Musiksalon: 425 Jahre Oper - Ein Spiegelkabinett der buntesten aller Theaterformen

Shownotes

Wirklich rund ist er ja nicht, dieser Geburtstag. Aber dass sich die Gattung Oper 425 Jahre lang gehalten hat, ist doch ein Grund zum Feiern. So widmen wir unseren 225. „Presse“-Klassik-Podcast dem eigenwilligen Genre und seinen merkwürdigsten Blüten. Getreu unserem Motto, diese Reihe möge Kenner überraschen, aber auch Einsteigern Türen ins geheimnisvolle Reich der sogenannten Klassischen Musik öffnen. Zu diesem Zweck stellt mir Katrin Nussmayr jede zweite Woche in „Klassik für Taktlose“ Fragen frei nach Woody Allen: „Was Sie immer schon über Klassik wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“.

Sie bringt mich damit immer wieder wirklich aus dem Takt, kommt sie doch stets aufmunitioniert mit allem, was sie zu ihrem Thema finden konnte, ins Studio und will dann Hintergründe wissen. Womit ich oft gezwungen bin, über Dinge nachzudenken, die mir so selbstverständlich scheinen wie dem heiligen Augustinus einst die Zeit: Jeder wisse doch, was die Zeit sei, meinte er, aber sobald man ihn frage, könne er’s nicht sagen.

Vor diesem Dilemma stand ich diesmal, wie bei jeder „Musiksalon“-Folge allein gelassen. Was eine Oper ist, weiß ja auch jeder. Aber jetzt versuchen Sie einmal, die illustre Historie, die von Claudio Monteverdi bis Giuseppe Verdi, von Lully und Gluck bis Wagner und Bizet, von Händel und Mozart bis zu Richard Strauss und Hans Werner Henze führt, in einer Dreiviertelstunde zu erklären.

Im Podcast kann der Kritiker beweisen, wovon er schreibt Zugegeben, das Medium Podcast relativiert ein Grundübel des Musikjournalismus. Wie meinte doch Franz Grillparzer? „Beschriebene Musik ist wie ein erzähltes Mittagessen.“ Im Podcast kann ich alles, was ich behaupte, mittels Musikzuspielungen beweisen. Glaube ich zumindest. Vielleicht versuchen Sie’s einmal und klicken über die "Presse“-Homepage, Streamingdienste (z. B. Spotify) oder YouTube die frei zugänglichen Folgen an. 224 behandelten bisher, abwechselnd „taktlos“ und „taktvoll“, alle erdenklichen Themen zwischen jüngsten CD-Alben, Porträts kaum bekannter Komponisten, Einführungen in die Geheimnisse der beliebtesten Meisterwerke, dem Mythos Maria Callas und der Frage, wie viel „Klassik“ in den populärsten Popsongs steckt.

Was war jetzt wirklich die erste Oper der Geschichte? Und ab heute plaudere ich also in Folge 225 über die erste Oper, die erhalten geblieben ist, und darüber, was seither im Musiktheater geschehen ist. Das nimmt sich so widersprüchlich aus wie die Tatsache, dass ich in Podcast Nummer 1, wie Sie mühelos nachprüfen können, wenn Sie die lange Liste bis an ihren Anfang zurück scrollen, Monteverdis „Orfeo“ als „die erste Oper“ bezeichnet habe. Was übrigens auch stimmt, wenn man dessen Repertoirewert im Vergleich zu Peris „Euridice“ berücksichtigt – woran sich auch gleich die nächste Anekdote knüpft: Beide Stücke behandeln die Geschichte von Orpheus und Eurydike – und die tanzen wiederum in Podcast-Folge 222 miteinander Cancan, weil Katrin etwas über diesen Pariser Modetanz der Belle Époque wissen wollte.

Also dürfen wir bitten: Eintritt frei!

Über den Podcast: „Musiksalon“ "Presse"-Musikkritiker Wilhelm Sinkovicz präsentiert seine Lieblingsaufnahmen und lädt uns ein, mit ihm in seiner Klassiksammlung zu wühlen und einzudringen in die Geheimnisse von Mozart, Bach, Beethoven und anderen. Ein Podcast für Kenner und Neulinge. Jeden zweiten Samstag auf der Webseite der "Presse" und überall, wo es Podcasts gibt.

Alternierend mit dem „Musiksalon“ erscheint der Podcast „Klassik für Taktlose“, in dem Katrin Nussmayr und Wilhelm Sinkovicz gemeinsam die Welt der klassischen Musik ergründen: für musikalische Einsteiger und Klassik-Freunde, die’s ein wenig genauer wissen wollen.

