

00:04:17: Das war ein zwanziger Jahre Hit.

00:04:19: Im Stil von allen damals gängigen großen Komponisten, auch sehr brillant gemacht.

00:04:26: Da kommt zum Beispiel eine Passage vor, aus dem Don Juan von Richard Strauss, die fast wörtlich zitiert ist und die wirklich so wie eine Variation über was man so mit dem Knie lieber ansklickt.

00:04:36: Also das ist schon ganz witzig.

00:04:38: Okay, das heißt er hat sich da durchaus in einer alten Tradition bewegt, unser YouTuber.

00:04:42: Wir hören uns ein paar von seinen Variationen.

00:04:45: an.

00:04:45: Er hat insgesamt Mozart, Beethoven, Schumann, Schubert, Chopin und Ravel dargestellt.

00:04:51: Paraflasiert.

00:04:52: Wir hören uns ein paar davon an und dann werde ich dich lieber will ich fragen, was dran ist, okay?

00:04:56: Dann starten wir mal mit Mozart.

00:05:33: Lieber Willi, wie viel Mozart steckt in dieser Variante von Barbie Girl?

00:05:37: Ich stecke viel Mozart drinnen.

00:05:39: Es steckt vor allem diese, was du hast gesagt, diese Linguafranca, ja?

00:05:43: Dass man eine Melodie hat, eine einfache Melodie, die man mit den sogenannten Albertibessen unterlegt.

00:05:49: Was ist das?

00:05:52: Da kann man jede Melodie darüber legen, dass es eben die Harmonien gibt.

00:05:56: Das

00:05:56: sind so zerlegte Akkorde.

00:05:58: Ganz genau.

00:05:58: Oder einfach diese repetierten Harmonien.

00:06:01: Und drüber ist halt die Melodie.

00:06:03: Da kann man natürlich auch die Barbie drüberlegen.

00:06:05: Das ist gar keine Frage, ob man wird also hunderte solche Passagen in Mozartischen, glaube ich, Sonaten finden.

00:06:12: Das

00:06:12: heißt, wenn man diese Alberti besser hört, das ist du-du-du-du-du-du-du, kann man sich schon einmal denken, es ist noch mal in die Zündrichtung Mozart.

00:06:19: Ja.

00:06:20: Aber es ist natürlich die Sprache der damaligen Zeit.

00:06:23: Das kann auch Cimarosa oder Salieri oder wer auch immer sein.

00:06:28: Also das sagt noch nix, aber ungefähr so die Lebendigkeit, das finden wir.

00:06:34: Dann gewisse Figurationen, die er einbaut, die ganz eindeutig beim Mozart vorkommen, nicht thematisch, sondern verzierend.

00:06:42: So

00:06:43: Liebe, schnelle Melodien.

00:06:45: Genau, so ein bisschen so was drüberlegen.

00:06:46: Und dann ist eine Stelle, die ganz eindeutig ein Zitat aus einer Mozart-Sonate ist und die halt da gerade thematisch reinpasst.

00:07:00: So klingt's in unserem Variationsbeispiel.

00:07:18: Und so klingt's bei Mozart.

00:07:20: Das ist der berühmte dritte Satz, der A-Durklavier Sonate in A-Moll interessanterweise, das Alaturka, also da ist die türkische Musik paraphrasiert.

00:07:29: Und das ist also ein Heizu, wörtlich zitiert nicht.

00:07:32: Okay, also wenn man sowas hört, dann...

00:07:35: Das ist

00:07:35: schon sehr ...

00:07:37: Wenn man das hört ... Wenn man das hört, ist es mochte.

00:07:39: Ja

00:07:40: klar.

00:07:41: Aber ist das jetzt was, was nur in diesem einen Stück, in das Alaturka macht?

00:07:46: Das ist so ein herausragendes Ding, dass man nicht sagen kann, das ist typisch Mozart, sondern das ist eine Mozartsche Erfindung.

00:07:53: Das sind so Witze, die man noch einmal erzählen kann.

