Musiksalon: Rudolf Buchbinder und sein Festival in Grafenegg
Shownotes
Rudolf Buchbinder wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Im Podcast-Studio bei Wilhelm Sinkovicz zu Gast erzählt er, wie er zum Festspiel-Intendanten von Grafenegg geworden ist - und wie er einst vom Wunderkind aus einfachen Verhältnissen zum international renommierten Interpreten avancierte.
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00:00:00: Zu einer schönen Tradition ist mittlerweile das Saba-Festival in Grafenegg geworden, eines
00:00:28: der berühmtersten Musikfestivals der Welt. Der Veranstaltungsreigen ist untrennbar mit dem
00:00:35: Namen des Intendanten Rodolf Buchbinder verbunden. Der heuer wiederum ein besonderes Jubiläumfeiert.
00:00:43: Im Dezember wird er 80. Grund genug diesen Pianistenintendanten einmal den Mittelpunkt eines
00:00:53: Musiksalons zu stellen. Der Künstler hat mir einige Fragen beantwortet, zuallererst die,
00:01:00: wie man zu einem Intendanten wird als Pianist und vor allem, ob das wirklich Spaß macht.
00:01:08: Obwohl mir das sehr, sehr oft angeboten wurde, aber ich wusste da, es gibt überall Problemchen. Bei
00:01:16: den kleinen Festivals oder auch bei den größeren, je nachdem. Dann geschieht das in Grafenegg.
00:01:21: Das war ja nichts vorhanden. Die Idee von Erwin Bröll war, dort Musik zu installieren und zwar
00:01:32: mit einem, nicht mit einem Pimper Theater, sondern mit dem Volkendurm, der mittlerweile ein Magnet
00:01:40: geworden ist für alle. Im ersten Jahr und unter anderem zu Bineter und Rene Fleming haben beide
00:01:48: gefunden, es ist die beste Open-Air-Bineter-Welt. Es ist das Prinzip des griechischen Theaters für
00:01:56: 2300 Personen. Das heißt, die Rasenblätze aber nicht so überdimensioniert wie manch andere und
00:02:04: vor allen Dingen nicht wie bei anderen Festivals, die ja, ich will keinen Namen nennen, aber die
00:02:10: haben die Bühne, auch wenn es professorisch ist, und dann sitzen die alle eben. Und das ist ja bei
00:02:16: uns nicht der Fall. Bei uns ist es wirklich wie ein Amphidiater. Da möchte ich eine Geschichte dazu
00:02:22: erzählen, der unvergesslich. Nicolas Hano-Kur mit dem Minervieler Monika, dann Nicolas Saldner
00:02:29: auftraussend illusorisch, sage ich, okay, macht ein Konzert mit dem Fieler Monika im Auditorium.
00:02:36: Ich pass ihm ab vor der Einspielprobe und fahre mit ihm und mit der Alice mit dem Golf-Auto zum
00:02:44: Wolkenturm. Die Alice geht da rein hinauf im Wolkenturm und dann Nicolas mit seinem Taschel
00:02:53: schwingend auf die Bühne und testet, aha, testet aus. Es sagt, Rudi will heute dort dirigieren.
00:03:02: Sag ich das, Nicolas, das ist schön. Ja, aber es ist leider nicht möglich.
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00:05:39: Rudolf Buchbinder und der Konzentus Musikus unter Nicolas Saldnern-Kur mit Mozart. Der
00:05:46: Dirigent hat Buchbinder, das gewöhnt ist, seit Jahrzehnten auf dem Steinway zu spielen,
00:05:53: überredet doch einmal ein Hammerklavier auszuprobieren. Das meint Rudolf Buchbinder, wenn er von fremd gehen spricht.
00:06:01: Was möglich ist, wenn ich eine zu große Kantiläne habe, z.B. wie ein Körkel für 67 zweiter Satz,
00:06:07: auch wenn es einer der schönsten Melodien ist. Wenn man das nur bis zur 12. Reihe hört
00:06:13: und mich ab der 12. Reihe nur mehr sieht und jetzt hört, das ist natürlich ein Problem.
00:06:18: Deswegen habe ich das C-Dur, der 503-Gewild. Dann ruft die Alice an, so wie will das aufnehmen
00:06:25: das Konzert, aber sie brauchen ein zweites Klavierkonzert. Das war das einzige Fremde gehen.