Produktion: Wilhelm Sinkovicz/www.sinkothek.at Audio-Finish: Georg Gfrerer/www.audio-funnel.com. Redaktion/Konzeption: Anna Wallner Grafik: Adobe Stock

Transkript anzeigen

00:00:02: Der Musiksalon mit Wilhelm Senkowitsch.

00:00:21: Herzlich willkommen meine sehr geehrten Damen und Herren.

00:00:24: Lassen Sie uns ein paar halber Runde oder Viertelrunde Jubiläen feiern.

00:00:28: Es ist unser zweitundfünfundzwanzigste Klassik-Podcast.

00:00:33: Und es gilt den vierhundertfünfundzwanzigsten Geburtstag der ersten erhaltenen Oper.

00:00:40: Eredite von Jacopo Perri zu feiern.

00:00:44: Vierhundertfünfundzwanzigjährige Oper.

00:00:46: die wahrscheinlich seltsamste und wandelbarste Kunstform der klassischen Musikgeschichte.

00:00:54: Vielleicht schauen wir uns ein bisschen um im historischen Spiegelkabinett dieses Genres und beginnen natürlich mit Peri und seiner Riddice.

00:01:04: so hat sie geklungen, die Opa auch noch sechzehnhundert.

00:01:57: So spricht Orfeus, der mythische Sänger mit den Tieren und Pflanzen.

00:02:04: Er bezaubert mit seinem Gesang die ganze Welt.

00:02:08: Wie würde man heute sagen, das ist eine Art Rezitativ, ein Sing-Sang, mit dem ein Text transportiert wird.

00:02:15: Und genau das war es.

00:02:16: Am Beginn der Oper, in der Kamerata des Grafen Bardi experimentierte man mit antiker Dichtung, antiken Mythen und versuchte das alte griechische Theater zu neuem Leben zu erwecken.

00:02:31: Und man dachte, die Schauspieler im alten Griechenland, die hätten alle gesungen auf diese Weise.

00:02:38: In diesem Versuch, wahrscheinlich ein Irrtum, genau können wir sie ja nicht sagen, aber jedenfalls in diesem Versuchslabor entstand die Oper.

00:02:48: Und wie das nun mal so ist, Hand aufs Herz bei Rezitativen wird uns leicht langweilig.

00:02:54: Also baute man schon im siebzehnten Jahrhundert allerlei unterhaltende Intermezie ein.

00:03:02: Tänze und Translieder.

00:03:05: Schon der Orpheo, dasselbe Stoff, noch einmal, sixteenhundertfünf, also fünf Jahre nach Peri.

00:03:12: Von Claudio Monteverdi verdammt hat viele solche Einsprengseln, aus denen sich dann letztlich die viel unterhaltsameren Areen in unseren Opern entwickelt haben.

00:03:25: Damals waren es wirklich noch Tanzlieder.

00:04:21: Die wesentlichen Elemente der Oper waren also in wenigen Jahren.

00:04:26: begonnen hat, dass alles irgendwie mit der großen Repräsentation in Florenz am Hofe der Medici, wo man mit sogenannten Intermedien große Feste, vor allem Hochzeitsfeste, gefeiert hat.

00:04:39: Intermedien, das waren so kurze Komödien oder Dragödien oder Singstücke, jedenfalls so Opernszenen, würden wir heute sagen.

00:04:48: Und wie gesagt, in den Kämmerchen der Adeligen Wissenschaftler, da hat man versucht, das antike Theater zu rekonstruieren, also großer, scenischer, musikalischer Aufwand und gleichzeitig Rezitationen, theatralischer Texte, das zusammengenommen gab.

00:05:11: Die neue Kunstform und die Arie, die große Szene für Solo-Stimme, die war ja auch schon geboren sozusagen.

00:05:19: und zu Monteverdi war der erste, der wirklich für seine Primadonen und Primi-Urmini entsprechende areose Monologe komponiert hat.

00:05:30: Zum Beispiel den Klagegesang der Kaiserin Octavia.

00:05:35: die Rom verlassen muss in Monteverdes ganz und gar unmoradischer Oper, die Krönung der Popée.

00:05:43: Da wird zum ersten Mal vielleicht in der Musikgeschichte menschliches Leid für den szenischen Gebrauch musikalisch ausgedrückt und die Sängerin wird zur singenden Tragödin.

00:05:57: Das war Stoff, mit dem die Interpreten prunkten konnten.

00:06:03: Also?

00:06:03: begann schon im beginnenden, siebzehnten Jahrhundert die Verehrung der ausübenden, der ausführenden, der reproduzierenden Künstler.

00:06:13: Es musste einer komponieren, aber eine musste das auch singen.

00:06:17: Und zähnen wir das Lamento der Octavia.

