Taktlos to go: Sind das "Tom und Jerry"? Nein, es ist Rossinis "Wilhelm Tell"!

Shownotes

Stellen Sie sich Katrin Nussmayr und Wilhelm Sinkovicz als Tom-und-Jerry-ähnliches Duo vor, das cartoonhaft durch die Redaktionsräume der "Presse" rast, begleitet von fliegenden Zeitungen und nur knapp verfehlt von abstürzenden Klavieren. Welche Musik spielt dazu im Hintergrund? Gut möglich, dass auch Sie dabei Rossinis "Ouvertüre zu Wilhelm Tell" im Ohr haben - jene galoppierende Melodie, die schon Bugs Bunny bis Donald Duck in chaotischen Momenten begleitet hat. Was eigentlich hinter der Melodie steckt, erzählt das Podcast-Duo hier in 15 rasanten Minuten.

Mit dieser kurzen Folge über „Wilhelm Tell“ geht unsere kleine Sommerserie in eine weitere Runde: In „Taktlos to go“ widmen wir uns den berühmtesten Melodien der Klassikwelt und den Geschichten, die dahinter stecken. Als musikalischer Sommerspritzer für zwischendurch!

Über den Podcast In „Klassik für Taktlose“ ergründen "Die Presse"-Feuilleton-Redakteurin Katrin Nussmayr und Klassikkritiker Wilhelm Sinkovicz gemeinsam die Welt der klassischen Musik: Braucht jedes Orchester einen Dirigenten? Warum verstört Richard Wagner so? Was war an Mozart eigentlich so toll? Wie viel Klassik steckt in „Bohemian Rhapsody“ oder Taylor Swift? Für musikalische Einsteiger und Klassik-Freunde, die’s ein wenig genauer wissen wollen.

Produktion: Wilhelm Sinkovicz / www.sinkothek.at Audio-Finish: Georg Gfrerer / www.audio-funnel.com.

Transkript anzeigen

00:00:00: "Lieber Willi, bei uns in Klassik für Taktlose geht es ja eigentlich immer ganz harmonisch

00:00:24: und entspannt zu, aber es gibt eine Musik, wenn wir uns die gleich anhören, dann kriege

00:00:29: ich Bilder im Kopf, wie du mich im Eiltempo durch die Redaktion jagst, wir dabei das ganze

00:00:34: Haus färblich auseinandernehmen, dass die Zetteln und Zeitungen nur so fliegen, alles

00:00:38: mögliche zu bruch, ich entwische die aber immer knapp, weil ich mich immer irgendwo

00:00:42: durchwende, wir beide kriegen dabei allerlei Dinge auf den Kopf geknallt und am Ende fliegt

00:00:47: ein Konzertflügel aus dem Fenster und verfehlt uns knapp."

00:00:49: "Das sind also deine Presse Albträume?"

00:00:52: "Nein, das ist das, was ich höre, was ich sehe von meinem inneren Auge, wenn ich jetzt

00:00:56: das höre."

00:00:57: "Und dann haben wir nicht am Ende ein Presse-Comic."

00:01:27: Ja, was höre ich denn da?

00:01:39: "Das ist der Auftakt zum Finale der Uvertür zu Wilhelm Tell, Guillaume Tell eigentlich

00:01:47: von Giacchino Rossini."

00:01:49: "Ja, für mich ist die Melodie der Soundtrack von Tom & Jerry, Bugs Bunny, Donald Jack,

00:01:54: ein Kartonsoundtrack, aber ja, es ist offenbar auch Teil einer Oper und damit sind wir in

00:01:59: einer neuen Folge unserer kleinen Miniserie "Tactless To Go", wo wir über die berühmtesten

00:02:04: Melodien der Klassikwelt und die Geschichten dahinter im kurzen knackigen Snackbarenformat

00:02:09: sprechen."

00:02:10: "Na ja, gut, also das fängt ja schon damit an, dass wir uns das Stück herauspicken.

00:02:16: Wie gesagt, das ist eine Uvertür, die weit über 10 Minuten dauert zu der letzten Oper,

00:02:22: die Giacchino Rossini komponiert hat, Wilhelm Tell eben nach Schiller und die ist eigentlich

00:02:29: in vier großen Teilen ein sehr ruhiger Teil, dann ein regelrechtes Gewitter, eine der vielen

00:02:35: Gewittermusiken, die es in der Symphonik und in der Oper auch gibt."