00:07:55: Guckenwitz kann man immer noch einmal erzählen, nicht?

00:07:57: Die

00:07:58: Bässe, die zerlegten, die

00:08:00: kann man immer erzählen.

00:08:00: Das heißt, wenn wir uns jetzt diese Variationen anhören, dann ... Dann müssen wir im Hinterkopf verhaken, manches davon sind wirklich Stilmittel und manches davon sind Zitate, die einfach sehr konkret sind und werden uns nicht unbedingt dabei helfen, jeden Mozart zu erkennen.

00:08:13: Genau so ist es, ja, ja, ja.

00:08:15: Während der Stilistisch-Macht, abgesehen von diesem Zitat von Eulatürka, ist sehr gut, finde ich.

00:08:21: Also, das Mozart-Version ist sehr gut.

00:08:23: Der hat den Mozart schon verstanden.

00:08:25: Viel Mozart gespielt, offensichtlich.

00:08:27: Ja, dann schauen wir uns an, wie viel Beethoven er gespielt hat.

00:08:41: Das ist jetzt schon deutlich.

00:09:14: dunkler, dünster, tiefer,

00:09:17: titanischer, stärker, grauber, wenn man so will.

00:09:21: Das ist der Mozart.

00:09:22: Das ist alles das, was man den Beethoven nachsagt.

00:09:25: Auch das eigentlich gut getroffen.

00:09:28: Es gibt Beethoven Sonaten, die mit solchen Unisono-Gängen anfangen, die berühmte Passionata zum Beispiel.

00:09:34: Muss man jetzt nicht spielen, das ist hier nicht wörtlich zitiert.

00:09:38: Wo es wirklich nahezu ans wörtliche Zitat drangeht, ist die Passage ... Das ist wirklich zitathaft.

00:09:56: die Pathetik, die Sonate, die C-Mol-Sonate von Beethoven.

00:10:30: Das ist eine lange Abfolge von, wie nennt man das, Sprüngern.

00:10:33: Und

00:10:34: diese Octave Trémolo, dieses Trémolo im Bass, das ist das C, das große und das kleine C. Also, über den Streichern ist es ein Trémolo, nicht?

00:10:44: Das ist ein angestraler Effekt.

00:10:46: Und

00:10:46: über den Schieß,

00:10:47: das sind die Höhe.

00:10:47: Ein

00:10:48: Erdbeben.

00:10:49: Wie ein Erdbeben, ganz genau.

00:10:51: Okay, und?

00:10:52: Und das, was er in der Folge macht, dass die Musik dann so heftig, ein bisschen so herum modulierend sich betätigt und dann nach Tour geht und dann über so einer lebhaften, auch wieder so eine Dremelow-Bewegung ein Gegendthema präsentiert, auch das ist typisch Beethoven, das findet man auch in etlichen Klaviersohn, also das müsste man nur irgendwo hineinstechen.

00:11:10: Also fängt du es da an, dann kommt irgendwie was Heroisches dazu,

00:11:15: es

00:11:15: nimmt so seinen Lauf.

00:11:16: Ja, genau.

00:11:17: Und diese typischen Accordsprünge, die wir haben mit dem Bum, Bum, Bum, ist das typisch Beethoven?

00:11:22: Das macht er auch gern.

00:11:24: Also das ist schon in dieser Heifung, und wenn es so konzentriert vorkommt auf engem Raum diese unterschiedlichen Elemente, dann sind wir zumindest in einer Beethoven-Parodie gelandet.

00:11:37: Schauen wir uns doch als nächstes die Schubert-Variation an.

00:12:45: Darf ich dir immer sagen, was ich da so raushöre, programmatisch?

00:12:49: Ich hab das Gefühl, am Anfang hat man die Melodie und am Ende kommt dann immer dieses ... Und ich denk da an so einen Disney-Film, wo die Hauptfigur irgendwas singt und dann kommt so dieser Animal Sidekick, so das kleine Stinktier oder so und sagt irgendwas freches dazu und fügt nach seiner Sendung so ... Und so geht das dahin, sehr lieblich, sehr freudevoll, also man merkt, sehr sorglos.