00:06:21: Die haben nicht nur Opernsängerinnen über die Jahrhunderte fasziniert, sondern auch eine Diva wie Katie Berberian, die mit der Interpretation von musikalischer Avant-Garde und anderen der Musik ihres Ehemanns Luciano Berio groß geworden war.

00:06:37: Mit Nicolaus Anoncourt ging sie ins Studio, um Monteverdi zu singen, oder besser, zum Leben zu erwecken.

00:07:09: Das Vehike für den Gesangsausdruck, für den singenden Menschen und für die psychologische Entwicklung menschlicher Leidenschaften auf der Theater-Szene hat sich die Oper in Italien relativ schnell.

00:08:15: Etablieren können.

00:08:17: Ein bisschen mehr als ein halbes Jahrhundert hat es gedauert.

00:08:20: Das ist Frankreich natürlich eifersüchtig geworden.

00:08:23: Ludwig XIV.

00:08:24: der Sonnenkönig hat das nicht ausgehalten, dass es da eine italienische neue Kunstgattung geben sollte.

00:08:30: Das musste natürlich französisch werden.

00:08:33: Aber witz der Geschichte.

00:08:35: Giovanni Battista Luli, ein Italiener, kam nach Paris.

00:08:40: Er war unglaublich talentiert, hat sich angeschaut, was auf der hoch entwickelten Pariser Theater-Szene passiert ist, vor allem die Dramen von Jean-Baptiste Molière.

00:08:53: Und im Verein mit Molière hatte er als Jean-Baptiste Lully.

00:08:58: Die französische Oper entwickelt und zwar beginnt mit einer Ballettkomödie und von diesem Moment an war die typisch französische Oper, das typisch französische Musiktheater jedenfalls von Tanzszenen getragen und durchdrungen.

00:09:16: Ballett gehörte und gehört in der französischen Oper immer noch ganz dringend dazu.

00:09:22: Also ganz speziell ist das, was in Paris und Versailles im Musiktheater gemacht wurde.

00:09:30: Der berühmte Film der König Tanzt, Le Roire Dance, führt uns dieses Zeitalter Lilies wunderbar vor Auge und Ohren.

00:09:39: Was immer gesungen wurde, war in aller Regel, wenn es nicht gerade ein Lamento, ein Klagelied gewesen ist, immer auch tanzbar.

00:09:49: Und wir können uns vorstellen, dass die Singenden Solisten immer auch vom Chor de Ballet umrahmt waren.

00:10:11: Welcher Weg, wo die Seilsmann tropfeuern?

00:10:16: Seine Hunde jubilke, sie interessen sich für sie, für sie, für sie, für sie, für sie.

00:11:00: Währenddessen war man in den italienischen Kulturzentren nicht faul, auch in Venedig natürlich, da gab es bald eine rege Opernszene, an der sich auch das bürgliche Publikum beteiligt hat.

00:11:13: Und Antonio Vivaldi, den wir als den Schöpfer des Concerto Grosso kennen, er hat auch dutzende Opern komponiert.

00:11:22: virtuos den Sängern in die Gurgel geschrieben, wie Mozart das später ausgedrückt hat.

00:11:30: Die Oper ist aber, wie wir gesehen haben, zum Exportartikel geworden.

00:11:35: Und einer, der sich in Italien genau angeschaut hat, wie dieses Musiktheaterwunder denn funktioniert, der stammte aus Halle an der Saale, Georg Friedrich Händl, Organist und Jambalist von Rang und bald in London zu Hause.

00:11:52: wo es schon Open-Konkurrenz gab, zum Beispiel mit einem Komponisten namens Bononcini.

00:11:58: Aber Händl gewann den Open-Streit.

00:12:02: In mehreren Gängen ist es öfteren auch mit Open-Unternehmen in London zugrunde gegangen, hat sich aber immer wieder aufgerappelt und eine ganze Reihe von bis heute spielbaren Musiktheaterwerken komponiert.

00:12:18: Die Berühmtheit Händls hat dafür gesorgt, dass man diese Stücke Anders als alles, was für die Oper davor komponiert worden war, eigentlich nie vergessen hat.

00:12:28: Sondern auch im frühen, zwanzigsten Jahrhunderts, hatten dann große Interpreten immer wieder gern auch dafür gesorgt, dass man es mit händelschen Opern im Repertoire versucht hat.

00:12:41: Einer davon war der wunderbare deutsche Tenor Fritz Wunderlich.

00:14:23: Dass Georg Friedrich Händel Opern komponiert hat, Das war im Bewusstsein aller Musikfreunde, auch im neunzehnten und im frühen zwanzigsten Jahrhundert noch irgendwie da.

00:14:35: Und es hat nicht erst die Originalklang Renaissance gebraucht, um diese Musik zurückzuholen.