00:02:38: "Die Uvertür, ich spreche nur von der Uvertür, nein, ich spreche nur von der Uvertür, aber

00:02:43: eben, du hast gerade gesagt, Snackbar und das ist genau das, was wir jetzt hier machen,

00:02:49: ich sage jetzt nur, was wir wegstreichen, also ein lyrischer ruhiger Beginn, eine aufwühlende

00:02:55: Gewittermusik, auch nicht schlecht zu hören, und dann ein so genanter Kuhreigen, das ist

00:03:00: so eine Hirtenmelodie, und dann plötzlich plassen die vom Fahren, wie wir es gerade

00:03:05: gehört haben, und es beginnt dieser Gallop.

00:03:08: Das ist eine wirkliche Gallopade, so wie wir es von den Johann Straußvater und den Straußsöhnen

00:03:13: kennen, also Gallop, schon von Schubert gibt es sowas, das ist wirklich eine Gallopade

00:03:19: und daher ist es auch so wunderbar, also dein Alpbraum, dein Presse, Alpbraum spricht

00:03:23: dafür, und natürlich Tom und Jerry, ja, oder die Leute glauben, das ist eine Realität

00:03:29: bei uns, also Klaviere fliegen nicht aus dem Fenster, aber jedenfalls, das ist so das

00:03:33: typische Comic-Strip-Szenarium, und das ist natürlich ideal zum Untermalen, ja."

00:03:38: "Was siehst du denn, wenn du das hörst?"

00:03:41: "Ja, es ist eine Gallopade natürlich, ja, in Wahrheit ist es der Schluss, Triumphale,

00:03:46: der Schluss, dass sozusagen die Freude, dass die Revolution gegen die Habsburger gewirkt

00:03:52: hat und dass sozusagen der Rüttlischwur eingelöst wird und dass die Schweiz entsteht, das ist

00:03:57: ja eigentlich die Handlung, und das geht nicht."

00:03:59: "Das ist die Handlung der Opa, und das Stück ist aber Teil des ersten Satzes, oder nicht

00:04:03: nur des ersten Satzes, sondern der Worteure, also das ist da das Ende vom Anfang."

00:04:06: "Das Ende vom Anfang, genau, und die Opa ist sehr lang, also das ist die Musik, die

00:04:11: nach ungefähr 10 Minuten kommt, wenn man drinsitzt, wo der Vorhang noch gar nicht aufgegangen ist."

00:04:15: "Es ist ein bisschen ein Snick-Pick in das, was noch kommen wird."

00:04:18: "Ganz genau, ja."

00:04:19: "Okay, und was kommt denn da jetzt wirklich, also die Opa Wilhelm Tell, was erzählt die

00:04:23: noch mal genau?"

00:04:24: "Die Geschichte des Wilhelm Tell, so wie man sie von Schiller kennt, also wir erleben

00:04:29: da den Rüttlischwur, wir haben eine Liebesgeschichte, die interessant ist, weil einer der Freiheitshelden,

00:04:36: der Arnold, verliebt sich ausgerechnet in eine Habsburgerin, die sich dann aber auf

00:04:40: die Seite der Aufständischen schlägt, aber das macht natürlich viel böses Blut, und

00:04:44: letztendlich ist die Tellgeschichte da drinnen, mit dem Apfelschuss und dem Mord an dem Gessler,

00:04:51: also alles, was man aus dem Stück eigentlich kennt, und das ist der Gründungsmütter der

00:04:56: Schweiz, natürlich ein fälliger Plätzchen hat alles nicht gegeben, aber funktioniert

00:04:59: wunderbar bis weit."

00:05:00: "Die bösen Habsburger, die Tyrannen und auf der anderen Seite der Wilhelm Tell, der Held,

00:05:06: der sich dagegen auflehnt, seine kleine David gegen Goliath-Geschichte, den Mann gegen

00:05:11: Robin Hood, mit der Armbrust, kriegt den Auftrag den Apfel vom Kopf, seine Sonne zu schießen

00:05:17: und trifft."

00:05:18: "Wie klickt denn das eigentlich?"

00:05:19: "Ja, das können wir jetzt hier nicht reinspielen, das ist eine relativ lange Szene, wo man nicht

00:05:22: wirklich jetzt hören kann, aha, also der Schuss ist jetzt nicht so symphonisch umgesetzt,

00:05:30: aber es ist die zentrale Szene, wo, was gibt's, viele bedeutende Szenen da drinnen, es ist

00:05:38: auch komponiert, das Gewitter, das ist die Anlei, der schon erwähnten Gewittermusik,

00:05:42: die dann später wiederkommt, wenn Tell, der als einziger im Stamme ist, das Boot durch

00:05:48: das Gewitter zu rudern über den See, frei gebunden als Gefangen von den Habsburgern, muss freigegeben

00:05:56: werden, weil sonst kommen die nicht ans Land, nicht?