00:06:31: Da habe ich zwei Klavierkonzerte von Mozart gespielt mit Nicolas Waff, waren vergnügen.
00:06:36: Ich habe das sehr genossen.
00:06:37: Im Übrigen hat er mit Hanon Kuhr in der Folge etliche Aufnahmen gemacht und noch viel mehr
00:06:43: Auftritte absolviert, bei denen er sehr wohl auf dem modernen Steinway spielen konnte.
00:06:49: Mit Hanon Kuhr hat er sich sofort verstanden, instinktiv. Viel Probenarbeit war da offenbar nicht nötig.
00:06:58: Man darf nicht vergessen, alles was ich gespielt habe mit dem Mozart-Beethoven-Brahmskonzerte,
00:07:03: hat er alles zum ersten Mal dirigiert. Und seine menschliche Größe werde ich nie vergessen.
00:07:11: Das erste Konzert war im Wien im Konzert das 4/2-Aktik. Alle haben gesagt, Hanon Kuhr,
00:07:17: der schreibt ja alles vor, was er zu tun hat, wie er sich zu bewegen hat, was ich was habe.
00:07:22: Nicht das Geringste. Er muss auf der Bühne getroffen. Da war nicht einmal der Tempo nix für nix.
00:07:30: Und jetzt kommt seine Größe. Mit dem Wiener Symphonikern, er macht das erste Tutti, stoppt
00:07:37: und verregt mich, war dem ganzen Orchester. Wie war das Tempo, war das so in Ordnung?
00:07:43: Macht ein anderer nicht. Das war seine menschliche Größe. Und wir haben dann sehr, sehr viel zusammengemacht.
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00:10:16: Dass ich heute noch in meinem Alter das Repertoire so spielen kann, wie ich es mir vorstelle.
00:10:23: Ich möchte dazu sein, dass mir z.B. die Brahmskonzerte, die eigentlich das Leichteste ist,
00:10:29: mir heute leichter fallen, technisch wie vor 10 Jahren. Das ist ja nicht enorm.
00:10:37: Aber das ist meine Art, meine ökonomische Art des Übens, um die Finger zu schonen, die ja Hochleistungssportler sind.
00:10:47: So wenn ich jeden Tag 6 Stunden der Brahmskonzert übe, geht das nicht.
00:10:52: Ich kann sehr viel mit Kopf arbeiten, kann das umsetzen, dass die Finger mir gehorchen.
00:11:00: Das ist ganz wichtig, dass die Finger ja nicht das tun, was sie wollen. Das passiert auch manchmal nicht.
00:11:07: Da schimpfe ich halt, da bin ich sehr böse. Aber das kommt Gott sei Dank selten vor.
00:11:11: Zurück nach Grafenegg und zum Festival, das Rudolf Buchbinder von Anfang an, geleitet hat.
00:11:18: Schon im ersten Jahr ist der Entschluss gefallen.
00:11:22: Im Wolkenturm zu musizieren, sondern dass in Grafenegg eine ganze Konzertlandschaft entstehen sollte.
00:11:31: Demnächst wird übrigens ein Rudolf Buchbindersaal eröffnet, also die dritte Spielstätte bestens geeignet für Kammermusik
00:11:41: und im Foyer wird sich dann sogar eine Rudolf Buchbinderbüste finden.
00:11:47: Da kriegt der Künstler schon einmal an seine Anfängerzeug als Wunderkind in Wien.
00:11:53: Ich war ja mit fünf Jahren der jüngste Student. Bis dorthin war er der Fritz Kreisler.
00:11:59: Der hatte jetzt nur mit den Silbermedaillen, den ich übrigens sehr, sehr schätze.
00:12:04: Natürlich gab es Klassenabende, wo man ein Stück Spiel vor alle Schüler spielen, Klassenabend Marianne Lauder.
00:12:12: Da war ich, bin ich gerade elf geworden, war mein erstes großes Konzert im Großen Musikvereinsaal, erstes Beethoven.
00:12:22: Und das begleitet mich bis heute. Dieses erste Beethovenkonzert ist ein Stück von mir.
00:12:29: Es ist Verwachsen mit mir, da haben wir es noch in der kurzen Hose.
00:12:33: Nach fünfzig Jahren wollte ich es noch einmal aufführen. Da habe ich mir überlegt, ob ich wieder in der kurzen Hose aufleite.
00:12:40: Oder hätte ich mehr Geld verlangen müssen.