00:14:43: Allerdings mittlerweile, aufgrund der Wiedergewinnung der originalen Spiel- und Sing-Praktiken, hat man sich auch Händl und natürlich Mivaldi und vor allem Die Werke vom Beginn des Opang-Canons, also auch Perry und vor allem Monte Verdi, zurückerobert.

00:15:01: Unser Spielplan ist natürlich heutzutage viel reicher als er noch etwa vor fünfzig Jahren gewesen ist, wo das Röbert war eigentlich mit Mozarts Entführung aus dem Serial begonnen hat.

00:15:12: Und wenn wir schon dabei sind, einen Mann dürfen wir in der Entwicklung der Opang-Geschichte nicht übersehen.

00:15:19: Und das war Christoph Wilibald Gluck.

00:15:22: Er hat ihn in Wien und in Paris sogenannte Reformopern vorgestellt.

00:15:27: Er wollte von der Beihändel auf dem Höhepunkt befindlichen Virtuositätsorge, zu der die Oper geworden war, in den Koloraturen der Primadonnen und der Kastraten, die das Publikum immer und immer wieder hören wollte.

00:15:42: Das war schon eine Vorstufe zu dem, was wir heute kennen.

00:15:45: Man geht zu Anna Netrebko.

00:15:47: Egal.

00:15:47: was sie singt.

00:15:48: Ein bisschen so war das Behandler auch.

00:15:50: Und Luke wollte eigentlich das zurückführen auf die Ursprünge.

00:15:54: Er wollte den Menschen etwas mit seiner Kunst mitteilen und die Sänger sollten gefälligst das singen, was da steht.

00:16:03: Und er hat mit dieser Suche nach der Wahrhaftigkeit auf dem Musiktheater vieles angestoßen, was dann im neunzehnten Jahrhundert erst zu richtig zur Entfaltung gekommen ist.

00:16:16: Auch Glück hat man nie ganz vergessen, nicht zuletzt deshalb, weil er mit seinem Wahrhaftigkeit streben, den Sängen und Sängerinnen wunderbares Material zur Hand oder in die Stimme gegeben hat, um menschliche Emotionen in Musik zu verwandeln.

00:16:34: Die große Maria Callas konnte mit Glücksmelodien und dramatischen Steigerungen die Götter der Unterwelt beschweren.

00:16:44: als ob es eine Szene von Puccini wäre.

00:17:22: Wir lagen jetzt schon die unterschiedlichsten Mosaik-Steinchen und Steine herum, aus denen man das große Mosaik der Kunstform Oper zusammensetzen konnte.

00:17:59: Und der, der das wirklich geschafft hat in seiner Zeit, das war Wolfgang Amadé Mozart, der sich alles von den Zeitgenossen abgeschaut hat, von den Franzosen.

00:18:11: wie von den Italienern und von den böhmischen Musikanten, die so viel vor allem für die Instrumentalmusik geleistet hatten erst recht.

00:18:21: Er hat die französische große Tragödie beherrscht mit seinem Indominier und er hat die italienische Komische Oper und die italienische große Oper, die opera Serie.

00:18:33: mit Meisterwerken weitergeführt und vor allem in seinen großen für Wien komponierten Werken, in den achtziger und frühen neunzigern Jahren des achzehnten Jahrhunderts, dann etwas ganz Eigenes kreiert, nämlich die psychologische Oper, die Seelendrahmen zu den Texten von Lorenzo Taponte, wie Grosshochzeit, Don Giovanni und Cosi Fantute und mit Emanuel Schikaneda das große Singspiel.

00:19:03: die Zauberflöte, in der eigentlich alles enthackt ist, in der sich der intellektuelle Besucher einer Freimarologe ebenso wie der simpelste Straßenmusikant orientieren konnte und für sein Leben essentielles herauslesen und heraushören konnte.

00:19:20: Und der Gipfel.

00:19:21: Mozart war auch der große Melodiker seiner Zeit.

00:19:26: Er hat die Singstimme führen können wie kein zweiter und hat eigentlich das, was die Italiener dann Belcanto genannt haben, so richtig geschmeidig erfunden.

00:19:37: Eine Technik des Frasierens, des Atmens einer Melodie, die sich dann auch die Instrumentalisten zum Vorbild genommen haben und dann auch Klaviere zum Singen bringen konnten.

00:19:52: Wie zum Beispiel Friedrich Goulda bei einem Freiluftkonzert in Montpellier.

00:19:58: wo er Susannas Rosenari aus dem vierten Akt des Figaro auf einem Konzertflügel modelliert hat.

00:20:06: Ja, eigentlich Singen-Lies.