00:05:59: Und er stößt eigentlich das Boot zurück, damit die untergehen, was aber nicht gelingt,

00:06:04: dann erschießt er den Stadthaltener nicht, das ist eine wilde Geschichte, natürlich eine

00:06:08: heroische Geschichte mit einem eben so hymnischen Finale, wie es gehört, also ein bisschen so

00:06:12: wie Fidelio von Beethoven, nur halt auf Schweizerisch oder auf Französisch, der berühmte italienische

00:06:19: Komponist Giacchino Rossini längst in Paris beheimatet, als seine letzte Oper hat das

00:06:24: komponiert."

00:06:25: "Wie kommt ein italienischer Komponist darauf, eine Schweizer Nationalmythos zu vertonen?"

00:06:29: "Ja, das muss man sehen aus der Zeit heraus.

00:06:32: Es waren, nach der französischen Revolution, vor allem in Paris natürlich Revoluzions-Obern

00:06:39: war ein Anfang, Fruchtessen ist ja zum Beispiel Fidelio von Beethoven auf einem solchen Revoluzionsstück

00:06:46: beruht und auch aus einer Befreiungsober-Revoluzions-Obern, Befreiungs-Obern, usw.

00:06:51: Und das…"

00:06:52: "1829 sind wir da über."

00:06:54: "Wir sind, also bei Rossini sind wir 1829 und da muss man schon, Musikhistorisch etwas

00:07:00: dazu sagen, Rossini war natürlich in den Jahrzehnten davor der Schöpfer der mehrheitlich komischen

00:07:07: Opern, der Opera-Puffer.

00:07:08: Also wir alle kennen den Barbier von Civilia, viele kennen auch noch Generente oder das

00:07:12: ist unser Aschenbrödel.

00:07:13: Da sind brillante, witzige, spritzige Opern mit tollen Arien, Kolleraturen und launigen

00:07:19: Ensemble und so und das war seine absolute Meisterschaft.

00:07:23: Und jetzt kommt er nach Paris und dort sind gerade natürlich diese Revoluzions-Obern

00:07:28: an Vogue und da sucht man vor allem nach einer mehr oder weniger bürgerlichen Form des

00:07:34: großen heroischen Musiktheaters, denn mittlerweile sind die Bürger dazu einigen Format gekommen

00:07:41: und es wollten jetzt nicht immer nur die Kaiser und Könige und Götter auf der Bühne herumstolzieren

00:07:46: sehen, wie es nicht nur bei Richard Wagner, sondern 150 Jahre früher schon in der Präsentation

00:07:51: Oper in der Französischen gewesen ist und so entstand also aus diesem einmal Garm-Revoluzions-Oper

00:07:58: und große heroische Oper entstand das, was wir dann musik-historisch Grand Opera nennen,

00:08:03: also die große Oper und die hatte dann eine ganz bestimmte Form, wo das sei noch kurz

00:08:09: gesagt letztendlich formal gesehen die beiden längsten Wagner-Obern sind eigentlich deutsche

00:08:17: Varianten der Grand Opera, nämlich die Meistersinger und die Götterdäberung.

00:08:21: Glaubt kein Mensch, ist aber so, keine eigene Sendung drüber machen, aber tatsächlich war

00:08:25: das die Kunstform in Paris der 30er-Jahre. Und erfunden hat das eigentlich in dieser

00:08:35: formalen Konzeption unser Rossini mit seinem Wilhelm Tell. Also es gab im Jahr davor die

00:08:41: Uraufführung der Stummen von Portigy von Obert. Davon habe ich noch nie gehört. Nein, aber eine

00:08:47: wichtige Oper, deswegen das war die erste, die diese Form sozusagen ins Leben gerufen hat und die

00:08:54: immerhin im Jahr 1830 bei der Aufführung in Belgien die belgische Revolution eingeleitet

00:09:01: hat, weil das Publikum aufgeheizt durch die Revolutionsszene, die da drinnen ist, aus dem

00:09:08: Theater gestürmt ist und damit die eigentlich die Loslösung Belgiens von Holland begann,

00:09:15: von den Niederlanden. Aber das ist für das zu weit, aber diese Oper hat tatsächlich eine

00:09:20: Revolution ausgelöst. Kann man dann sagen, das Publikum wollte bürgerliches, aufständisches,

00:09:26: revolutionäres, hat zuerst eine Musik bekommen und hat es dann tatsächlich auch auf die Straße

00:09:31: getragen. So könnte man es verkürzt sagen, wobei das Lustige ist, dass die schon nach dem vierten

00:09:35: Akt losgestürmt sind, wo man auch denken kann.