00:12:46: Es gibt eine Stelle in diesem Konzert, die natürlich auf einem Beethoven-Kervier wesentlich leichter zu spielen war.
00:12:55: Und zwar die Rückführung zur Reprise, dieser eine Takt ist auf der Dominante, mit einem Octafenlauf in der rechten Hand.
00:13:07: Natürlich könnte man das mit deinen Händen spielen, aber dann fehlt die Dominante der Fortissimo auf der Aufengeh im Bass.
00:13:18: Das Orchester spielt das nicht, nur das Klavier.
00:13:21: Ich sage, ich spiele das Konzert, solange ich das mit einer Hand spielen kann, damit ich mit der linken Hand den Bass hinausdämmern kann.
00:13:47: Das Repertoire Rudolf Buchbinders ist enorm, aber es enthält einige Lehrstellen, derer er sich durchaus bewusst ist.
00:13:56: Ich habe, es muss ich zugeben, einen Manko. Ich habe nie einen Bartokler-Werkonzert gespielt, was mir sehr leidtut.
00:14:04: Er weiß auch, dass das schon etwas mit dem Unterricht in Wien zu tun hat und mit seinem Lehrer Bruno Seidelhofer und dessen Vorlieben und Abneigungen.
00:14:16: In manchen Dingen muss der Buchbinder ein Selfmade-Pianist werden.
00:14:21: Das zweite Problem war, Bruno Seidelhofer, mein Lehrer, auch der Lehrer von Gulda. Er hat bei ihm mit der Mathe Agri und Nelson Freire studiert.
00:14:32: Wirklich eine Klicke, eine Mafia-Klicke, bis in die frühen Morgenstunden.
00:14:38: Man hat natürlich Bach gespielt, um Impressionisten, von der Welt bis zu sie.
00:14:46: Das war seine Musik, und dann werde ich ihn nie vergessen. Ich war 13, das sagt der Seidelhofer zu mir, war immer Burli.
00:14:57: Einmal hat er gesagt, Burli, mach mal abfreit, über ein bisschen mehr.
00:15:03: Dann sagt der Burli, ich habe was Großes vor, was du lernen wirst. Ich habe schlaflose Nächte gehabt, ich weiß dir nicht was.
00:15:11: Das war für mich damals ein Schock.
00:15:19: Ich habe gedacht, das Fünfte-Bait-Wofen oder so auf dem Schopal-Konzert.
00:15:24: Ich habe damals zu Rahman, noch als 13-Jähriger, noch keine Ahnung gehabt.
00:15:30: Seitdem begleiten mich diese Bach-Animationen auch ein Leben lang.
00:15:36: Etwas, was man bei Seidelhofer nicht lernte, Franz Liszt.
00:15:40: Er war bei allen Jury in der Welt.
00:15:43: Wenn jemand Liszt spielt, ist er rausgegangen.
00:15:46: Ich habe das Glück gehabt, ungefähr 10, 12 Jahre an der Musikhochschule zu studieren, als außerordentlicher Schüler.
00:15:55: Aber ich habe bei Seidelhofer nicht ein einziges Mal Liszt gehört.
00:15:59: Also ich muss sie mir das selbst aneignen.
00:16:02: Die Liszt haben auch so eine Art, wo der Lieblingsstück, das erste Liszt-Konzert, wo der Lieblingsstück.
00:16:09: Und vor allem seine Bearbeitungen.
00:16:13: Da sieht man nicht nur, dass es geschmackvoll sind, sondern auch der Respekt und die Verehrung zu den Komponisten, zu Schubert und so weiter.
00:16:26: Man hört den Schubert, z.B. Leschitzki, Bearbeitungen, und nichts von Johann Strauß, da hört man nur Leschitzki.
00:16:35: Und das ist die Größe von Liszt.
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00:21:23: Auf Franz Liszt hoch virtuose, aber eben so charmante Verbeugung vor dem Melodiker Verdi.
00:21:30: Auf Franz Liszt kommt Rudolf Buchbinder übrigens auch zu sprechen, wenn es um den Komponisten geht,
00:21:36: mit dem Werk man seinen Interpretnamen wohl am allerersten verbindet, Ludwig van Beethoven.
00:21:44: Für die Aufarbeitung des Werks des Wiener Klassikers hat sich Liszt besonders engagiert.
00:21:50: Er war ja überhaupt einer der größten Verehrer von Beethoven.