00:23:09: Da wären wir also gelandet in den elisischen Gefilten der Wiener Klassik.

00:23:16: Absolute Wollendung.

00:23:18: Irgendwie ist das schon der Höhepunkt der Operngeschichte.

00:23:22: Auch wenn man zugeben muss, dass die beiden berühmtesten aller Opernmeister werden.

00:23:27: und Wagner noch gar nicht geboren waren zu diesem Zeitpunkt, aber die Vereinigung von höchster handwerklicher Kunstfertigkeit, formaler Beherrschung und einem Sinn für melodische Schönheit, die ist schon ziemlich einzigartig geblieben.

00:23:48: Und das war der Nachfolger Mozart Ludwig van Beethoven, der uns mit Pauken und Trompeten in eine neue Zeit kam.

00:23:57: kapultiert hat.

00:24:34: Wenn es Mozart war, der die musikalische Psychologie erfunden hat, der uns Menschen mit Haut und Haare und Herz und Seele auf die Bühne gestellt hat und musikalisch analysiert hat, dann war es Beethoven, der uns eine neue Zeit eröffnet hat, wahrhaftig auch mit seinem Fidelio, der so beginnt.

00:24:57: Da ist schon die deutsche Romantik auf dem Weg.

00:25:00: Die höchste Subjektivität, eine Rettungsober mit Personen voller Mut und Kraft, aber auch Druckmäuser, aber auch bösartige Verbrecherseln werden da zum Bühnenereignis mit entsprechenden Musik charakterisiert.

00:25:20: Der Beginn Das zweite Akt des Fidelio zaubert uns auch eine sinistre Kerkeatmosphäre mit musikalischen Mitteln hervor.

00:25:32: Da müssen wir noch gar nicht sehen, ahnen wir schon das Schlimmes bevorsteht.

00:25:38: Und das hat Schule gemacht.

00:25:41: Die gespenstischste Allerszenen, die je komponiert wurden, ist die hat Karl-Marie von Weber in seinem Freischütz beigesteuert.

00:25:52: Die Oper des deutschen Waldes, mit Jägerkohr und fröhlichen Liedern, aber der Schein drückt hinter dem biedermeierlichen Gewand, drohen die Abgründe der menschlichen Seele.

00:27:03: Schauer Romantik stand beginn des neunzehnten Jahrhunderts Hochinkurs.

00:27:09: Wir kennen das auch etwa bei Donizetti.

00:27:12: oder Bellini, aber die Italiener, die Belkantisten in der Nachfolge von Giacchino Rossini, die haben es verstanden, die von Mozart kultivierte Konzentration auf den schönen Gesang, den Belkanto eben zu neuen Höhen zu führen, die Stimme und nur die Stimme der Sängerinnen und Sänger.

00:27:36: Sie musste alles ausdrücken können.

00:27:40: Und von den Interpreten war verlangt, dass sie wirklich alle Register ziehen können mussten.

00:27:47: Denn wie gesagt, es ging ja schon um die hohe Psychologie und das ausleuchten seelische Zustände.

00:27:55: Und die reichen normal von Ausbrüchen ungezügelter Emotionen bis hin zu einer Fröhlichkeit, die dann meist nicht von langer Dauer ist.

00:28:08: Aber zum Beispiel Norma und ihre Adaljiza, die frohlocken sogar im Duett.

00:29:24: Vincenzo Bellini, wie gesagt, der Erbe von Rossini, der die komische Oper, die musikalische Komödie auf die spritzigste Art und Weise neu entwickelt hat, aber nicht nur das.

00:29:40: In seiner Pariser Phase hat Rossini eigentlich beschlossen, wirklich in der Mitte seines Lebens sich vom Komponieren zu verabschieden.

00:29:51: Aber er beobachtete ganz genau, was die jüngeren Kollegen da in Frankreich so vorhatten, nämlich die Oper auf eine neue Basis zu stellen.

00:30:02: Ein großes Drama mit großem Ausstattungspomp.

00:30:07: Und, wie schon seit Lilly üblich, mit viel tänzerischen Einlagen.

00:30:13: Die Grand Opera sollte geboren werden.

00:30:17: Man war sich klar über die Tragweite des Vorhabens, aber nicht, wie es ausgeführt werden könnte.

00:30:24: Und da sprang Rossini noch einmal in die Bresche.

00:30:28: Eigentlich wollte er sich lieber dem Kochen zuwenden.

00:30:31: Wir kennen ja bis heute seine kalorienreichen Rezepte.

00:30:37: Aber er hat den jungen Kollegen noch einmal gezeigt, wie so eine Ground-Opera.

00:30:40: aussehen könnte und schuf seinen Wilhelm Tell und der galoppierte in die neue Zeit.