00:13:13: Und dann kommt das Zittern, dann wird irgendwie recht viel gezittert.

00:13:17: Und dann schwenkt es wieder zurück auf das Freutvolle.

00:13:19: Also vielleicht ist man irgendwie auf einer Almwiese und dann kommt kurz, uuh, zieht ein Gewitter auf nach.

00:13:25: Es ist, ich werde die Sonne da und wir jodeln.

00:13:26: Am Ende ist es ja wirklich, es endet mit einer Art Jodler.

00:13:28: Ja, das hat etwas ganz unbedingt mit älplerischen Volksmusik zu tun, mit den Jodlern, mit den Waldzern, die da improvisiert worden sind, wie Schubert sie ja wirklich ein Klavier improvisiert hat.

00:13:44: Manche davon hat er aufgeschrieben, es gibt es.

00:13:46: solche Walzersammlungen, wo wirklich diese Art von Musik kultiviert wird.

00:14:20: Das ist die eine Seite und du hast es sehr schön beschrieben.

00:14:25: Es verdunkelt sich plötzlich.

00:14:27: Auch das ist ganz gut.

00:14:28: Das gibt es bei Schubert wirklich oft, dass kühneharmonische Wechsel in ganz andere Donaten sind.

00:14:35: Das ist typisch romantisch, würden wir sagen.

00:14:37: Schubert als erster wirklich kultiviert, dass plötzlich eine ganz andere Atmosphäre aufzieht.

00:14:42: Das ist auch sehr schön.

00:14:44: Es ist hier nicht Er hat das gut abgelauscht dem Schubert, aber er führt Elemente zusammen, die bei Schubert so nicht aufeinander treffen.

00:14:58: Es geht in den schubertischen Kompositionen dann doch etwas harmonischer zu, sagen wir, im Sinn der verwendeten Mittel.

00:15:08: älplerische, jodlerische, was wir da gehört haben, das bei Schubert oft vorkommt, also auch diese, genau das, und also auch diese von Tonrepetitionen vorangetriebenen, etwas angstvollen, sehr romantischen Dinge, die kommen in sehr vielen Stücken von Schubert vor, in einigen Klavierzonaten, aber auch, oder ein Promptüs auch.

00:16:07: Und ja, in einer Variation über Barbie, wo man schubertische Stilmittel verwendet, kann man sagen, warum soll man das nicht sozusagen gleichzeitig präsentieren.

00:16:19: Also sowohl der Elblerische Tonfall als auch dieser romantische, etwas sinistre Tonfall, den gibt es bei Schubert sehr oft.

00:16:31: Das ist typisch Schubert, keine Frage, als auch die Könemodulation, die dort hinführt, gibt es auch bei Schubert.

00:16:37: Also das ist schon, es hat sehr gut zugehört, das ist gar keine Frage.

00:16:41: Das heißt, da hört man schon einiges typische heraus.

00:16:45: Schauen wir uns das nicht zum Beispiel an.

00:16:47: Schuppe.

00:18:04: Was sagst du dazu?

00:18:06: Ja, auch das genau zugehört.

00:18:09: ist ganz witzig, also diese Art eine Melodie sanft anzufangen und dann mit Ton gelandet.

00:18:15: zu übermalen sozusagen, ist ja ein bisschen so ein Anlei bei den italienischen Belcanto-Komponisten wie Bellini zum Beispiel.

00:18:24: Das ist das in den Singstimmen, diese großen Kolleraturen, die die Pribadonen singen können müssen.

00:18:29: Und die Pianisten haben sich das angeeignet.

00:18:32: So wie Franz Nist sich den virtuosen Geigen-Style, das Herrn Paganini angeeignet hat, hat Chopin bei Bellini genau zugehört.