00:21:56: Er hat ja nicht nur die Klaviersonaten herausgebracht, sondern die Violinsonaten, die Streich-Graddette.
00:22:03: Wie übrigens die Ausgabe, die Gesamtausgabe seiner Klaviersonaten, ist für mich einer der besten Ausgaben.
00:22:10: Allein aus dem Grund, es steht nur das drinnen, was Beethoven schrieb.
00:22:16: Heute bei Urtext, die finden, dass der Komponist so viel vergessen hat, das ist alles im Klammer.
00:22:22: Da steht "Urtext" und da kommen meine Schülerinnen und Schüler und spielen das Urtext.
00:22:29: Das Forte im Klammer sage ich, das ist im Klammer, das hat mit Beethoven das Schubert nichts zu tun.
00:22:34: Ah, so, ah so, das ist so unmöglich.
00:22:38: Wir wissen ja, dass Franz Liszt nicht der allerschlechteste Bienist war.
00:22:43: Aber in seiner Gesamtausgabe gibt es keinen einzigen Fingersatz von ihm.
00:22:50: Nur die Fingersätze von Beethoven, und das ist der Traum.
00:22:54: Das ist eine Urtext-Ausgabe der Ware.
00:22:57: Die Verärgung von Liszt für Beethoven widerspiegelt sich schon darin,
00:23:01: dass ein Schüler der Winterberger ja auch ernst ist.
00:23:04: Eine Gesamtausgabe der Beethoven-Sonaten machte unter anderem, wahrscheinlich andere auch,
00:23:10: aber Beethoven war ein Mieterpunkt dafür, er liest es in Unterricht.
00:23:15: Wenn wir von der Prägung des Pianisten-Buchbinder durch seinen Lehrer Bruno Seidelhofer sprechen,
00:23:20: dann sollten wir vielleicht auch vom Lehrer-Buchbinder sprechen.
00:23:24: Das Unterrichten hat er über lange Jahre und mit großem Engagement geübt.
00:23:30: Ich habe es genossen, über 30 Jahre an der Universität in Basel zu unterrichten.
00:23:36: Einer meiner Schüler, Oliver Kern, hat den Beethoven-Bettwerb in Wien gewonnen.
00:23:41: Und sonst, ich habe einige sehr talentierte Schülerinnen und Schüler.
00:23:45: Das Erstaunliche ist ja, dass man als Lehrer auch so viel lernt dabei.
00:23:51: Ich reise ja oft ohne Noten.
00:23:53: Und wenn man das ein Stück länger spielt, schwindeln sich falsche Noten hinein,
00:23:59: um zu Harmonie passen.
00:24:01: Aber sie sind falsch.
00:24:03: Falsche ist falsch.
00:24:05: Fälschung ist Fälschung.
00:24:08: Und dann behaupte ich mich manchmal plamiert bei den Schülerinnen und Schüler.
00:24:12: Na, ich habe den Fehler gemacht, nicht?
00:24:14: Aber sie haben sich natürlich immer gewundert.
00:24:17: Das habe ich vom Seidelhofer gelernt.
00:24:20: Er hat immer bei Klavierkonzerten den Orchesterbad gespielt.
00:24:24: Aber den habe ich in Basel immer auswendig gespielt, den Orchesterbad.
00:24:28: Auch Kammermusik.
00:24:30: Ich bin ja mit Kammermusik aufgewachsen ursprünglich.
00:24:34: Der Bruno und wir waren dann sehr, sehr befreundet.
00:24:37: Das war ganz wichtig für mich, auch für meine Entwicklung.
00:24:41: Als ich damals das Gesamtwerk von Haydn aufnahm, hat er mir sehr geholfen.
00:24:46: Weil er gesagt hat, übe ein bisschen.
00:24:49: Das erste Brahms habe ich sehr gerne bei ihm gespielt.
00:24:52: Und immer, wenn ich nichts geübt habe, bin ich mit dem ersten Brahms
00:24:57: in die Stunde gekommen.
00:24:59: Weil er den Orchesterbad so laut gespürt, dass er mich überhaupt nicht gehört hat.
00:25:06: Und was mein großes Glück war, ab dem Alter mit fünf.
00:25:13: Ich hatte seit meines Lebens nicht ein einzigen Einzelunterricht.
00:25:18: Wir waren alle zusammen.
00:25:21: Bei der Marianne Lauder, da war man mit den erziehungsberechtigten
00:25:24: und bedannten Onkel oder Cousins.