00:31:41: Es war also wieder einmal der italienische Meister nach Lully, also Rossini, der die französische Oper auf Vordermann gebracht hat.

00:31:51: Und niemand geringerer als Richard Wagner war am Beginn seiner Karriere von den Errungenschaften der Grand Operat sehr, sehr beeindruckt.

00:32:01: seine ersten wirkungsvollen großen Stücke, vor allem der Rienzi, die basierten eigentlich auf der Ästhetik, die im Giacomo Meierbär, nach Rossini, der unumstrittene Herrscher der Pariser Oper mit seinen Hauptwerken vorgeführt hatte.

00:32:19: Meierbär hat Wagner übrigens am Anfang durchaus unterstützt und der, wie immer, war nicht besonders dankbar dafür, aber Das lassen wir jetzt.

00:32:30: Jedenfalls hat sich Wagner ausgehend von der französischen Großenoper seinen eigenen Stil erarbeitet.

00:32:38: Und da kam er dann bald ganz andere Ergebnisse heraus.

00:32:42: Versteht sich.

00:33:50: Der musikalische Galopas, der bei Rossini die Wahlkühen reiten, die wilde Jagd-Votans, wilde Jagd-Wagner, hat das, was das Musiktheater kann, bis zum Exzess vorangetrieben.

00:34:05: die Stimmen gefordert, das Orchester mehr und mehr vergrößert und zu einem unglaublich detailverliebtsgetreulichen Kommentator des zähnischen und textlichen Ereignisse gemacht.

00:34:19: Und daraus sein Musikdrama geformt.

00:34:23: Man kann ruhig sagen, die Oper war danach nicht mehr das, was sie vorher gewesen ist.

00:34:29: Sie musste sich in irgendeiner Form an Wagner orientieren.

00:34:34: oder zumindest sie musste ein Gegenbild entwerfen.

00:34:39: Und das Publikum im Mutterland der Oper, in Italien, das hat nicht schlecht gestaunt, dass selbst der Mann, der als Nachfolger von Bellini, Donizetti und Rossini die italienische Oper auf höchste Höhen geführt hatte, Giuseppe Verdi, Gleich alt wie Richard Wagner, sich an dem gleichaltrigen Kollegen zuletzt doch auch ein wenig orientiert hat.

00:35:07: Er konnte nicht vorbei daran, was der Meister aus Bayreuth für die Musikgeschichte beigetragen hatte.

00:35:14: Aber er hat es natürlich nach seinen eigenen Glanzleistungen, die übrigens im Filmfällen auch im Gefolge der französischen Grand Opera auch hochpsychologisch hochkomplexe Musikdrahmen hervorgebracht haben.

00:35:29: Auf Welterfolge wie Regoletto, La Traviata, Deatro Badu folgten so vielschichtige Stücke wie die Schiller-Oper Don Carlos oder auch Aida.

00:35:41: Und dann... Das war für die italienischen Melomanen doch ein kleiner Schock.

00:35:48: Otello, die Shakespeare-Tragödie, in der es doch ziemlich stark wagnet.

00:35:56: Und trotzdem... durfte Verdi singen lassen.

00:35:58: Resultate jubelt.

00:36:01: Irgendwie hat er die Schlacht zumindest in den Augen des Publikums, wenn schon nicht gewonnen, so doch ex-Equo mit dem Beiräutermeister für sich entschieden.

00:37:08: Wie gesagt, auch Giuseppe Verdi musste reagieren auf Richard Wagners Großdaten.

00:37:14: Die Oper war danach nicht mehr, was sie vorher war.

00:37:18: Alles war plötzlich riesenhaft dimensioniert, vor allem die Ansprüche, die an das Gestaltungsvermögen der Sänger gesetzt wurden.

00:37:28: Sie forderten nicht zuletzt Kraft, Kraft und Wiederkraft von den Stimmen.

00:37:35: in Italien, hatte man sogar Verdi früher schon vorgeworfen, dass er die Kunst des Belcanto, die Rosini noch so in Reinkultur gepflegt hatte aufs Spiel gesetzt hatte.

00:37:48: und zwar deswegen, weil auch er, wie Wagner, wenn auch auf seine Weise die Stimmen zu höchstem Ausdruck vorantreiben wollte.

00:37:57: Und das ging nicht ohne Strapazen für die Sänger ab.

00:38:02: In Italien folgten die sogenannten Veristen, die die Wahrhaftigkeit den Naturalismus des Theaters ins Musiktheater herüber retten wollten.

00:38:13: Leon Cavallo und Mascanni, vor allem aber Giacomo.

00:38:17: Puccini, der sich veristischer Tendenzen bedient hat, aber auf eine ganz, ganz eigene Weise zum genialen Nachfolgerwärts geworden ist.