00:18:43: Mix das, das ist eben Pianistische Virtuosität, das so leicht zu servieren, dass die Melodie dadurch nicht geschädigt wird, wird überlagert, aber sie bleibt da.

00:18:53: Das ist eigentlich schon typisch Chopin, da gibt es eine lustige Übergangspassage, die wirklich also echt aus einem Chopinstück zitiert ist, dass eine Modulation und der zweite Teil, also so ein Mittelteil, der erste kommt wieder, also so typische dreiteilige Form.

00:19:10: Der zweite Teil ist halt das dramatischere.

00:19:12: Das kennen wir aus den Polonesen und aus den Skärzi von Chopin und aus den Balladen.

00:19:19: Aber auch das, es taucht halt an diese Barbie Melodie.

00:19:25: drinnen auf.

00:19:27: Man müsste jetzt sagen, die Chopin-Melodien sind filigraner, zerbrechlicher ein bisschen, auch dann, wenn sie ins Dramatische gehen als diese doch etwas hemsärmelige Barbie-Melodie.

00:19:38: Aber ich meine, wenn, dann so, ja.

00:19:40: Es geht ja dann trotz dieser Hemsärmlichkeit und dieser sehr simplen Melodie doch irgendwie erstaunlich gut auf.

00:19:45: Also diese Komposition wirkt auf mich sehr schlüssig.

00:19:49: Ja, das ist ein rundes kleines Stück, das er da gemacht hat.

00:19:53: Und

00:19:53: du meinst, es hat diese typischen Chopinchen?

00:19:55: Es hat Chopinchen.

00:19:57: Es spricht also, es spricht mit einer durchaus anschoppaen erinnernden

00:20:03: Sprache.

00:20:03: Wie klingt's denn bei Chopin?

00:20:06: Naja, wir können so schön es ist, wenn ich kann ein Stück der Anfang, wie gesagt, der so einfach beginnt und dann auskragt in so ein Kulaturüberrank das Stück ohne, ohne das der Bogen.

00:20:21: Das haben wir bei vielen schon ein Stück nehmen, wie eine Masurka.

00:20:57: Die augenscheinlichste Gemeinsamkeit für mich ist, dass es sich halt einfach um einen traurigen Wald zahnt im Dreivierteltakt.

00:21:05: Und wie du vorgesagt hast, die rechte Hand führt irgendwas auf.

00:21:10: Die macht durchaus wilde Melodien.

00:21:13: Und darum stenden,

00:21:14: ja.

00:21:14: Und die linke Hand macht recht brav.

00:21:17: Also springt so herum.

00:21:20: Das ist auch ganz gut.

00:21:21: Das hatten wir bei den vorherigen Beispielen halt nicht diesen.

00:21:24: typischen frühromantischen Klavierstil, dass die linke Hand einen Bass markiert und sofort hinaufgezogen wird ins mittlere Register, um die entsprechenden Akkorde dazu zu geben, um das harmonisch aufzufüllen.

00:21:39: Das ist etwas, was eine große Beweglichkeit verlangt und was Chopin also sehr, sehr kultiviert hat.

00:21:46: Ist es auch typisch Chopin das Ende, dass es so mit einem Punkt ändert, mit einer tiefen Note?

00:21:52: Das gibt's bei vielen Schubarstücken.

00:21:54: Ja,

00:21:54: das stimmt.

00:22:13: Da macht das gleich dreimal.

00:22:14: Da hat er gleich dreimal unten auf den Pauke quasi.

00:22:17: Das ist der

00:22:17: Schluss der Preludes, das letzte der Preludes.

00:22:19: Das ist ein Bitra-Abstieg.

00:22:22: Und da gibt's den Ton gleich dreimal.

00:22:24: Okay.

00:22:25: Da haben wir uns ein paar so Stilmittel angestellt.

00:22:26: Gebe es eigentlich noch Komponisten, wo du sagst, die würden sich total gut eignen, um auf diese Art erklärt zu werden, veranschaulich zu werden, weil die so typische Stilmittel haben?