00:09:39: dass wir jetzt gut gehen. Das geht gar nicht gut aus in der Stimmung von Portigis, denn die

00:09:43: Bösen überleben da, ja, aber das war denen wurscht, weil die waren schon weg. Ich meine,

00:09:48: das ist natürlich nur ein kleiner Teil des revolutionären Potentials, das damals war. Aber

00:09:52: interessant, dass tatsächlich der Signalschuss zum Beginn der Belgischen Revolution war wirklich

00:10:00: die Aufführung der Stimmung von Portigis und im Jahr danach die gleichzeitig komponierte Oberwilhelm

00:10:06: Tell von Rosini, die viel besser ist in jeder Hinsicht als das, was Oberkomponiert hat,

00:10:12: denn das war halt Rosini und der war der Opernmeister seiner Zeit. Das ist gar keine Frage.

00:10:17: Ein bisschen so könnte man sagen, er hatte gar keine Lust mehr eigentlich, weil er war krank

00:10:22: und das war die Hälfte des Lebens, um es mit Höller-Lins-Gedicht zu sagen, für ihn. Auf dem

00:10:28: Höhepunkt seines Rums hat er aufgehört und hat sich nur mal der Küche gewidmet. Ich habe

00:10:33: ihm gesagt, er übersiedelt. Und bevor er in die Küche übersiedelt ist, was natürlich auch damit

00:10:39: zu tun hat, dass er wirklich ausgebrannt war, hat fünf Opern pro Jahr komponiert in der Zeit davor.

00:10:44: Aber wie auch immer, er hat sich dann in die Küche zurückgezogen. Und davor hat er aber geschaut,

00:10:49: was machen denn die Kinder da alle? Aha, die wollen da jetzt so diese Revolutionsopertein,

00:10:54: denn dann, ich sage es immer mit dem Bild, dann hat er als Altermeister gesagt, also,

00:11:00: ich zeige euch noch, bevor ich in die Küche gehe, zeige ich euch noch, wie das geht. Und hat

00:11:04: William Tellinger und das ist das Musterbild und wahrscheinlich die beste Grand-Opera,

00:11:08: die je komponiert worden ist. Der es dann perfektioniert hat, war Giacomo Mayerbeer, ein Deutscher mit

00:11:15: einem italienischen Namen, der in Paris die Grand-Opera eigentlich im Verein mit dem Libertisten

00:11:21: Jean Scribb zum Weltrum gebracht hat. Der hat die ganz großen Beispiel der Prophet,

00:11:27: die Afrikanerin, komponiert und die sind am Jahrzehnte das Repertoire beherrscht.

00:11:33: Okay. Und William Tell, da ist es gut ausgegangen für die Revolutionären, also eigentlich ein schöner

00:11:38: Anreiz, Revolutionär tätig zu werden. Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, da wird die

00:11:43: Geschichte von William Tell erzählt und in dieser Overtüre wird die Geschichte schon einmal vorweg

00:11:47: genommen und dieses letzte Teil ist das Finale der Overtüre, dieser wilde Rit, den wir gehört haben

00:11:53: und ja so berühmt ist als Melodie, das ist dann sozusagen der Freiheitsrit von den Schweizer Soldaten,

00:12:00: von den Aufständischen, die es geschafft haben, sich loszueisen von der Tyrannei. Das heißt,

00:12:07: kann man sagen, dass dieser Cartoon-Sound, das ist eigentlich das Sound des Aufstands?