00:38:27: Und bei ihm, der wird blutrünstig agiert, wenn es darauf ankommt.

00:38:33: Und es gibt, wie bei Wagner, überhaupt keine Rücksicht auf das, was Stimmen, Grenzen setzen könnte, wenn Florian Tosca, den Polizeischef Barons Karpia ersticht.

00:38:46: Dann tritt das ein, was Richard Strauss später einmal kritisiert von Zeitgenossen für seine zum Teil sehr, sehr brutal musikalischen Mittel, die er verwendet hat.

00:38:57: Ja, mei, wenn auf der Bühne eine Mutter schlagen wird, dann kann ich im Orchester Grabencore Violin-Konzert spüren lassen.

00:39:04: Das war bezogen natürlich auf Glytemnestras Ermordung in der Elektra.

00:39:11: Nicht viel sanfter geht es ja eben in der Tosca zu.

00:40:13: Dazu ist natürlich auch in Frankreich die Musikgeschichte, die Operngeschichte weitergegangen und dort pflegte man einen Stil, den man in deutschen Landen und zum Teil auch in Italien geradezu als typisch französisch parfümiert betrachtet hat.

00:40:30: Jedenfalls sterben die Helgen bei Komponisten wie Guno oder Masné in Schönheit.

00:41:52: aber die musikalische Moderne angebrochen.

00:41:55: Und dazu gehörte, bleiben wir kurz in Frankreich, ein Mann wie Claude Debussy, dem der Seelenlärm, um ein Wort von Hermann Broch zu verwenden, von Komponisten wie Puccini, Wagner oder auch Richard Strauss, ganz gegen den Strich ging.

00:42:12: Aber zuckersüße Melodien, wie Schülma Sné, wollte Debussy nicht mehr schreiben.

00:42:17: Er setzte auf den Klang und auf die Reduktion der Klinge.

00:42:23: Und erfahmte mit seinem Drama Peleasse Melisande eine Gegentee zur Richard Wagner's Tristan und Isolde, wo in der Liebeszene beim Tristan die Wogen hochgehen, schweigt das Orchester bei Debussy in dem Moment, woeinander die beiden ihre Liebe erklären.

00:42:43: In Wien haben die Schüler von Arnold Schönberg und Schönberg selbst, ganz andere Lehren, aus Wagners Funken gezogen.

00:42:52: Sie brachten die Turmolharmonik, die Tonalität zum Einsturz und sorgten für musikalischen Expressionismus das Sonderklasse.

00:43:02: Es ist kein Zufall, dass apropos Reduktion bei Debussy auf die völlige Stille, bei Alban Berg, im entscheidenden Moment seiner Büchnervertonung Wotzig, die Musik sich auf einen einzelnen Ton reduziert.

00:43:19: Der beginnt ganz leise, wird dann von sämtlichen Orchesterinstrumenten übernommen und ins Gigantische gesteigert, bevor er regelrecht zerplatzt.

00:43:32: Wir erleben einen Schlüsselmoment der Musikgeschichte, umgemünzt in einen der eindrungsvollsten dramatischen Effekte, die sich auf der Opernbühne überhaupt denken lassen.

00:44:01: Das war das radikale Nein, dass Alper Berg seinem Kollegen Richard Strauss entgegengeschleitert hat, möchte man meinen, der nämlich mit seiner schon erwähnten Elektra nicht viel konservativer gewesen ist als die Meister der Schönbergschule.

00:44:18: Wie wir schon gehört haben aus dramaturgischen Gründen, weil es in einer solchen Antikentragödie eben nicht schön zugehen kann musikalisch.

00:44:29: Aber Strauss hat auch gemeint, man muss irgendwann wieder einmal zurückkehren zu den Geboten der musikalischen Ästhetik und er fand es keine gute Idee mit der Dur- und Moll-Tonalität zu brechen.

00:44:47: In seinem Rosenkavalier, das ist die Oper, die nach der Elektrie entstanden ist, zieht ihr da plötzlich wieder Josef Strauss und lässt Walzer musizieren.

00:46:18: So stand denn am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts alles erdenkliche nebeneinander.

00:46:25: Die bunte Operngeschichte und die Möglichkeiten des Musiktheaters.

00:46:30: Sie waren im wahrsten Wort sind explodiert, die Teile lagen herum und jeder konnte machen, was er wollte.

00:46:38: Es musste nur etwas einfallen.

00:46:40: Und das Interessante an der folgenden Operngeschichte ist, dass es eben nicht zu Ende war nach dieser Explosion.

00:46:48: Sondern, dass in allen möglichen stylistischen Belangen, je nach dramaturgischem Geschick der Komponisten und nicht zu vergessen auch der Librettisten, die erstaunlichsten Blüten treiben konnten.