00:22:37: Ich glaube alle.

00:22:39: wirklich großen Komponisten, alle berühmten Komponisten, kann man auf diese Weise schon ein bisschen heranziehen für diese Art von Variationstechnik.

00:22:51: Weil es gibt so bestimmte harmonische Gäste, das ist wie die Klangverbung einer Stimme oder Phrasen, die jemand gern verwendet.

00:23:01: Gibt mir noch ein paar Beispiele, was ist denn so?

00:23:04: Ein ganz klassischer Fall von sowas.

00:23:06: Das ist schwer zu sagen.

00:23:08: Du kannst sofort ein Instrumentationsdetail seinen Richard Strauss erkennen, aber warum das so ist?

00:23:15: Das ist in Worten sehr schwer zu erklären.

00:23:19: Du kannst, wie gesagt, das Klang gewandt eines Orchesterstücks von Richard Strauss verwenden und nur den melodischen Gang verändern.

00:23:29: Dann kannst du natürlich da drinnen wunderbar auch die Barbie einbauen.

00:23:35: Und dann wisst ihr seine Variation, aber das Puppenhaus, in das du die Barbie hineinsetzt, ist dann von Richard Strauss oder von Richard Wagner.

00:23:46: Das kann man machen, weil viel Musik hat eben ein melodisches Element.

00:23:52: Dass die Hauptmelodie, da kann keine Gegenmelodie dazugeben, die kann ich ja dann schon wieder lassen, wie sie ist.

00:23:57: Und die Hauptmelodie muss halt ungefähr in diesen harmonischen Gang in einem passen.

00:24:03: vom Orchester drum herum gemacht wird oder von den anderen Stimmen im Klavier-Satz.

00:24:09: Das wird immer schwieriger, je moderner die Musik wird, weil dann passende Melodien halt nicht, wenn so relativ simple Melodien.

00:24:19: passen auf die vier Takte und acht Takte bei Mozart oder auch Beethoven oder auch noch Schumann, vielleicht sogar beim frühen Wagner, ganz gut.

00:24:28: Und je unregelmäßiger die Musik auch melodisch wird, umso schwieriger wird es diese Melodien einzupassen in ein etwas kühneres Ambiente.

00:24:36: Aber es geht natürlich, es kommt darauf an, was für Stücke man nimmt.

00:24:40: Also es ist jetzt schwer das zu demonstrieren, weil wir können jetzt ein Stück aus Don Juan von Richard Strauss herausnehmen und sagen, ja klar, typisch Richard Strauss.

00:24:47: Wenn ich jetzt die Melodie ... im Horn liegt, verändere.

00:24:50: Bleibt es immer noch das Klang, die Klangwelt des Richard Strauß, der hat auch eine andere Melodie hineingesetzt.

00:24:56: Ja, ja, das ist schon klar.

00:24:57: Spielen wir doch mal ein Richard Strauß vor.

00:24:58: Jetzt hast du schon so viel von diesem Puppenhaus erzählt.

00:25:00: Jetzt möchte ich es kurz sehen.

00:25:52: Das ist dieser typische Straus eruptiv.

00:25:54: Leucht den Strahle in den Holzbläsern und mit diesem Pizzikatti in den Streichern und drüber liegen die Violinen mit diesem Hauptthema.

00:26:04: Jetzt kann ich dieselbe Begleitung, dieselben Holzbläserfiguren, auch dieselben Akkorde der Blechbläser, die daaiam, daaiam immer wieder machen, kann ich lassen.

00:26:14: Und könnte eine andere Melodie da hineinlegen?

00:26:16: Kann ich jetzt leider nicht machen, dass ich das sehe?

00:26:18: Ja, wir müssen es uns einfach vorstellen.

00:26:19: Aber

00:26:19: wenn ich eine andere, wenn ich mir eine ähnlich schwungvolle Melodie, ob das mit der Barbie-Gänge, weiß ich nicht, und wir hätten schon eine Richard Strauß-Variation der Barbie oder irgendeine anderen Melodie.