00:25:27: Die Kinder, wir waren alle zusammen.
00:25:29: Und dann bin ich mit elf Jahren in die Meisterklasse gekommen.
00:25:32: Da waren wir alle in der Klasse zusammen. Alle.
00:25:35: Da hat es nicht diesen Bürokratismus gegeben, von 9 bis 10, von 10 bis 11.
00:25:39: Wenn einer mit einer Haydn-Sonate kam, hat er halt nur
00:25:42: eine Dreiviertelstunde Unterricht gehabt.
00:25:44: Mit einem Brahms-Konzert halt zwei Stunden.
00:25:46: Nächste Woche war es anders.
00:25:48: Und man hat auch gelernt davon.
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00:28:04: Ein Ausschnitt aus der Gesamtaufnahme der Haydn-Schen Klaviermusik,
00:28:08: die Rudolf Buchbinder in den frühen Jahren seiner Karriere für Telldeck gemacht hat.
00:28:12: War über die Jahre hin immer der Fokus seiner Tätigkeit.
00:28:17: Mozarts Klavierkonzerte und Beethovens Konzerte und Klavier-Solomusik.
00:28:23: Allein den Zyklus der 32 Klavier-Sonaten von Beethoven
00:28:28: hat er Dutzende Male in aller Welt gespielt.
00:28:31: Und zwar auf seine Weise, also jedenfalls nicht,
00:28:34: alles schön nach der Reihe von der Sonate 1 bis zur Sonate 32.
00:28:40: Und den Begriff der Wiener Klassik, den fast erweit,
00:28:46: für ihn gehört natürlich auch Schubert zu den Klassikern.
00:28:50: Und außerdem auch manches Versatzstück der sogenannten neuen Wiener Schule.
00:28:55: Wobei er bei Schubert zu gibt,
00:28:57: dass er bei dessen Solarwerken immer sehr wählerisch gewesen ist.
00:29:01: Ich habe von Schubert Sonaten sehr wenige gespielt,
00:29:05: erstaunlicher, obwohl mir die Musik ja so nahe ist.
00:29:09: Aber ich finde zum Beispiel einen Abend der letzten drei Schubert-Sonaten zu monotoren.
00:29:16: Im Gegensatz zu den letzten drei Beethoven-Sonaten.
00:29:20: Das ist wirklich Gott und die Welt.
00:29:23: Das ist so die 109, die introvertierte romantische Sonate,
00:29:28: die natürlich als erste Stück darunter leidet, der erste sein zu müssen.
00:29:33: Dann kommt die 110, die ja für mich einer der allergrößten Sonaten ist.
00:29:38: Und dann das Adieu der 111, danach kann man nicht spielen.
00:29:46: Ich habe einmal in Wiener Musikverein die Alpernberg-Sonata als Zugabe gespielt.
00:29:51: Aber man hat es nicht verstanden, dass das die logische Fortsetzung ist.
00:29:56: Eine hochromantische Sonate, die total missverstanden wird.
00:30:02: In irgends passt sie so gut hin, wie nach einer Opus 111.
00:30:08: Ich habe bei meinen Beethoven-Zyklen, mittlerweile sind es 62 weltweit,
00:30:16: 62 meinen Beethoven-Zyklus gespielt.
00:30:19: Ich mache den Zyklus nie chronologisch, weil ich bin kein Oberlehrer.
00:30:23: Ich habe das furchtbar gebunden.
00:30:25: Die drei Opus 2 oder 3, Opus 10 oder 3, das bringt nichts.
00:30:30: Auch der Gegensatz fürs Publikum jeden Abend aus verschiedenen Lebensbereichen
00:30:35: von Epochen von Beethoven, das mitzuerleben.
00:30:38: Und dann die Gegensätze.
00:30:40: Das eine einzige Abend ist der letzte, die drei Sonaten.
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00:35:33: Die Frage nach seinen Lieblingsveranstaltungen
00:35:48: im Festspielprogramm von Grafeneck, die Wehrdrodolf Buchbinder zunächst zwar ab,
00:35:53: aber dann findet er auch noch 2025 doch ein Konzert,
00:35:58: das ihm ganz besonders am Herzen liegt.
00:36:00: Wenn man mich fragt, etwas geschieht heuer,
00:36:03: das ist ein unglaublicher Liebesbeweis,
00:36:06: dass Zubin Meta das Abschlusskonzert macht mit dem Tonkünstler-Arkester.