00:12:11: Ja, könnte man ruhig so sagen. Das erfolgreichen Aufstand. Es ist ja so, wie du sagst, ich meine,

00:12:17: das ist eine typische Potpourri-Overtüre, hat man das genannt, wo verschiedene Elemente, die zum

00:12:24: Teil tatsächlich dann später in der Opa noch einmal kommen, vorweggenommen werden. Ein bisschen so hat

00:12:29: Sir Beethoven versucht mit den ersten Overtüren, die er für seinen Fidelio komponiert hat, die

00:12:33: Leonoren-Overtüren, die ja auch schon das positive Ende vorwegnemen. Im Freischütz von Weber haben

00:12:38: wir es da ganz stark, da wissen wir, das geht gut aus. Nach den ersten zehn Minuten, wenn man die

00:12:43: Overtüre gehört hat, weiß man, da geht es ziemlich tragisch zu, aber das wird gut ausgehen. Das ist

00:12:49: ja auch der Fall. In diesem Fall, die bekannteste Verwendung von diesem Finale ist ja neben diesen

00:12:54: ganzen Kartons, die ich aufgezählt habe und wo das, glaube ich, wahnsinnig gern verwendet wird. Also,

00:12:58: das passt halt einfach in dieser komikhaften, schnelle, auch fast im Zeitraffer verspielte Handlung

00:13:08: geschehen. Aber auf jeden Fall eine sehr bekannte Verwendung ist auch die Titelmelodie von der

00:13:13: amerikanischen Serie "The Lone Ranger". Da wurde auch ein Stück das Heldenmut und Abenteuer. Da ist

00:13:19: dieser wilde Rittwittern halt auch aufs Pferd übertragen. Aber was ich dich fragen wollte, gehört

00:13:23: das wirklich so schnell, wie wir es bei Tom und Jerry hören? Das ist in diesem Tempo gedacht. Das ist

00:13:30: ein richtiger Galopp. Das mit Galoppieren hat das was zu tun, das hat was mit Pferden zu tun. Ist das

00:13:36: schon ein bisschen als Karrikatur gedacht? Ich glaube gar nicht, dass es als Karrikatur gedacht ist,

00:13:42: sondern das ist ein Aufjubeln, ein Losstürmen, das nicht aufzuhalten ist. Eigentlich ein Signal für

00:13:51: eine unbezwingbare Aktion, wenn man so will, die halt da in dem Fall dann die Revolution ist. Es

00:13:57: kennt genauso gut sein, dass es ein Pferdrennen ist und dass die Musik ist, die den, der DePaul

00:14:02: Position hat und hält begleitet. Wie ist das, wenn Teile von einer Oper oder von einem Musikstück

00:14:08: so ein Eigenleben entwickeln, dass sie so oft in anderen Kontexten eingesetzt werden, dass man

00:14:13: als Publikum, aber vielleicht ja auch als Musikerin und Musiker schon so fixe Bilder im Kopf hat?

00:14:19: Hat das eine Auswirkung auf die Wahrnehmung im klassischen Musikkontext auch? Oder anders

00:14:26: gefragt, haben die Bläse im Orchester dann vielleicht auch boxbar im Kopf, während sie das

00:14:29: spielen? Sicher. Also das ganz sicher. Jeder Musiker, der das spielt, kennt einige dieser

00:14:35: Zeichentrick-Versionen zumindest. Also da bin ich mir ganz sicher, macht auch Freude und ist in

00:14:41: dem Fall ja auch nicht schädlich, weil es soll ja Freude vermitteln, nicht in diesem Fall. Es gibt

00:14:46: auch schädliche Wirkungen. Wir haben das mal besprochen. Gustav Mahler, das Adagetto, der vierte

00:14:52: Satz der fünften Symphonie, ist verwendet worden von Lucchino Visconti als Soundtrack für den Tod

00:14:58: in Venedig. Und seit damals ist das konnotiert mit dem Tod, mit dem Sterben in Schönheit. Und das

00:15:06: Gegenteil ist der Fall. Es ist in Wahrheit ein Liebesbrief an Alma Schindler, die kurz darauf

00:15:12: Gustav Mahler's Ehefrau wurde. Und das ist natürlich damit tot, weil jeder, der den Film

00:15:17: gesehen hat, ist natürlich jetzt auf ewig gestraft, dass er diese Musik, wann er sich hört, immer mit

00:15:24: den Sterben in Verbindung bringt. Das ist wahrscheinlich auch nicht mehr auszumerzen. Bei der

00:15:29: Overtüre von Wilhelm Tell vielleicht auch nicht mehr, aber das kann ja jeder selbst jetzt gleich

00:15:34: überprüfen. Wir spielen jetzt wie gewohnt in "Taktlos to Go", das ganze, aber es ist nicht das ganze. Es

00:15:40: ist der Schluss der Overtür von Wilhelm Tell von Rossini. Danke fürs dabei sein. Wiederhören. Ciao.

00:15:54: .

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00:19:04: Klassik für "Taktlose".

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