00:26:31: Ja, das wäre dann ein Puppenhaus, das in dem es ordentlich zugeht.

00:26:36: Ja, bei Strauß auf jeden

00:26:37: Fall.

00:26:38: Eine wilde Barbie-Welt.

00:26:39: Man könnte ein bisschen Debussy nehmen, da wäre es viel ruhiger.

00:26:42: Ja, Debussy bringt mich gleich zu noch etwas, was ich im Internet gefunden habe.

00:26:46: Und zwar ein Mem, also ein Bild, das jemand erstellt hat, um... zu visualisieren, wie Komponisten am Klavier gespielt werden müssen, damit es ihnen gerecht wird.

00:26:57: Welche Art Anschlag braucht man?

00:26:59: Und es wurde illustriert, welche Art von Händen braucht man?

00:27:04: Also, da waren uns mehrere Klavier-Tastaturen drauf.

00:27:06: Und für jeden Komponisten war dann etwas anderes anstatt der Hände.

00:27:10: Zum Beispiel, um Chopin zu spielen, braucht man Schneebesen als Hände.

00:27:15: ist da so gezeichnet gewesen.

00:27:17: Um Beethoven zu spielen, brauchte man einen Hammer für Rachmaninoff Tentakel, für Bach Roboterhände und eben für Debussy Federn.

00:27:26: Was ist da dran?

00:27:27: Na

00:27:28: ja, es stimmt für manche Dinge.

00:27:31: Also die Tentake schon deswegen, weil Rachmaninoff hatte Hände, die konnten ohne weiter seine Dezim greifen und so eine Esche vorüber nach wie Oktav greifen kann.

00:27:41: Moment, Rachmaninoff hat deswegen so geschrieben, wie er geschrieben hat, weil er besonders große Hände hatte.

00:27:46: Er konnte

00:27:46: spielen, absolut.

00:27:49: Absolut, er war einer der größten Pianisten seiner Zeit, das ist gar keine Frage.

00:28:58: Und bei Debussy, dieser streichelweiche Anschlag, ist das dann im Sinne des Komponisten?

00:29:04: Das hat schon was für viele Debussy-Stücke, aber es gibt da natürlich bei Debussy, wie bei jedem guten Witz, gibt es auch einen Gegenbeweis dafür.

00:29:12: Aber natürlich gibt es sehr viele Stücke von Debussy, wo man eine unglaublichen, nyancenfähige Anschlagkultur braucht.

00:29:24: Also wenn wir nehmen, allein den Anfang, Das ist

00:30:22: schon sehr zart.

00:30:23: Das ist sehr zart.

00:30:27: Es sind unterschiedliche Zonen von Zartheit.

00:30:35: Und unterschiedliche Niasen und unterschiedliche ... Möglichkeiten von Zartheit.

00:30:42: Das beginnt schon sehr zart und das sind Figuren, die dann von oben die Akkorde, die runter kommen, sind noch zarter als die anderen.

00:30:49: Also man braucht eine unglaubliche Palette von Möglichkeiten, die Tasten niederzudrücken.

00:30:56: Also mit Federn kann man dann die zartesten, wahrscheinlich, wenn man die Tasten überbewegen kann mit den Federn, so zart wie möglich herunterdrücken.

00:31:05: Also ich meine, das Bild hat schon was.

00:31:07: Aber es nimmt natürlich nur

00:31:09: einen... Das ist natürlich vereinfacht, so wie auch unsere ganzen Barbie-Beispiele sehr vereinfacht waren.

00:31:14: Aber wenn man in dieser Diktion bleibt, dann könnte man sagen, dass ein Barbie-Haus, oder sagen wir, wenn die bis sie Barbie-Girl geschrieben hätte, dann wäre dieses Barbie-Haus ein sehr wolkiges.

00:31:27: Muss man es mit Federn spielen?

00:31:28: Mit Federn gespielt ist.

00:31:30: Ein letztes Beispiel zu Barbie-Girl haben wir noch, nämlich Ravel.