00:36:11: Ich könnte weinen.
00:36:13: Ich habe Tränen jedes Mal, wenn ich daran denke,
00:36:16: dass Zubin ist einer der letzten Menschen unter den Musikern.
00:36:20: Meta dirigierte vor 60 Jahren zum letzten Mal die Tonkünstler.
00:36:25: Die fragen mich schon, kommt er wirklich, kommt er wirklich?
00:36:29: Ja, ja, ich habe jetzt kommen.
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00:38:55: * Musik *
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00:39:04: Ein Freiluftkonzert einmal anders.
00:39:11: Rodolf Buchbinder nicht im Wolkenturm von Grafeneck,
00:39:15: sondern im Schlosspark von Schönbrunn
00:39:19: mit den Wiener Philharmonikern
00:39:21: mit der Verleitung von Zubin Meta an 02015.
00:39:25: Mittlerweile habe ich in meinem Leben
00:39:28: über 50 verschiedene Klavierkonzerte gespielt.
00:39:31: Es gibt natürlich viele, die ich nicht mehr spielen werde.
00:39:34: Das ist ganz klar.
00:39:36: Aber man hat uns so viel fürs Klavier geschenkt,
00:39:40: dass wir nicht im Stande sind,
00:39:42: alles zu spielen, was für uns komponiert wurde.
00:39:45: Ist illusorisch.
00:39:47: Wie geht man an den Werk heran?
00:39:50: Ich habe das einmal aufs Bult gelegt
00:39:56: und habe es vom Blatt gespielt.
00:39:59: Wenn ich sofort der Funke kam, habe ich es weggelegt.
00:40:05: Das ist gar keinen Sinn.
00:40:08: Es gibt Werke, die ich vom Blatt gespielt habe,
00:40:11: wo der Funke nicht sprang.
00:40:13: Das war vor 40, 50, 60 ...
00:40:16: Z.B. das Schumannklavierkonzert.
00:40:20: Ich dachte, es ist kein Problem.
00:40:23: Ich habe das ein Jahr weggelegt
00:40:26: und dann ist es meine große Liebe geworden.
00:40:30: Das ist überhaupt mein Prinzip, Musik zu machen.
00:40:33: Es gibt keinen Kompromiss.
00:40:35: Auch kann man Musik.
00:40:37: Entweder man passt zusammen.
00:40:39: Ich habe eine Tournee mit der Alman Berg,
00:40:41: die hat unter anderem gemacht.
00:40:43: Ich habe schon eine Schauspielquintät aufgenommen.
00:40:46: Wir haben eine Probe gebraucht.
00:40:48: Man braucht nicht.
00:40:50: Entweder man atmet die Musik gemeinsam.
00:40:52: Wenn es nicht funktioniert, sind auch 20 Proben zu wenig.
00:40:55: Und dann macht man Kompromisse.
00:40:57: Das ist schlecht.
00:40:59: Es gibt keinen Kompromiss in der Musik.
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00:41:32: * Musik *
00:42:02: * Musik *
00:42:32: * Musik *
00:43:02: Der Pianist ist im Allerwelt mit allen bedeutenden Orgestern,
00:43:07: mit vielen bedeutenden Dirigenten.
00:43:10: Als Kamermusiker und natürlich als Solist unterwegs.
00:43:14: Einmal im Jahr konzentriert er sich aber auf sein eigenes Festival.
00:43:20: Und am Ende bleibt für ihn vor allem Dankbarkeit.
00:43:23: Es ist ein Geschenk, das ich ein Leben lang Musik machen durfte.
00:43:29: Das hat der liebe Gott dieses Talent geschenkt hat,
00:43:33: was ich als Verpflichtung empfinde.
00:43:36: Man kann es nur Karriere machen, wenn du beides hast.
00:43:40: Disziplin und Talent.
00:43:43: Beides allein genügt nicht.
00:43:46: Und diese Verpflichtung, die habe ich sehr gepflegt.
00:43:50: Das habe ich auch oft bedankt dafür.
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00:45:22: * Musik *
00:45:37: Franz Schubert, "Moma Musical" in F-Mol,
00:45:41: stand am Ende unseres heutigen Podcasts.
00:45:45: Er war Erudolf Buchbinder
00:45:47: und seinem Festival in Grafeneck gewidmet.
00:45:50: Danke fürs Zuhören.
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