00:47:01: Und so konnten auch nach Militär-Komponisten, wenn die Dramaturgie gestimmt hat, die beinahe zu so etwas wie Repertoirwerken geworden sind.

00:47:11: Zum Beispiel.

00:47:12: die Künstler-Tragödie, die Wisten-Hews-Ordn für Hans Werner Hänze gedichtet hat und die von Hänze mit einer höchst zu gestiefen Musik versehen wurde.

00:47:25: Elegie für junge Liebende, die uns einen rücksichtslosen Dichter vor Augen führt, der seine ganze Umwelt nur seinem künstlerischen Ideal aufopfert.

00:47:37: und der im zweiten Finale der Oper kein gutes Haar an all denen lässt, die in Vitra banden, umkreisen und ihm zu diensten sind.

00:47:48: Dieser Mann kennt nur sich selbst.

00:49:05: Fischer Disker, so große Gestalter.

00:49:09: haben von den Komponisten im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert immer wieder Partien auf den Leib geschneidert bekommen, wie das zu Motsatzzeiten bei den großen Sängern damals auch üblich gewesen ist.

00:49:21: Wie gesagt, die Dramaturgie musste stimmen und den Komponisten musste genügend illustratives, musikalisches Einfallen um solche Szenen effektvoll genug zu gestalten.

00:49:34: Fisher Disco war es auch.

00:49:36: der von Harry Bert Reimann eine der aufseheneregensten Opern der musikalischen Avant-Garde geschenkt bekommen hat.

00:49:45: Und apropos, die Dramaturgy muss stimmen.

00:49:48: Die Vorlage war Shakespeare's Leer.

00:50:58: Musik in erfolgreichsten der avant-gardistischen Erfolgestücke des öfteren, wie hier in der eben gehörten Szene auf der Heide in der Gewitterszene des König Leer, einen malerischen dramaturgischen Aspekt.

00:51:14: der durchaus etwas mit Filmmusik zu tun hat.

00:51:17: Parallel zu diesen Avantgardexperimenten ist im zwanzigsten Jahrhundert immer schon auch ein frecher, paradistischer Zugang zur Operntradition gepflegt worden.

00:51:30: Am frechsten Bert Brecht und Kurt Weil.

00:51:34: Und da sind wir auch beim Material, das Komponisten und Dichter liefern für große Sing-Schauspieler.

00:51:43: oder Interpreten, die gar nicht so viel mit Opa zu tun haben, wie im Falle der Seeräuber Jenny von Nina Hagen.

00:52:43: Auch die drei Groschen Opa, ganz abgesehen davon, dass hier natürlich parodiert wird und dass hier zurückgegriffen wird auf eine barocke Vorlage.

00:52:57: Das war ja auch ganz zeitgemäß, denn immerhin Igor Stravinsky, der große, moderne, hat ja auch auf Barocke Vorbilder in seiner neoklassizistischen Periode zurückgegriffen.

00:53:09: Und das Publikum, das von den Modernen und von der Avantgarde ein bisschen sich vor den Kopf gestoßen gefüllt hat, das befand ja wie der legendäre Wiener Opernführer Marcel Pravi.

00:53:24: dass die wirkliche neue Oper ja nicht unbedingt das war, was die zeitgenössischen klassischen Komponisten, wenn man das so sagen darf, hervorgebracht haben, sondern viel eher das, was aus Amerika herüberkam mit dem Musical.

00:53:42: Und auch da muss man wieder vorsichtig sein, denn die Schöpfer der Leichtenmuse in den Vereinigten Staaten.

00:53:50: Die hatten ja eine Sehnsucht wiederum nach den klassischen Farmen, nach der Oper, immerhin eine der schönsten Opern, die im zwanzigsten Jahrhundert komponiert worden sind, ist ja wohl Porgium Bass von George Gershwin.

00:56:18: So können wir unser buntes Jubiläums-Puzzle zum vierhundertfünfundzwanzigsten Geburtstag der Oper getrost mit Ella Fitzgerald und Louis Armstrong.

00:56:31: Beenden.

00:56:32: Ich weiß, es war bunt, aber es war nicht so bunt, wie es hätte sein müssen.

00:56:37: Nicht einmal.

00:56:38: Ansatzweise haben wir berührt, was etwa seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die Komponisten des Slavischen Sprachraums für die Entwicklung da oben geleistet haben.

00:56:50: Beginnend mit Mussorgsky bis herauf zu Leo Sianacek.

00:56:54: Aber vielleicht inspiriert uns das ja noch zu einer zweiten Folge für heute.

00:57:00: Danke fürs Zuhören.

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