00:32:15: Auch das endet mit dem Chopinchen.

00:32:18: Punkt am Ende.

00:32:19: Ja,

00:32:20: wobei die Schlussfiguration, die da so hinaufgeht, wie eine Gerlande, die ist nahezu ein Zitat von Ravel.

00:32:29: Überhaupt findet man, finde ich das sehr geschickt gemacht, findet man bei Ravel Stücke, die wirklich so pseudo-klassizistisch, so ein bisschen, mit diesen immer ein bisschen falschen Noten dazu, immer den falschen Tönen im Atom, die immer so Partisananzen einbauen.

00:32:44: Das ist auch hier gut gemacht.

00:32:46: Und der Schluss, wie gesagt, ist beinahe wie in Lutomode, Kuperan von Ravel.

00:33:11: Da fehlt allerdings der Schlusston, der ist ja von Chopin.

00:33:16: Aber um zu Ravel zurückzukommen, Klassizistisch sagst du, ich kann mir da, wenn ich das höre, schon was vorstellen, aber was heißt das genau?

00:33:25: Was ist denn jetzt typisch?

00:33:28: Wie würdest du das beschreiben?

00:33:29: Ja, es ist ein etwas distanzierter wie hinter Glas befindlicher Ton, der eigentlich sehr klassizistisch daherkommt, wie gesagt.

00:33:41: Also es sind so, oder fast neobarocke Figuren in den Händen.

00:33:49: Das wird immer so ein bisschen angereichert durch Nebennoten, die Überrog ebenso nicht vorkommen.

00:33:57: Dadurch kriegt es so eine feine Würze.

00:34:00: Also es ist alles so mit ein bisschen Chili angereichert.

00:34:04: Und das ist hier ganz gut getroffen.

00:34:07: Hat etwas Spielerisches.

00:34:08: Also es ist wie gesagt auch das nur eine Facette von Ravel, aber es ist schon eigentlich typisch Ravel.

00:34:14: Also von diesen Variationen, die wir gehört haben.

00:34:17: Ist das wahrscheinlich neben der Molzart-Variation?

00:34:22: Am raffiniertesten gelangene, weil das hätte er wahrscheinlich wirklich ungefähr so gemacht, wenn er dann das Barbie-Thema variiert hätte.

00:34:30: Also es ist so zu sagen, es hat so etwas Straiters, so etwas Lineares, aber es hat dann immer wieder kleine Ausbrecher und so.

00:34:39: Ja und vor allem dann am Schluss dann doch wieder ganz etwas anderes, aber es schnurrt ab wie ein Uhrwerk und irgendwann hört das Stravinsky gesagt hat, der Welt, das ist ein Schweizer Uhrmacher.

00:34:49: Also alles sehr genau gearbeitet.

00:34:52: Sie sind eine Spieluhr des Teufels.

00:34:54: Genau, genau, genau.

00:34:55: Mit einem teuflischen Lust

00:34:58: daran,

00:34:58: dir mitzuteilen, auch während des Spielens, das könnte jetzt auch ganz anders sein, als ich könnte, da jetzt alles möglich gemacht habe.

00:35:04: Macht's aber nicht.

00:35:05: Ja, ja.

00:35:05: Also Barbie Girl hat, ist das sagen, eine Aufziehpuppe, die aber hin und wieder ihren eigenen Mechanismus überwindet.

00:35:12: Kann man sagen.

00:35:14: Und damit sind wir am Ende unserer heutigen Folge angelangt.

00:35:17: Danke fürs Zuhören.

00:35:19: Wenn es Ihnen gefallen hat, bitte geben Sie uns fünf Sterne in der App, in der Sie uns gerade hören.

00:35:24: Und wenn Sie uns schreiben möchten, dann freuen wir uns PodcastEd, diepresse.com, über Ihre Zuschliften.

00:35:29: Danke fürs Zuhören und auf Wiederhören.

00:35:45: Ciao!

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